Der LZG-Lesekreis 

Der LZG-Lesekreis trifft sich einmal pro Programmperiode und bespricht in entspannter Atmosphäre ein Werk der deutschen Gegenwartsliteratur.

Wir möchten unseren lesebegeisterten Mitgliedern hiermit einen Raum bieten, in dem Literatur gemeinsam entdeckt und diskutiert werden kann. Der Lesekreis wird von Vorstandsmitglied Sandra Binnert moderiert und von einem Teammitglied des Literarischen Zentrums begleitet. Dieses kostenlose Angebot richtet sich exklusiv an LZG Mitglieder, eine Anmeldung ist erforderlich. 

Einblick in bisherige Sitzungen des Lesekreises


1. Sitzung – Bernhard Schlink: »Die Enkelin«

Am Donnerstag, den 13.4.23, traf sich zum ersten Mal der LZG-Lesekreis. Im Fokus stand der Roman »Die Enkelin«, in dem Bernhard Schlink die Geschichte eines Mannes erzählt, der sich im hohen Alter auf eine Reise in die Vergangenheit seiner verstorbenen Frau begibt. Birgit war 1964 zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Dass sie für diese Freiheit eine Tochter zurücklassen musste, erfährt er erst nach ihrem Tod – und macht sich auf die Suche nach ihr. Er findet eine Familie, die in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land lebt, und ein vierzehnjähriges Mädchen, das sich nach einem Großvater sehnt. Ihre Welten könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. 

Bereits in einer kurzen Vorstellungsrunde, in der jede*r auch einen ersten eigenen Leseeindruck mit der Gruppe teilen konnte, wurde deutlich, dass die Teilnehmenden von Anfang an ganz unterschiedliche Meinungen zu Schlinks Roman hatten. Moderiert wurde der Lesekreis von Sandra Binnert, Vorstandsmitglied des LZG. Sie regte die Diskussion an, indem sie den Teilnehmenden verschiedene Fragen zum Roman stellte. So fragte sie beispielsweise nach den Gefühlen, die beim Lesen des Buches hervorgerufen wurden. Insbesondere im Hinblick auf den Protagonisten Kaspar spalteten sich die Meinungen: Manch eine*r verspürte aufgrund von Kaspars Einsamkeit und innerlicher Zerrissenheit Mitleid mit ihm; von anderen wurde er wegen seiner Toleranz gegenüber nahezu allem kritisiert.

Darüber hinaus stellte die Gruppe fest, dass Kaspar und Birgit in der Vergangenheit nicht in der Lage waren, angemessen miteinander zu kommunizieren. Sie besprachen keinerlei Konflikte, wie etwa Birgits Alkoholproblem, woraus geschlossen wurde, dass zwischen ihnen Sprachlosigkeit geherrscht haben muss – ein Phänomen, das typisch für die Nachwendegeneration gewesen sei.

Als schließlich noch der Sprachgebrauch im Roman thematisiert wurde, war man sich einig darüber, dass das Buch stärker von seiner Geschichte lebt als von seiner sprachlichen Originalität. Dass der Roman dennoch bei vielen Begeisterung auslöste, kam in der Abschlussrunde, in der die Teilnehmenden außerdem noch die Gelegenheit hatten, ihre Eindrücke vom Lesekreis zu schildern, nochmals zum Ausdruck.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Sandra Binnert für die gelungene Moderation und bei allen Teilnehmenden für ihre interessanten Beiträge bedanken! Es war ein schöner Abend, der allen Beteiligten viel Freude bereitete.





2. Sitzung – John Boyne: »Als die Welt zerbrach«

Das zweite Treffen des LZG-Lesekreises am Freitag, den 16.6.23, widmete sich John Boynes Roman »Als die Welt zerbrach«. Die lang erwartete Fortsetzung des Bestsellers Der Junge im gestreiften Pyjama beginnt am Ende von Gretels Leben. Aus dem ersten Teil bekannt als Brunos große Schwester, die schon als Kind mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, kämpft sie mit 91 Jahren noch immer mit Erinnerungen an ihre Kindheit und ist gezwungen, sich mit der Frage nach ihrer eigenen Schuld und ihrer Mittäterschaft während der NS-Zeit auseinanderzusetzen. »Der irische Autor führt die im neuen Buch 92-jährige Frau auf eindringliche, fesselnde Weise in einen Konflikt unserer Zeit« (Berliner Zeitung). 

In netter Runde und bei schönem Wetter tauschten sich die Teilnehmenden des Lesekreises über ihre sehr unterschiedlichen Meinungen aus. Durch die verschiedenen Perspektiven entstand ein spannendes Gespräch, das alle Beteiligten im Anschluss mit ganz neuen Eindrücken aus dem Abend entließ. Es war ein interessanter und schöner Abend, der allen Vorfreude auf den nächsten Lesekreis bereitet hat. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Sandra Binnert für die gelungene Moderation und bei allen Teilnehmenden für ihre bereichernden Beiträge!





3. Sitzung – Judith Hermann: »Wir hätten uns alles gesagt«

Beim dritten Treffen des LZG-Lesekreises am Mittwoch, den 29.11.23, hat es schon ein wenig vorgeweihnachtet: Bei Lebkuchen und Tee trafen sich interessierte LZG-Mitglieder, um gemeinsam über Judith Herrmanns Œuvre »Wir hätten uns doch alles gesagt« zu reden.

Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit? Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit. »Judith Hermanns Bücher sind unbeirrbare Erkundungen der menschlichen Verhältnisse« (NEUE ZÜRCHER ZEITUNG).

In gemütlicher Runde sprachen die Teilnehmenden des Lesekreises über ihre ersten Eindrücke beim Lesen. Viele waren bereits von Anfang an von der Sprache beeindruckt. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass sowohl die dichte, eindrückliche Schreibweise als auch Herrmanns Art, sich ihrem Trauma literarisch zu nähern, die LZG-Mitglieder faszinierte. So verließen sie den Lesekreis mit neuen Sichtweisen auf Herrmanns Werk und waren sich einig: Es macht Lust darauf, mehr von ihr zu lesen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Sandra Binnert für die Betreuung des Lesekreises und bei allen Teilnehmenden für ihre bereichernden Beiträge! Mit diesem Treffen endet das erste Jahr des LZG-Lesekreises - wir freuen uns darauf, mit Ihnen nächstes Jahr in eine neue Runde starten zu dürfen!





4. Sitzung – Jarka Kubsova: »Marschlande«

Am Donnerstag, den 8.2., traf sich zum vierten Mal der LZG-Lesekreis, moderiert von Sandra Binnert. Gemeinsam besprachen die LZG-Mitglieder die Lektüre des Romans Marschlande von Jarka Kubsova. Der 2023 erschienene Bestseller erzählt von zwei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten in der Marschlandschaft bei Hamburg leben. Dabei handelt es sich zum einen um die Hufnerin Abelke Bleken, deren Leben tragisch endet: Abelke wird als Hexe diffamiert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zum anderen ist da Britta Stoever, die ihren Job als Geografin aufgegeben hat, um sich ihren Kindern zu widmen. Die Familie zieht in die Marschlandschaft und Britta stellt dort im vermeintlichen Familienidyll schnell fest, dass sie sich selbst verloren hat.

Die Teilnehmenden entlockten dem Roman im Gespräch nicht nur erzähltechnische Raffinessen, sondern fühlten vor allem Parallelen nach, die die Autorin zwischen ihren beiden Protagonistinnen anlegt. Viele davon drehen sich um strukturelle Benachteiligungen von Frauen, damals wie heute. Einig war man sich aber auch, dass manche vermeintliche Verbindungen zwischen Abelke und Britta etwas zu überspitzt seien. Im Nachwort heißt es außerdem, dass sich für die Gleichberechtigung von Frauen kaum etwas verändert habe, was so allgemein gehalten aber eher nicht haltbar sei. Große Freude bereitete allen Teilnehmenden, durch ihre unterschiedlichen Perspektiven die eigenen Wahrnehmungen und Deutungen zu ergänzen.





Ansprechpartnerin


Sandra Binnert
Sandra Binnert

Sandra Binnert
E-Mail: lesekreis@lz-giessen.de

Sandra Binnert ist seit 2017 Mitglied im LZG und wurde 2021 als studentische Vertreterin in den Vorstand gewählt. Seit 2020 ist sie außerdem Teil der Programmkommission. Im Jahr 2023 hat sie den LZG-Lesekreis ins Leben gerufen und betreut und moderiert seitdem dessen Sitzungen.





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