Frankfurter Buchmesse 2019 

Tag 1: 16.10.2019

Erster Tag der Frankfurter Buchmesse 2019 – eine vielfache Betrachtung

Das LZG besuchte auch in diesem Jahr wieder die Frankfurter Buchmesse. Eindrücke, Erfahrungen und noch mehr "Lesenswertes" finden Sie in den folgenden Berichten. Viel Vergnügen beim Lesen!




Mein Buchmessetag – von Johanna Becker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Preisträger des Deutschen Buchpreises Saša Stanišiæ im Gespräch mit Luzia Braun über seinen Roman Herkunft

 

 

Felicitas Hoppe im Gespräch mit Dorothea Westphal vom Deutschlandfunk

 

 

 

 

Das wunderschöne und farblich sortierte Regal des LYX Verlages

 

Heute hielt sich der Ansturm auf die Buchmesse noch in Grenzen und man gelangte schnell von einem Termin zum nächsten

Nachdem es am Gießener Bahnhof aufgrund eines Notarzteinsatzes bei Großen Linden zu erheblichen Verspätungen und Ausfällen der Züge kam und einige der LZG Kolleginnen und ich etwas ratlos am Gleis standen, erreichten wir mit viel Geduld gegen 10:30 Uhr dann endlich die Frankfurter Buchmesse. Da dieses Jahr für mich das erste Jahr auf der Buchmesse war, hatte ich mir für den ersten Tag nicht allzu viele Termine vermerkt, um mehr Zeit zum Erkunden des Messegeländes zu haben. Als mir bewusst wurde, wie groß das Gelände eigentlich ist, war ich froh, mir meine Lesungen und Gespräche bereits im Vorhinein rausgesucht zu haben.

 

Zuerst entschloss ich mich, mit Volontärin Laura und Praktikantin Maria die nahegelegene Halle 6 anzusehen. Dort drehte sich alles um internationale Aussteller. Vor allem schön illustrierte Kinderbücher in den unterschiedlichsten Sprachen säumten hier die Regale. Danach ging es für mich direkt zur Halle 3.1, da dort in Kürze ein Gespräch beginnen würde, das ich mir gerne anhören wollte. Da ich glücklicherweise etwa eine halbe Stunde zu früh da war, bekam ich die zweite Hälfte des Gesprächs mit Saša Stanišiæ auf dem »Blauen Sofa« des ZDF mit. Mit seinem Roman Herkunft gewann er den diesjährigen Deutschen Buchpreis. Er erzählte von seiner Kindheit, der Flucht aus dem ehemaligen Jugoslawien und davon, wie er sich danach in Deutschland zurechtfand. Nach diesem sehr ehrlichen und unterhaltsamen Gespräch nahm ich mir vor, sein Buch zu kaufen und es zu lesen.

 

 

 

Als nächstes folgte das Gespräch, wegen dem ich eigentlich zum »Blauen Sofa« gekommen war. Von 11:30 bis 12:00 Uhr erzählte Felicitas Hoppe von ihrer Neuinszenierung der Grimm’schen Märchen. Ihr Buch Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen setzt sich mit der Rolle der Frau in Märchen auseinander. In ihrem mit Illustrationen von Rosa Loy durchzogenen Werk versucht Hoppe, die starken Seiten der Frauen in Grimms Märchen aufzuzeigen. Dazu unterteilt sie ihr Buch in die Kategorien der jeweiligen Stärken der weiblichen Figuren: Schönheit, Klugheit, Mut, Handwerk und Verwandlung.

Da ich nach diesem Gespräch bis zu meinem nächsten Termin – einem Verlagsgespräch mit der LZG-Geschäftsführerin Anna-Lena beim Kiepenheuer & Witsch und dem Galiani Verlag – noch etwas Zeit hatte, habe ich die Hallen 3.0 und 3.1 weiter erkundet, wobei ich erneut auf Volontärin Laura stieß und mit ihr zusammen weiter ging. Viele der ausgestellten Bücher meiner Lieblingsverlage fanden sich bereits in meinem Bücherregal wieder, aber meine Liste der zu lesenden Bücher hatte sich bereits heute, am ersten Tag der Messe, um einiges verlängert. Auch Bücher von mir bisher unbekannten Verlagen oder solche, die sich aufgrund des Genres normalerweise nicht auf meiner Leseliste finden würden, konnten mein Interesse wecken. 

 

Nach dem sehr freundlichen und interessanten Verlagsgespräch bei KiWi machte ich eine kurze, aber sehr notwendige Pause, um etwas zu essen und mir zu überlegen, was ich als nächstes sehen wollte. 

Ich entschloss mich dazu, die Gänge der Audioverlage zu erkunden, und nachdem ich einige Hörproben ergattern konnte, machte ich mich auf den Weg zum LYX Verlag, meinem Lieblingsverlag. Er ist Teil der Bastei Lübbe AG und hat seinen Sitz in Köln. Auf seinem Büchertisch konnte ich mir bereits einen Überblick darüber verschaffen, welche Bücher ich mir am Samstag, wenn der Buchverkauf der Messe beginnen würde, kaufen wollte.

 

 

Insgesamt war der erste Tag auf der Frankfurter Buchmesse ein ereignisreiches Erlebnis für mich. Ich hatte es mir zwar definitiv nicht so groß vorgestellt, war jedoch erstaunt, wie schnell man trotzdem von einer zur nächsten Halle kommen konnte. Mit vielen »Goodies«bestückt und überwältigt von den vielen Eindrücken und Gesprächen des Tages, fuhr ich am späten Nachmittag mit einem Lächeln auf den Lippen zurück nach Gießen.


Mein Buchmessetag – von Maria Lang

 

 

 

Knut Ødegård, Gro Dahle und Synnøve Persen lesen ihre norwegischen Gedichte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zoe Truchy trägt ihre Black Poems vor

 

 

 

 

Hung-Chi Liao im Gespräch über seine Erlebnisse auf dem Meer mit Claudia Kaiser

Leider wurde die Vorfreude auf die Frankfurter Buchmesse gleich am ersten Tag durch eine Anzahl von Zugausfällen gedämpft. Dadurch verpasste ich die erste Veranstaltung meiner Agenda, das Eröffnungsevent mit Norwegens Kulturministerin Trine Skei Grande, Herbjørg Wassmo, einem mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichneten Schriftsteller, und dem Romanautor Thorvald Stehen. Rechtzeitig zu der Lesung dreier norwegischer Autoren (Knut Ødegård, Gro Dahle und Synnøve Persen), moderiert von Janicken van der Fehr, kam ich im Ehrengast-Pavillon an. Jede*r dieser drei Norweger*innen stellte eines seiner oder ihrer Gedichte in der Muttersprache vor. Da ich in den vergangenen beiden Semestern meines Studiums Sprachkurse für Norwegisch belegt habe, konnte ich sogar vereinzelte Wörter und Passagen verstehen. 

Währenddessen drehte ich meine Runden durch den Pavillon. An den gegenüberliegenden Enden des Raumes waren riesige Spiegelwände aufgestellt. Sie erschufen die Illusion eines langen Raumes. Der große, von Licht durchflutete Raum enthielt zwei Bühnen, eine kleine Snack- und Getränkebar und natürlich viel Platz für norwegische Literatur. Große Teile davon auch in norwegischer Sprache. Auf den beiden Bühnen fanden gleichzeitig Gespräche und Lesungen statt. Ausgestellt waren ausschließlich Bücher aus Norwegen kombiniert mit Kunstwerken und auch einem alten Boot, das durch seinen Verfall nicht mehr als solches bezeichnet werden kann, geschweige denn gefahren werden dürfte.

Weiter ging es mit Kat Menschik, die gerade auf der ARD –Bühne ein Interview über die von ihr entworfenen Illustrationen gab. Unter anderem sprach sie über das norwegische Märchen »Die Puppe im Grase«, welches sie illustriert hatte. Interviewt wurde sie dabei von Moderator Denis Scheck. In der kurzen Zeit, in der ich dem Gespräch bei mitgebrachtem Brot und Paprika folgte, war deutlich herauszuhören, dass die Illustratorin großen Spaß an und Erfolg mit ihrer Arbeit hat. Ihren eigenen Schmuck hat Menschik auch schon herausgebracht. Da die ARD-Show live übertragen wurde, konnte ich nach dem Interview von Kat Menschik beobachten, wie Moderator und Illustratorin die Bühne verließen und sogleich für die nächste Einheit der Sendung vorbereitet wurden. Auf einem Bildschirm konnte die Sendung so verfolgt werden, wie sie auch im Fernsehen ausgestrahlt werden würde. Die Sendung also quasi im Fernsehen und live sehen zu können, war ein kleines Highlight für mich, da es ein so unerwartetes Schauspiel war.

In Halle 4.1 wandelte ich dann durch die Gänge und sah mir Kunst an, die besonders im sogenannten Bereich »The Arts« vertreten war. Von alten, vergoldeten Buchmalereien über ein Kunstantiquariat, bei dem vor allem Zeichnungen von Städten und Karikaturen zu sehen waren, bis hin zu futuristischen Präsentationen und sogar einem Stand, bei dem 3D-Brillen ausprobiert werden konnten, war alles dabei. Überrascht war ich über die vielen Stände, die Papeterie anstelle von Büchern ausstellten. Ein Großteil dieses Bereiches war jedoch auch mit illustrierten Büchern bestückt. Internationale Werke in so ziemlich jeder Sprache für Jung und Alt konnten hier angeschaut werden. Besonders schön fand ich die Tatsache, dass es sich hierbei, wie gesagt, nicht ausschließlich um Kinderbücher handelte. 

 

 

Auf der Showbühne von »The Arts« fand auch eine Lesung mit Zoe Truchy statt, die ich mir anschaute. Vor einiger Zeit hatte sie ein schwarzes Blatt Papier vorgelegt bekommen. Dieses Blatt Papier habe sie nach eigener Aussage so inspiriert, dass sie zum ersten Mal seit der Grundschule angefangen habe, Gedichte zu schreiben. Diese Gedichte handeln – wie die Farbe ihrer Arbeitsfläche – von Schwärze. Sie las fünf ihrer lyrischen Texte, die in dem Band Poems in Black erschienen sind. Man konnte ihr die Passion für das Schreiben deutlich ansehen: Die ganze Lesung hindurch leuchteten ihre Augen und sie hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Die Gedichte handeln von Erlebnissen, die sie gemacht hat und beziehen sich immer auf etwas Schwarzes. Die englischsprachige Lesung entsprach nicht meinen Vorstellungen, da mich die Gedichte leider nicht begeistern konnten. 

 

 

Im Innenhof des Messegeländes vertrieb ich mir anschließend einige Zeit, bevor ich einem Vortrag über Schamanen zuhören wollte. Dabei boten mir einige Aufsteller mit Karikaturen über politische Themen einen sehr unterhaltsamen Zeitvertreib. Da der Vortag des Schamanenforschers unter freiem Himmel stattfinden sollte und es kurz vor Beginn zu regnen anfing, rettete ich mich jedoch in das »YOGI Tea« Zelt. Hier kam ich dann gerade rechtzeitig zu einem Vortrag, der sich »Floating Dreams in the Sea« nannte. Der taiwanesische Autor Syaman Rapongan und der chinesische Schriftsteller Hung-Chi Liao erzählten von ihren Werken und Erlebnissen auf und im Meer. Rapongan stammt von der Insel Taiwan und wuchs dort quasi im Meer auf. Schon als kleiner Junge begleitete er seinen Vater beim Fischen und lernte so die Traditionen seines Stammes. In seinem selbstgebauten Kanu ruderte er mehrere tausend Kilometer über das Wasser. Seine Bücher sind stark inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen. Das Gespräch handelte zu großen Teilen von der Taiwanesischen Bevölkerung, die unter Chinas Herrschaft nicht immer die gewünschte Freiheit oder das Ansehen erfahre. Es war rundum ein interessantes Gespräch über einen, für uns, so fernen Teil der Welt. Das Interview wurde vom Chinesischen ins Deutsche übersetzt und moderiert von Claudia Kaiser (Vice President, Frankfurt Book Fair).

 

Nach einer Pause für mich, aber auch für mein Smartphone, das ich an einer Sitzecke auflud, schlenderte ich noch durch jenen Bereich der Halle 4.1, den ich noch nicht gesehen hatte. Dadurch kam ich an einer Diskussion des Weltempfangs vorbei, die zwischen Dr. Friederike Otto, Professor Harald Welzer, Maja Lunde und Moderatorin Jenny Friedrich-Freksa stattfand. Sie diskutierten über die aktuelle politische Lage bezüglich des Umweltschutzes. Am meisten ist mir eine Bemerkung von Professor Harald Welzer im Kopf geblieben: Er habe beobachten können, wie große Konzerne von einer passiven Haltung gegenüber Umweltproblemen zu einer engagierteren und nachdenklicheren Positionierung umgeschwenkt seien. Dieser Effekt, so Welzer, sei durch lauter werdende Stimmen der Umweltaktivisten ausgelöst worden – darunter nicht zuletzt die Greta Thunbergs.




Tag 2: 17.10.2019

Zweiter Tag der Frankfurter Buchmesse 2019  eine Betrachtung

Auch am zweiten Tag gab es für uns ein umfangreiches Programm und vielseitige Veranstaltungen auf dem Messegelände zu entdecken. 




Mein Buchmessetag – von Lea Kunz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»aspekte«-Literaturpreisträgerin Miku Sophie Kühmel auf dem »Blauen Sofa«

 

 

 

 

 

 

 

Die Terrasse bietet einen Blick auf die Angebote in der Agora

 

 

 

 

 

 

 

Sommerliche Stimmung in den Wintermonaten mit Greta Niels‘ Ein Hauch von Sommer und Zitronen

 

 

Großer Andrang bei dem norwegischen Erfolgsautor Jo Nesbø im Interview mit dem SPIEGEL

In diesem Jahr durfte ich zum ersten Mal die Frankfurter Buchmesse besuchen. Neben der Vorbereitung daheim nutzte ich den ersten Tag deswegen, um mich in den verschiedenen Hallen und der Agora zu orientieren, an den vielen unterschiedlichen Ständen einen ersten Eindruck vom Veranstaltungsangebot zu gewinnen und die vielen Ausstellungsstücke ganz in Ruhe zu betrachten. 

Einer meiner ersten Stopps war dabei das tolle Interview von Jackie Thomae und Moderator René Aguigah zu Thomaes neuem Roman Brüder. In diesem zeigt sie anhand der bewegenden Lebensgeschichten zweier Halbbrüder, welche Rolle die Hautfarbe für die Identität spielt. Das »Blaue Sofa« wurde zu einemmeiner Lieblingsveranstaltungsorte, da ich nicht nur einen kleinen Einblick in die Abläufe einer Fernsehaufzeichnung erhaschen konnte, sondern der Zuschauerbereich auch groß genug und einladend gestaltet wurde, sodass man ohne Gedränge und auf ausreichend Sitzplätzen den verschiedensten Interviews bequem zuhören konnte.

So führte mich der Weg am Morgen meines zweiten Buchmessetages auch zum Interview im Rahmen des »aspekte«-Literaturpreises, dessen Gewinnerin ihren Roman vorstellen durfte.Der Preis wird an Debütautor*innen vergeben. In diesem Jahr an die junge Autorin Miku Sophie Kühmel und ihren Roman Kintsugi, in dem vier Menschen ein ruhiges Wochenende planen, das ein unerwartetes Ende nimmt. Auf die Frage von Moderator Daniel Fiedler, wie man sich als Preisträgerin fühle, antwortete sie, die Anspannung sei von ihr abgefallen und das merkte man ihr an. Mit ehrlichen Antworten und witzigen Anekdoten aus ihrem Schreibprozess erzeugte sie eine lockere Atmosphäre und räumte ganz nebenbei mit dem oft angeführten Vergleich zwischen ihr und Goethe auf.

Anschließend strandete ich beim Stöbern in den Hallen auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage in Halle 4. Dort las Thomas Stangl aus seinem neu erschienenen Erzählband Die Geschichte des Körpers. Begriffe wie Perspektive, Erinnerung und Verzögerung nutzt er darin, um die Leser*innen auf eine Reise durch Traumwelten zu entführen. Dabei behandelt er auch Themen wie das Schicksal der Alten, Kranken und Geflüchteten oder Kontrolle und Überwachung.

Bei einer kurzen Mittagspause auf der Terrasse konnte ich den Ausblick auf die Agora, den Innenhof des Messegeländes, fernab vom Trubel der Hallen genießen. Gestärkt machte ich mich auf den Weg zur nächsten Lesung.

Während Piper, Weltbild und viele andere schon das Weihnachtsprogramm bewarben, wurde in Halle 3 der Sommer verabschiedet. Den Anfang der zwei aufeinanderfolgenden Lesungen machte Heike Wanner mit ihrem Roman Rieslingsommer. Besonders sympathisch war die Freude Wanners darüber, ihren eigenen Roman von einer ausgebildeten Sprecherin gelesen zu hören und ihre Begeisterung für die Stimme konnte ich teilen. Auf die Frage nach ihrer Schreibmotivation hatte sie sofort eine Antwort: Das Feedback ihrer Familie motiviere sie jeden Tag aufs Neue, auch an schwierigen Stellen beim Schreiben ihrer Romane nicht aufzugeben.

 

Im Ausblick auf den kommenden Winter bot auch Greta Niels bei ihrer Lesung noch einen Hauch von Sommer und Zitronen. Im Gespräch mit Jenny Brodski gab sie interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte ihres Romans rund um die Geschichte von Lina Marie Hansen, die nach einigen Rückschlägen ihr Leben neu ordnen muss. Dabei spielt ein altes Fachwerkhaus auf dem Land, das sie erbt, eine entscheidende Rolle. Niels selbst las Passagen aus ihrem Roman und schilderte für die Zuhörer*innen gekonnte die Zusammenhänge. Die große Beliebtheit ihres Romans liegt sicherlich auch darin begründet, dass sie Alltagsgeschichten und -probleme thematisiert und Raum für Identifikation mit den Figuren schafft.

 

Eines meiner Highlights des heutigen Messebesuchs verdankte ich dem diesjährigen Gastland. Der norwegische Erfolgsautor Jo Nesbø war zu Gast auf der Bühne des »Spiegel«. Für die mehr als zahlreich erschienenen Zuhörer*innen, die sich in den Gang drängten, hatte er seinen neuesten Thriller Messer im Gepäck.Damit liefert er seinem Ermittler Harry Hole einen neuen Fall und den zwölften Band für die Erfolgsreihe. Den Moderator Knut Cordsen interessierte am meisten, wie Nesbøes schaffe, immer wieder neue Inspiration für seine so erfolgreiche Krimi-Reihe zu finden, deren erster Band immerhin schon 1997 erschien. Nesbø antwortete darauf mit einem Lächeln, dass ihm die Ideen für seine Figuren meist von selbst kämen und die Geschichte um Harry Hole noch nicht auserzählt sei.

Als Abschluss dieses Tages wählte ich ein Interview am Stand der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Passend zum dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls, der auch im Herbstprogramm des Literarischen Zentrums eine Rolle spielt, hat Matthias Meisner den Band Ständige Ausreise. Schwierige Wege aus der DDR herausgebracht. Im Gespräch mit Melanie Mühl präsentierte er die 24 Geschichten von Menschen, die den Mut hatten, in der DDR einen Ausreiseantrag zu stellen. Für Meisner sind sie Beispiele für die vielen unzufriedenen Bürger*innen der DDR und senden die Botschaft: »Es lohnt sich, zu kämpfen!«. Die Geschichten der Personen sind zum Teil so unglaublich, dass man fast vergessen könnte, dass sie genau so stattfanden. Dass dieses Buch nicht rein historisch ist und dennoch beim Lesen der Schicksale eine historische Einordnung nicht missen lässt, ist definitiv etwas Besonderes.




Tag 3: 18.10.2019

Dritter Tag der Frankfurter Buchmesse 2019  eine vielfache Betrachtung

Der letzte Fachbesuchertag hält ebenfalls viele Lesungen, Vorträge und andere Events auf der Buchmesse für uns bereit.




Mein Buchmessetag – von Maria Lang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hanne Ørstaviks und Roy Jacobsen sprechen über ihre vom Shanghai Translation Publishing House übersetzten Werke

 

 

Øyvind Torseter und seine selbstillustrierten Abenteuer des Mulegutten

 

 

 

 

 

 

Sebastian Meschenmose, Roman Hocke und Ute Wegmann sprechen über die illustrierte Ausgabe von Michael Endes Die unendliche Geschichte

Schnurstracks ging ich am Freitag vom Bahnhof zum Ehrengast Pavillon. Schon am Mittwoch hatte ich mich dort am wohlsten gefühlt. Auch für diesen Tag hatte ich mir einige Gespräche ausgesucht, die in diesem Bereich der Frankfurter Buchmesse stattfanden. Norwegen und all seine auf der Buchmesse präsentierten Aspekte konnten mich, mehr als ich zuvor geahnt hatte, in ihren Bann ziehen.

Beim Ehrengast angekommen, fand eine Vorstellung zweier norwegischer Autoren statt, deren Bücher ins Chinesische übersetzt wurden. Hanne Ørstaviks Buch Kjærlighet, was übersetzt »Liebe« bedeutet, handelt von einer Mutter und ihrem Sohn. Ørstavik erzählte nicht viel über den Inhalt ihres Buches, aber ihre Aussage, dass die Art und Weise wie die Mutterfigur in ihrem Roman beschrieben wurde, zum Beispiel in Italien sehr negativ aufgefasst worden sei, vermag einem eine ungefähre Idee darüber zu geben, worum es in ihrem Roman geht. Als sie den Roman schrieb, war sie gerade Mutter geworden und beschäftigte sich ausgiebig mit der Frage, wie sie sich jemals sicher sein könne, dass ihr Neugeborenes wisse, dass sie es liebt. Roy Jacobsen, der zweite norwegische Autor der Runde, sprach über sein Werk, das von einem kleinen, merkwürdigen Mädchen handelt. Dessen großer Bruder macht es sich zur Aufgabe, ein besonderes Auge auf sie zu haben, was nicht nur dem Mädchen, sondern auch ihm zugutekommt. Dieses selbstauferlegte Vorhaben versüßt ihm die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Vidunderbarn (übersetzt: Wunderkind) ist der Name seines Buchs. Beide Bücher wurden vom Shanghai Translation Publishing House vom Norwegischen ins Chinesische übersetzt.

 

Gleich im Anschluss stellte Øyvind Torseter seine selbstillustrierten Bücher über den Mulegutten– oder im Deutschen ganz einfach: Hans– vor. Die schlaksige, großnäsige Fantasiefigur ist die Hauptperson in seinen Kinder- und Jugendbüchern. Er schickt Hans in jeder seiner Erzählungen auf ein neues Abenteuer. Mulegutten sticht auf der Jagd nach einem Loch, in hohe See und trifft auf seinen Reisen natürlich auch einen Troll, denn die sind in ganz Norwegen bekannt und gefürchtet. Torseter berichtete vor allem über seine kreativen Prozesse und führte den Zuschauer, unterlegt mit Bildern, durch den Entstehungsprozess seiner Bildergeschichten. Nicht nur Hans, sondern auch andere Charaktere, entspringen seiner Hand. Sein Sketchbuch hat er immer dabei und füllt es mit den verschiedensten Figuren. Braucht er eine Figur für seine Geschichten oder für eine Kooperation mit anderen kreativen Köpfen, so findet er sie meistens in seinen Aufzeichnungen. Bei diesem Interview zuzusehen hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wegen der teilweise sehr lustigen Buchauszüge, die auf die Leinwand geworfen wurden.

 

 

Freitag war der Tag, an dem Die unendliche Geschichtevon Michael Ende bei einer Vielzahl von Veranstaltungen Thema war. Anlass dazu gab das diesjährige 40. Jubiläum des Fantasy Dramas. Bei dem Gespräch mit Sebastian Meschenmose, der das Buch im Thienemann-Esslinger Verlag neu illustriert hat, Roman Hocke (Lektor und Freund Michael Endes) und Moderatorin Ute Wegmann konnte ich mir einen Platz sichern. Meschenmose zeigte einige seiner Entwürfe und erzählte von den Reisen, die er auf den Spuren Michael Endes gemacht habe, um dessen fantastische Erzählung so gut wie möglich reproduzieren zu können.

 

 

Ein besonderes Highlight waren für mich die Verlagsgespräche von Diogenes und Klett-Cotta, bei denen ich die LZG-Geschäftsführerin Anna-Lena Heid begleiten durfte. Bei dem reichen Angebot an Veranstaltungen und besonderen Autoren auf der Buchmesse mag das auf den ersten Blick wenig spannend erscheinen. Für mich war es aber eine wichtige Erfahrung in Bezug auf meinen beruflichen Werdegang, da mir diese Gespräche einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Verlags geben konnten.

Zwischen den Gesprächen hielt ich mich hauptsächlich in den Hallen 3.0 und 3.1 auf und streifte dort durch die Gänge vorbei an großen Verlagen, wie etwa Piper, Carlsen oder auch SCM, einem Verlag für christliche Bücher. 

Zum Abschluss machte ich nochmal einen Abstecher in den Ehrengast Pavillon und kam gerade rechtzeitig für eine musikalische Interpretation norwegischer Poesie von der Gesangsgruppe Emplemøya Songlag. Die drei Frauen sangen vier selbstkomponierte Stücke und noch ein fünftes, da das Publikum, selbst nachdem die Musikerinnen die Bühne verlassen hatten, nicht aufhören wollte zu klatschen. Da die Lieder in norwegischer Sprache gesungen wurden, konnte man kein Wort verstehen. Doch die Sängerinnen vermochten mit ihren Stimmen auch dem deutschen Publikum ihre Geschichten zu erzählen.


Mein Buchmessetag – von Lea Kunz

Gesprächsrunde zum Thema »Kriminalroman«mit Ursula Poznanski, Daniel Holbe und Jens J. Kramer

 

 

Lukas Bärfuss mit seinem Erzählband Malinois zu Gast bei Sandra Kegel von der FAZ

 

Unser Wiedersehen mit Reinhard Kleist bei der Signierstunde des Carlsen Verlags

 

Der Moderator Thomas Gottschalk präsentiert den Zuschauern auf der Buchmesse sein zweites Buch Herbstbunt

Der Morgen meines letzten Tages auf der Buchmesse begann mörderisch. Die Kriminalliteratur ist das umsatzstärkste Genre in der Buchbranche. Auf der Frankfurt Authors Stage diskutierten die Autorin Ursula Poznanski und Autor Daniel Holbe mit Jens J. Kramer und dem Publikum, wieso Kriminalromane eine so große Faszination ausüben und wieso Leser*innen von (literarischen) Verbrechen einfach nicht genug davon bekommen können. Dabei wurde nicht nur der Versuch unternommen, den Krimi vom Thriller abzugrenzen, auch die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Literaturgenres kamen zur Sprache. Man hielt fest: Mord und Totschlag lesen sich einfach entspannter in der sicheren, heimischen Badewanne. Und die Faszination des Verbrechens ist für Menschen in gefestigten Gesellschaften am größten.

 

Anschließend wurde das Gespräch von Lukas Bärfuss mit Sandra Kegel von der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« zum Treffpunkt für den Großteil des neugierigen LZG-Teams. In der ersten Reihe durften wir miterleben, wie ehrlich und selbstreflektiert Lukas Bärfuss nicht nur über seinen neuen Erzählband Malinois sprach, sondern auch über seine Arbeit als Autor und den zuvor gewonnenen Georg-Büchner-Preis. Am 28. November wird er im Literarischen Zentrum zu Gast sein.

Nach einer kurzen Pause machte ich mich trotz des regnerischen Wetters doch noch auf den Weg in den Innenhof des Messegeländes. Mittags sollte Sebastian Fitzek im »Yogi Tea«-Zelt in der Agora eigentlich im Interview mit Sabrina Rabow Details zu seinem neuen Thriller Das Geschenk verraten, doch er widmete diese dreißig Minuten dem guten Zweck: Begleitet wurde er von Tim-Thilo Fellmer von der Alpha-Selbsthilfe. Thema dieser Veranstaltung – wie auch von Fitzeks neuestem Thriller – war der Analphabetismus. Zusammen gaben die drei den in Deutschland lebenden Analphabeten eine Bühne und sprachen über die Arbeit und die Möglichkeiten der Alphabetisierungshilfen.

Da das Wetter nach wie vor wenig einladend war, führte mich der nächste Weg wieder zurück in die Halle, in der die meterhohen, bunten Ausstellungswände mit Reiseführern der großen Verlage das Fernweh weckten.

Die letzte Veranstaltung des Tages führte mich an den Stand des »Spiegel«. Ich war nicht die einzige, die sich auf das Interview mit Thomas Gottschalk und Volker Weidermann auf der Bühne des »Spiegel«-Standes freute. Da ich schon frühzeitig vor Ort gewesen war, konnte ich beobachten, wie sich der Weg rund um den Bereich schnell füllte und es strömten immer mehr neugierige Zuschauer*innen in Richtung der Ankündigungstafel des Standes. Im Gespräch mit »Spiegel«-Autor Volker Weidermann sollte Thomas Gottschalk eigentlich sein neues Buch Herbstbunt vorstellen. Am Ende wurde es ein Interview mit viel Witz und persönlichen Anekdoten, in denen er mit einer großen Portion Humor einen Blick auf das Älterwerden, seine Haltung zu Social Media-Trends und das Schreiben seiner Bücher warf. Ganz nebenbei räumte er mit den Gerüchten zu seinem verbrannten Rilke-Manuskript auf.

Gesättigt von den vielen Eindrücken der vergangenen drei Tage auf der Buchmesse war ich bereit für ein persönliches Resümee. Einige Erfahrungen durfte ich sammeln und mein Tipp für einen Besuch auf der Frankfurter Buchmesse ist: Die Mischung machts! Ein Tagesablauf, bei dem vorab ausgewählte Veranstaltungen angesteuert werden, sollte immer auch genügend Raum lassen für die eine oder andere spontane Entdeckung zwischen den hunderten Ständen und den unterschiedlichsten Angeboten, die den Besucher*innen auf der Messe zur Auswahl stehen.


Mein Buchmessetag von Beatrice Kaiser

 

Tolle Graphic Novels am Carlsen Verlag Stand

 

Weltliteratur für Kinder

 

Sebastian Fitzek im Gespräch mit Tim-Thilo Fellmer

 

 

Rumänische Autoren im Gespräch

 

Dieses Jahr war ich zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse. Voller Vorfreude wurde ich erst einmal von dem riesigen Angebot an jeglicher Art von Literatur erschlagen. Nach einer kurzen Orientierungsphase fand ich mich recht schnell an meiner ersten Station: Der Stand vom Carlsen Verlag in Halle 3.0 fiel mir besonders durch die bunten Comics und Graphic Novels ins Auge. Hier hatte ich auch das große Glück, unsere Geschäftsführerin zu einem Verlagsgespräch begleiten zu dürfen. Etwas ganz Neues für mich.

 

 

 

 

Nicht weit davon entfernt sprangen mir sofort die wunderschön illustrierten Bücher ins Auge, die Weltliteratur für Kinder neu erzählen. Eine tolle Idee für die kleinsten Literaturfreunde unter uns. Nach kurzem Stöbern begab ich mich aber zu meiner ersten Veranstaltung an diesem Tag. Diese fand im Yogi Tea Lesezelt auf dem Außengelände der Messe statt. Eine besonders tolle Location, denn wer genießt nicht gerne eine Tasse Tee bei einem guten Buch?

 

Das Buch, von dem ich hier spreche, ist Sebastian Fitzeks neuer Thriller Das Geschenk. Der Hauptprotagonist Milan Berg ist Analphabet, und um die Geschichte so realitätsnah wie möglich zu schreiben, suchte Fitzek Unterstützung bei dem ehemaligen Analphabet Tim-Thilo Fellmer. Seine Geschichte ist besonders inspirierend, denn er lernte erst mit Mitte 20 Lesen und Schreiben und ist nun Verleger und Botschafter für Alphabetisierung. Im Anschluss stellte ich mich voller Tatendrang und trotz des Regens in die lange Schlange zur Signierstunde mit Fitzek. Ein persönliches Highlight für mich an meinem ersten Tag. 

 

 

Nach einer kurzen Pause ging es auch schon zu meiner nächsten Veranstaltung. Thematisch machte ich hier einen großen Sprung und schaute mir das Gespräch mit dem Titel »30 Jahre Mauern, Revolutionen. Erinnerungen für die Zukunft« an. Dieses fand in Halle 5.0 statt, die mit Ständen mit fremdsprachiger Literatur aus aller Welt gefüllt war, wie z.B. aus dem Iran, Litauen oder wie in diesem Fall Rumänien. Die Möglichkeit, internationale Buchtrends und Autoren kennenzulernen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Im Gespräch waren drei rumänische Autoren, unterstützt durch ihre Übersetzer. Sie nutzten den Anlass »30 Jahre Mauerfall«, um über die symbolischen Mauern während der rumänischen Revolution von 1989 zu sprechen. Ein ganz persönliches Highlight, denn die Erinnerungen, die sie mit uns teilten, sind dieselben Erinnerungen, die auch meine Großeltern und Eltern teilen. Auch sie lebten zu dieser grausamen Zeit in Rumänien. Gänsehaut pur. 

Ein zum Teil aufwühlender und sehr ereignisreicher Tag ging an diesem Punkt langsam für mich zu Ende. Während der Heimfahrt verarbeitete ich die ersten Eindrücke. Mein Resümee für den ersten Tag: Die Frankfurter Buchmesse schafft einen Ort, an dem das Zusammengehörigkeitsgefühl ganz groß geschrieben wird. Wir sind alle Literaturfreunde, die dieselbe Leidenschaft für Bücher teilen. 




Tag 4: 19.10.2019

Vierter Tag der Frankfurter Buchmesse 2019 – eine vielfache Betrachtung

Am letzten LZG-Buchmessetag werden die Hallen deutlich voller: Erlebnisse und Eindrücke von Tag 4 der Frankfurter Buchmesse.




Mein Buchmessetag – von Beatrice Kaiser

 

 

Peter Schwarz und Christoph Vandreier über die politische Lage in Deutschland

 

 

Nele Neuhaus und Katrine Engberg im Crime Talk

 

 

 

 

 

Deniz Yücel für die ARD

 

 

Saša Stanišiæ und Verlagsleiterin Regina Kammerer

Mein zweiter Tag auf der Frankfurter Buchmesse begann – wie zu erwarten – mit viel Gedränge und langen Wartezeiten, denn dieser fiel auf einen Samstag. Dennoch schlängelte ich mich voller Tatendrang durch die Gänge und landete bei der Frankfurt EDU Stage in Halle 4.2. Dort hielten gerade Peter Schwarz und Christoph Vandreier einen Vortrag unter dem Titel »Warum sind sie wieder da?«. Sie diskutierten über die Wiederkehr des Faschismus und die politische Lage in Deutschland. Leider schaffte es diese Veranstaltung nicht, mich zu begeistern, und nach kurzem Stöbern in der großen Abteilung für Lehrmaterial zog es mich auf das Außengelände der Messe. 

 

 

 

Genauer: in den Frankfurt Pavillon, in dem gerade die Veranstaltung »Crime Talk – Nele Neuhaus und Katrine Engberg im Gespräch« stattfinden sollte. Ein Krimifan bin ich in der Tat, doch die beiden Autorinnen waren mir bis dato unbekannt. Nun nicht mehr, denn ein signiertes Exemplar von Katrine Engbergs Blutmondist nun in meinem stolzen Besitz. Die beiden begeisterten das Publikum durch ihre ehrliche Art und bewiesen, dass Kriminalliteratur auch humorvoll sein kann. Katrine Engberg wird als neues Multitalent der dänischen Kriminalliteratur gehandelt und ihre Sicht auf dieses Genre fand ich besonders interessant. Für sie macht einen Krimi nicht alleine die darin enthaltene Brutalität interessant, sondern vielmehr die Entwicklung der Charaktere. Dadurch, dass sie eine starke emotionale Bindung zu ihren Charakteren aufbaut, findet man viele von ihnen in mehreren ihrer Werke wieder. 

 

Nach einer kurzen Pause zog es mich zur ARD-Bühne in der Halle direkt gegenüber. Dort war die Veranstaltung mit Deniz Yücel, der sein Buch Agentterrorist vorstellte, schon in vollem Gange. Hitzig diskutierten die Zusachauer auch untereinander, während der Journalist Deniz Yücel auf der Bühne über seine Erfahrungen im Gefängnis sprach. Bewegend wurde es, als er gestand, dass ihm die Solidaritätsbewegungen, wie z.B. »Free Deniz«, Mut schenkte, weiterzumachen. Die Menschenmassen applaudierten. 

 

 

 

Da ich nicht weit vom Frankfurt Pavillon entfernt stand, erhaschte ich einen Blick auf die lange Schlange davor. Dort sollte bald das Gespräch zwischen dem Preisträger des Deutschen Buchpreises 2019 und seiner Verlagsleiterin stattfinden. Meine Neugierde hielt meine doch schon etwas müden Beine aufrecht und ich schaffte es in die erste Reihe. Dort begrüßte uns ein gut gelaunter, humorvoller und schlagfertiger Saša Stanišiæ. Sein Werk Herkunft kennt keine Genregrenzen, denn in ihm vermischt er stark biografische Bezüge mit fiktionalen Handlungssträngen. Eine Geschichte über einen Teenager, der am Rande der Abschiebung versucht, ein normales Leben zu führen. Herkunft ist für Saša Stanišiæ kein bestimmter Ort, sondern wächst mit einem Individuum. Es sind die Begegnungen mit Menschen, die für ihn Herkunft ausmachen. Zu Recht wurde er an diesem Tag mit Standing Ovations belohnt. Schnell bahnte ich mir meinen Weg zur Signierbox. Mein absolutes Highlight war, als Saša Stanišiæ mich fragte, ob wir denn wirklich alle auf ihn warten würden. Ein wirklich talentierter, aber auf dem Boden gebliebener Autor.

Somit ging mein zweiter Tag auf der Frankfurter Buchmesse zu Ende. Dieser Tag überwältigte mich durchaus, doch für diesen Gänsehautmoment hat es sich gelohnt. Das Gedränge hin zur Bahn machte mir jetzt nichts mehr aus. Müde und glücklich fuhr ich gen Heimat. Danke und bis nächstes Jahr!


Mein Buchmessetag – von Johanna Becker

Die mit Menschen vollgepackten Gänge der Buchmesse am Messesamstag

 

Die LYX-Autorin April Dawson, deren neuen Roman ich ergattern konnte, und ich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kindheitsikone Ralph Caspers während seiner Signierstunde

 

 

Beim Stand des Carlsen Verlags gab es eine Harry Potter-Treppe. Auf den Stufen sind die neu aufgelegten illustrierten Ausgaben der Bücher von Joanne K. Rowling zu sehen

Der heutige Tag der Buchmesse sollte sich als der anstrengendste Tag herausstellen, denn heute öffnete die Buchmesse ihre Tore für alle Besucher und der offizielle Buchverkauf begann. Ich hatte bereits damit gerechnet, dass es heute eine viel größere Menge an Besuchern zur Messe ziehen würde, aber der endgültige Ansturm überraschte mich beim Eintreffen dann doch. Vor allem in Halle 3 waren die Gänge vollgepackt mit Menschen und man hatte Probleme, von der Stelle zu kommen. Zum Vergleich habe ich hier ein Bild von Halle 3.0 heute und bei meinem Bericht von Mittwoch ein Bild von denselben Gängen an diesem Tag hinzugefügt. Es ist unglaublich, wie groß der Unterschied ist!

Eigentlich war der Plan heute, zu einigen Signierstunden meiner Lieblingsautoren zu gehen. Als ich jedoch bereits eine Stunde vor Beginn der ersten Signierstunde zum Stand des Ravensburger Verlags kam und die Menschen dort für die Signierstunde mit Bianca Iosivoni bereits zu Hunderten anstanden, entschloss ich mich dazu, meinen Plan für den Tag zu ändern, um ihn nicht vollständig in Warteschlangen und eng an Menschen gedrängt zu verbringen. Ich suchte mir einen Platz abseits der Menschenmenge und überlegte, was ich sonst an diesem Messetag machen könnte. Da ich am vorigen Tag bereits die Autorin April Dawson zufällig am Stand des LYX Verlags getroffen hatte und gerade den ersten Teil ihrer neuen Buchreihe beendet hatte, beschloss ich, mir den zweiten Teil zu holen. Dieser sollte eigentlich erst Ende Oktober veröffentlicht werden, wurde aber auf der Buchmesse bereits vor dem eigentlichen Erscheinungsdatum verkauft. Meine Zuversicht in die neue Planung des Tages verflog jedoch schnell, als ich allein 20 Minuten brauchte, nur um zum Stand von Bastei Lübbe zu gelangen. Dort angekommen musste ich feststellen, dass auch die Warteschlange vor der Kasse nicht gerade kurz war. Ich suchte mir also die Bücher raus, die ich kaufen wollte und stellte mich an – immerhin hatte ich für heute alle meine Termine verworfen und hatte genug Zeit. In der Warteschlange lernte ich eine Bloggerin aus Mönchengladbach kennen, wir sprachen über Bücher und verstanden uns prächtig. Nach etwa einer halben Stunde gelangten wir dann endlich zur Kasse, bezahlten unsere Bücher und beschlossen, zusammen zum Piper Verlag zu gehen. Dort angekommen kaufte sie sich ein weiteres Buch, während ich in den Neuerscheinungen stöberte und eine Comicversion von Margaret Atwoods Der Report der Magd von Renée Nault entdeckte. Ich hatte bereits vor der Buchmesse viel von Atwoods Neuerscheinung, der Fortsetzung ihres 1985 erschienenen Romans Report der Magd namens Die Zeuginnen, gehört, habe bisher jedoch noch keines Ihrer Bücher gelesen. Da die eindrucksvollen und teils sehr intensiven bis gar verstörenden Zeichnungen Naults mein Interesse am Inhalt der Bücher weckte, schaute ich mir Atwoods Dilogie genauer an. Da in ihren Romanen das Thema der Unterdrückung der Frau in einem totalitären Staat behandelt wird und ich mich sehr für das Thema Frauenrechte interessiere, entschloss ich mich dazu, mir die Bücher anzuschaffen. 

 

Aufgrund der Hitze und des Gedränges brauchten wir eine Verschnaufpause und entschlossen uns dazu, das Außengelände zu erkunden. Dort angekommen fielen uns sofort die vielen Cosplayer auf, für die heute der erste Tag auf der Messe war. Einige der Figuren, die verkörpert wurden, kamen mir sogar bekannt vor, doch viele waren mir unbekannt. Ich fand es trotzdem erstaunlich, wie aufwendig und wunderschön manche Kostüme waren und wir liefen rüber zu den Hallen 5 und 6, vor denen sich eine große Anzahl Cosplayer versammelt hatte. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Signierbox vorbei, in der Kinderbuchautor und Moderator Ralph Caspers gerade seine Signierstunde hatte. Er wird am 13. Dezember zu uns ins LZG kommen und aus seinem neuesten Buch Wenn Riesen reisen lesen.
Nachdem wir uns alle Kostüme der Cosplayer sorgfältig angesehen hatten, verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf zur S-Bahn-Station, um nach Hause zu fahren.

Auch dieser Tag war vollgepackt mit aufregenden Ereignissen für mich. Auch wenn es mit den Signierstunden nicht funktioniert hat, habe ich den langen Wartezeiten nicht unbedingt hinterhergetrauert. Außerdem konnte ich neue Bekanntschaften machen und habe mir vorgenommen, nächstes Jahr auch die Leipziger Buchmesse zu besuchen, die etwas kleiner und nicht so stressig sein soll. Insgesamt war es jedoch eine sehr schöne Erfahrung für mich und ich bin dem LZG sehr dankbar für die Möglichkeit.



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