Frankfurter Buchmesse 2025 

© Frankfurter Buchmesse / Marc Jacquemin
© Frankfurter Buchmesse / Marc Jacquemin

»Fantasie beseelt die Luft«: Das Motto der Frankfurter Buchmesse 2025 stammt vom diesjährigen Ehrengast der Messe, den Philippinen, und bezieht sich auf die unendliche Kraft des Geschichtenerzählens. Das LZG war für Sie vor Ort!

Über 4.000 Ausstellende, 238.000 Besucher*innen, 3.500 Veranstaltungen – die Frankfurter Buchmesse bot auch in diesem Jahr wieder ein beeindruckendes Programm. Neben zahlreichen Verlagsgesprächen, die uns für die kommenden Veranstaltungsprogramme inspiriert haben, haben wir die Fachbesucher*innentage damit verbacht, das vielseitige Veranstaltungsprogramm der Messe zu verfolgen und die kreativen und liebevoll gestaltete Messestände zu bestaunen. Lesen Sie hier von unseren Eindrücken. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Stöbern! 




Verleihung des Deutschen Buchpreises

von Nicoletta Murano (Praktikantin) 

© Christof Jakob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Montag, den 13. Oktober 2025, wurde Dorothee Elmiger für ihren Roman Die Holländerinnen mit dem Deutschen Buchpreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 25.000 € dotierte Preis würdigt jährlich den besten deutschsprachigen Roman, die übrigen Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 €. 

 

Dorothee Elmiger, geborene Schweizerin, studierte Literatur am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig sowie Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Luzern und der Freien Universität Berlin. Die 40-Jährige lebt als freie Autorin in New York und gilt als eine der prägenden Stimmen des innovativen Erzählens in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

 

Ihr preisgekrönter Roman Die Holländerinnen, der im Hanser Verlag erschien, handelt vom Versuch einer Theatergruppe, das rätselhafte Verschwinden zweier niederländischer Forscherinnen in einem lateinamerikanischen Urwald nachzustellen. In indirekter Rede erzählt, reflektiert der Roman Fragen der Mimesis und einer »ekstatischen Wahrheit«.  Er ist ein Spiel zwischen Fiktion und Realität, Spurensuche und Erinnerung.

 

In der offiziellen Begründung der Jury heißt es: »Dieser Roman ist ein Ereignis«, und Elmigers Stil wurde als zugleich distanziert und fesselnd bezeichnet. Das Buch entführe auf einen »faszinierenden Trip ins Herz der Finsternis«, so die Jury. Bei der offiziellen Preisverleihung wurde betont, dass Die Holländerinnen nicht nur formal mutig sei, sondern auch eine eindringliche Reflexion über Identität und Grenzen darstelle.

 

Weitere Informationen zu Preisverleihung und Preisträger finden Sie auf der Homepage des Buchpreises.


»Fantasie beseelt die Luft« – Eine Reise durch die Literatur der Philippinen

von Lucia Drewenka (Praktikantin)

Eine Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur aus und über die Philippinen

 

 

 

Von Heimat und Ferne geprägte Welten – eine Veranstaltung mit Candy Gourlay, Ester Tapia und Maya Butalid

 

 

 

Noli me Tangere von Jose Rizal

Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich viele Eindrücke gesammelt: von bunt beleuchteten und kreativ gestalteten Verlagsständen bis hin zu tiefgründigen Gesprächen über Selbstermächtigung, Machtmissbrauch, und Demokratie. Besonders wird mir der diesjährige Ehrengast in Erinnerung bleiben – die Philippinen.

 

Viel wusste ich bisher noch nicht über den Inselstaat in Südostasien, vor allem nicht über seine Literatur und Kultur. Gespannt ging ich also dem Ehrengast-Pavillon entgegen und machte bei meiner Ankunft direkt eine Begegnung mit philippinischen Musiker*innen. Untermalt von Gesang sammelte ich meine ersten Eindrücke des Pavillons: hier war es ruhiger als in den Messehallen, Ausstellungsinseln erinnerten an das Archipel, Natur und Kultur schienen eng beieinander zu liegen, die philippinische Literatur zeigte sich als unglaublich vielfältig.

 

Bei meinem Rundgang entdeckte ich eine große Kollektion an Comics und Graphic Novels, Kinder- und Jugendbüchern, Lyrik bis hin zu historischer philippinischer Literatur. Diese Diversität wurde auch in den Veranstaltungen auf der Buchmesse rund um den Ehrengast deutlich: Philippinische Autor*innen und Kreative diskutierten über Diaspora, Politik und Kolonialismus, lasen Gedichte, zeigten ihre Illustrationen, präsentierten ihre Filme, Comics, Bücher.

 

An einer dieser Veranstaltungen nahm ich am Mittwoch teil, hier berichteten drei Autorinnen der philippinischen Diaspora über das Schreiben im Ausland über ihr Heimatland. Die Jugendbuchautorin Candy Gourlay lebt in Groß Britannien und erzählte, sie habe zu Beginn ihrer Arbeit keine philippinischen Geschichten geschrieben, weil sie glaubte, bei den Brit*innen kein Gehör dafür zu finden. Ester Tapia, eine Dichterin, die in Deutschland lebt, erzählte von Traurigkeit und Verzweiflung, wenn sie auf die Armut und Gewalt in ihrem Heimatland blickt. Zuletzt berichtete die in den Niederlanden lebende Maya Butalid, eine Verfasserin von Memoiren, über das Gefühl, sich als Migrantin immer mehrmals beweisen zu müssen.

 

Nicht nur bei der Veranstaltung mit den drei philippinischen Autorinnen, sondern auch im gesamten Programm des Ehrengastlandes wurde deutlich, wie sehr Politik, Widerstand, und der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit die Kultur und Literatur des ehemals kolonisierten Landes und dessen Diaspora noch heute prägt. Ein Name tauchte in diesem Kontext, aber auch im gesamten Auftreten der Philippinen, immer wieder auf: Jose Rizal, der Nationalheld der Philippinen, wie ich schnell lernen durfte.

 

Jose Rizal, geboren 1861, war Schriftsteller und ist eine zentrale Persönlichkeit der philippinischen Literatur. Sein Roman Noli Me Tangere (übersetzt Rühr mich nicht an) gilt als »erste große künstlerische Manifestation des asiatischen Widerstands gegen den europäischen Kolonialismus« und wird heutzutage in philippinischen Schulen als Pflichtlektüre gelesen. Rizal fungiert außerdem als Bindeglied zwischen den Philippinen und Deutschland, denn Noli Me Tangere schrieb er im deutschen Exil, das Werk wurde 1887 in Berlin veröffentlicht. Im Jahre 1896 wurde Rizal mit nur 35 Jahren von der Kolonialregierung hingerichtet.

 

Eine Passage aus Noli Me Tangere inspiriert das Motto des diesjährigen Ehrengastlandes:

»Imagination peoples the air« – »Fantasie beseelt die Luft«. Ein schönes Motto, wie ich finde, denn es zeigt, wie Vorstellungskraft und Kreativität, wichtige Grundlagen des Verfassens von Literatur, Menschen zusammenbringen und Literatur und Kultur Gemeinschaft entstehen lassen können. Den Roman möchte ich nach meinem Besuch der Buchmesse nun auch lesen, um der philippinischen Literatur und Kultur noch näher zu kommen. Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich nicht nur neue Eindrücke von der Welt der Bücher gesammelt, sondern auch meinen literarischen Horizont mit dem Lernen über die Literatur einer ganzen Nation erweitern können.


Tauchen Sie hier für einen Moment selbst in die Ausstellung der Philippinen ein. Lucia Drewenka hat Eindrücke aus dem Pavillon des Ehrengastlandes für Sie einfangen:




Ein Tag voller New Adult Bücher

von Sophie Alles (Praktikantin)

Die Exklusivausgaben am Stand der Bücherbüchse

 

 

 

Durch die rosarote Brille: Der LYX-Stand 

 

 

 

»Came for the plot, stayed for the twist« Der Fotospot am Thalia-Stand

Gegen 9 Uhr trafen wir am Freitag in der Frankfurter Messehalle ein. Schon der Blick auf die lange Schlange am Eingang – und das eine Stunde vor Einlass (!) – ließ erahnen, wie voll der Tag werden würde. Für mich war es dieses Jahr besonders aufregend, da ich die Buchmesse zusammen mit dem Rest des LZG-Teams zum ersten Mal mit einem Bloggerinnenticket besuchen durfte. Während die Privatbesucher*innen noch warten mussten, wurden wir geradewegs durchgewinkt. Um erst einmal anzukommen, gingen wir ins Pressezentrum, in dem es am Morgen noch angenehm ruhig war: Man konnte sich hinsetzen, einen Kaffee oder ein Wasser trinken. Der Kontrast zu dem Trubel, der uns später am Nachmittag erwarten würde, war schon jetzt spürbar.

 

Nach diesem entspannten Start trennten sich unsere Wege. Ich machte mich auf in Halle 1.2, um mir das New-Adult-Angebot anzuschauen und gleichzeitig noch etwas Videomaterial für mein Reel zu sammeln. Mir fiel sofort auf, wie viel Mühe sich die Stände bei der Gestaltung gegeben hatten. Die Buchhandlung Graff hatte gleich links vom Eingangsbereich viele tolle Bücher mit aufwendigen Farbschnitten in ihren Regalen ausgestellt und Jutebeutel mit Tiermotiven wie dem »Bookxolotl« aufgehängt, die direkt ins Auge stachen. Auch bei der Bücherbüchse, die bekannt für ihre Exklusivausgaben ist, konnte man einige New-Adult-Neuheiten ergattern, darunter The Worst Kind of Perfect von Kim Leopold. Ein Roman, der Themen behandelt, durch die sich das Genre unter anderem auszeichnet: tiefe Emotionen, der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Authentizität.

Kaum zu übersehen war der LYX-Stand in der Hallenmitte, der sich im Vergleich zum vergangenen Jahr mit seiner Liebe zum Detail noch einmal selbst übertroffen hatte. Kronleuchter und Stoffbahnen hingen von der Decke, alles war in ein rosiges Licht getaucht und die Bücher waren farblich abgestimmt in arkadenähnlichen Regalen arrangiert. Darüber hinaus konnte man zahlreiche Goodies wie Tassen, Charms, Sticker, Pins und Charakterkarten kaufen. Ausgelegt war auch Gentle Heart, der dritte Band der Scarlet-Luck-Reihe von Mona Kasten, der wohl erfolgreichsten deutschen New-Adult-Autorin. Während ich mich für kurze Zeit treiben ließ, begegnete ich ihr zufällig bei einer Signierstunde, was für mich ein besonders schönes Highlight war – Ich kann mich nämlich noch daran erinnern, wie ihr Debütroman Schattentraum – Hinter der Finsternis 2014 erschienen ist und wie viel sich seither für sie verändert hat (zum Positiven, versteht sich).

 

Zwischendurch entdeckte ich auch immer wieder kunstvoll gestaltete Fotospots. Beim Penguin Verlag beispielsweise gab es einen Bücherbogen, daneben Karten, die mit verschiedenen Tropes beschriftet waren. Wer sich hier seine Lieblingstropes von der Wand nahm bekam passend dazu eine exklusive Buchempfehlung. Auch in Halle 3, in der vor allem aktuelle Gegenwartsliteratur asugestellt wurde, waren mehrere Fotospots aufgebaut. Insbesondere Thalia hatte sich mit einer Sitzgelegenheit in Form zweier riesiger Bücher, schwebenden Buchseiten und einer Fotowand mit dem Satz »Came for the plot, stayed for the twist« ins Zeug gelegt. Dieses Motto passte irgendwie auch gut zur Messe selbst. Ich ließ mich gerne überraschen, sowohl von Neuerscheinungen als auch von bekannten Namen. So etwa fand ich einige Romane von Gabriella Santos de Lima, die erst vor Kurzem mit einer New-Adult-Lesung beim LZG zu Gast war.

 

Zum Abschluss des gut gefüllten Messefreitags besuchte ich noch eine Veranstaltung zum Thema »BookTok und New Adult«. Autorin Anabelle Stehl diskutierte zusammen mit den BookTokerinnen Tabea Grunert und Lara Theilig, wie TikTok die Buchbranche verändert. Dabei sprachen sie darüber, dass inzwischen nicht mehr nur Romance-Bücher, sondern auch andere Genres auf der Plattform Sichtbarkeit finden. Zudem ging es darum, dass es vollkommen in Ordnung sei, nicht mit allen Meinungen auf BookTok einverstanden zu sein. Empfehlungen kritisch zu betrachten sei richtig und wichtig. Gleichzeitig wurde deutlich, welche Bedeutung TikTok als Marketingform mittlerweile hat: Trotz (und vermutlich auch wegen) ihrer Schnelllebigkeit ist die Plattform immens wirksam, denn sie motiviert vor allem junge Leser*innen überhaupt erst wieder zum Lesen.


Erleben Sie den New Adult Bereich der Frankfurter Buchmesse in diesem kurzen Video von Sophie Alles:




Antje Damm erhält Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk

 

© Victo Ngai / AKJ

 

 

Antje Damm © AKJ / Sebastian Kissel

 

 

 

 

 

 

 

Am Freitag, den 17. Oktober 2025, wurden auf der Frankfurter Buchmesse die Gewinner*innen des Deutschen Jugendliteraturpreises bekannt gegeben. 

 

Die Kritikerjury prämierte das je beste Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch, die Jugendjury kürte ihren Gewinner mit dem »Preis der Jugendjury« und die Sonderpreisjury ehrte mit den Sonderpreisen  »Neue Talente« und »Gesamtwerk« zwei deutsche Illustator:innen. Letzterer – mit 12.000 € dotierter Preis – ging in diesem Jahr an die Illustratorin Antje Damm. 

 

1965 in Wiesbaden geboren, arbeitete Damm nach ihrem Architekturstudium in Darmstadt mehrere Jahre in verschiedenen Architekturbüros. Seit ihre Kinder auf der Welt sind, schreibt und illustriert sie Kinderbücher, die vielfach ausgezeichnet wurden; u.a. war sie zweimal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, mit Räuberkinder (2009) und mit Was wird aus uns? Nachdenken über die Natur (2019). Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Gießen.

 

In der Begründung der Jury heißt es, »Antje Damms umfangreiches Werk ist durchzogen von einer großen Freude am Gestalten, von der Neugierde und Lust, sich kreativ mit der Welt auseinanderzusetzen. Mit einer unnachahmlichen Offenheit experimentiert sie mit vielfältigen Gestaltungstechniken – sie zeichnet und malt, baut und inszeniert dreidimensionale Kulissen, collagiert, schneidet, schnitzt und fotografiert. Als Bilderbuchmacherin und Fragekünstlerin hat sie ganz eigene Formate entwickelt, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen: Immer auf Augenhöhe der Kinder, öffnet sie philosophische Räume und Leerstellen, fordert auf, neugierig zu sein und eigene Antworten zu finden, ganz im Sinne eines tieferen Weltverständnisses.

Egal, ob in ihren innovativen Fragebüchern, in den frechen Pappbilderbüchern für die Kleinen, in den Alltagsgeschichten für Grundschulkinder, in den Bilderbüchern aus gebauten Welten oder in ihren Illustrationen zu gereimten Geschichten von Autoren wie Will Gmehling – Antje Damm beherrscht die Kunst, die großen Themen unserer Existenz herunterzubrechen und Kindern etwas zuzutrauen. Vergänglichkeit und Tod, Natur und Zeit, Einsamkeit und Freundschaft werden im Zusammenspiel von Farbe, Licht und Schatten ausgeleuchtet.

Antje Damm schafft ganzheitliche Buchkunst mit Herz und Verstand, die dazu einlädt, aus dem eigenen Erfahrungsschatz zu schöpfen und selbst kreativ zu werden. Ganz nach ihrem Motto: ›Kinder sind Philosophen, wenn man sie lässt.‹«

 

Neben Antje Damm wurden ausgezeichnet: 

 

Jens Rassmus mit Regentag (Peter Hammer Verlag) in der Kategorie Bilderbuch

 

Karen Köhler mit Himmelwärts (Hanser), illustriert von Bea Davies, in der Kategorie Kinderbuch

 

Sarah Jäger mit Und die Welt, sie fliegt hoch (Rotfuchs), illustriert von Sarah Maus, in der Kategorie Jugendbuch

 

Berta Páramo mit Läuse. Handbuch zum Überleben auf Menschen (Helvetiq), übersetzt von Stefanie Kuballa-Cottone, in der Kategorie Sachbuch

 

Die Jugendjury zeichnete Dirk Reinhards mit seinem Werk No Alternative (Gerstenberg) aus.

 

Den Sonderpreis Neue Talente erhielt die lllustratorin, Cartoonistin und Comiczeichnerin Maren Amini für ihr Werk Ahmadjan und der Wiedehopf (Carlsen).

 

Wir gratulieren allen Preisträger*innen! Weitere Informationen zur Preisverleihung und den ausgezeichneten Werken finden Sie hier. 



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