Leipziger Buchmesse 2023 

© Leipziger Messe
© Leipziger Messe

Nach langem Warten war es soweit: Nach dreijähriger pandemiebedinger Pause öffnete die Leipziger Buchmesse endlich wieder ihre Tore – und das Team des LZG war für Sie vor Ort!

Wir waren in den letzten Jahren zwar sehr dankbar für die digitalen Ersatzangebote. Trotzdem haben wir uns in diesem Jahr ganz besonders gefreut, uns wieder zwischen den liebevoll gestalteten Verlagsständen zu tummeln, Lesungen und Interviews live mitzuerleben und persönlich mit vielen literaturbegeisterten Menschen ins Gespräch zu kommen – und so nach möglichen kleineren und größeren Überraschungen für alle Literaturbegeisterten in Gießen Ausschau zu halten. Die folgenden Berichte bieten Ihnen einen Eindruck vom Messebesuch des Teams. Viel Vergnügen beim Stöbern! 




© Leipziger Messe / Tom Schulze
© Leipziger Messe / Tom Schulze

Tag 1: 27.4.2023

Erster Tag der Leipziger Buchmesse 2023 

Gleich am Donnerstag bot sich für uns auf der Leipziger Buchmesse ein umfangreiches und attraktives Programm mit vielen spannenden Veranstaltungen, inklusive der alljährlichen Verleihung des Leipziger Buchpreises.




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Podiumsdiskussion »Ist Büchermachen politisch?« mit Verleger Jim Baker und Autorin Lisa Mangold

 

Verleihung des Leipziger Buchpreises in der Kategorie Belletristik an Dinçer Güçyeter

 

 

Mein erster Buchmessetag – von Pauline Donschen

Nach vier Stunden Anreise mit dem Auto kamen wir in Leipzig an. Das Messegelände ist riesig, Verlage stellen in mehreren Hallen ihr Sortiment aus und mittendrin tauchen immer wieder kleine und große Bühnen auf, die für zahlreiche Lesungen, aber auch Gespräche und Podiumsdiskussionen genutzt werden. Ich habe mir die erste Stunde Zeit genommen, um mich durch die Gänge treiben zu lassen, an den Stände in den Verlagsneuheiten zu stöbern und mir einen Überblick zu verschaffen. Durch Zufall kam ich an der Bühne der HTWK (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) vorbei. Dort war eine sehr anregende Diskussion zwischen Jim Baker vom Querverlag und Lisa Mangold von dem Bündnis »verlagegegenrechts« in vollem Gange. Ich setzte mich spontan dazu und hörte zu.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Frage »Ist Büchermachen politisch?«. Thema war zunächst die Debatte um die Präsenz rechter Verlage auf der Frankfurter Buchmesse, die vor etwa zwei Jahren entfachte. Als Reaktion auf die mediale Aufmerksamkeit, die rechte Verlage im Zuge der Debatte erhielten, formierte sich damals das verlagegegenrechts-Bündnis, ein Zusammenschluss mehrerer kleinerer Verlage. Sie kritisieren, dass rechte Verlage überhaupt auf Messen eine Bühne geboten werde. Diese Kritik sei zwar wichtig, so Lisa Mangold, dennoch dürfe man dabei nicht aus den Augen verlieren, wogegen sie sich eigentlich richtet. Es geht dem Bündnis nämlich um einen längerfristigen Perspektivwechsel in der Branche, als um einen temporären Fingerzeig auf rechte Verlage im Rahmen größerer Veranstaltungen. Literaturproduktion als politische Praxis würde sich, so Baker und Mangold weiter, nämlich nicht nur um Verleger*innen und Autor*innen drehen, sondern auch um viele andere Instanzen, die an der Entstehung eines Textes beteiligt sind. So arbeiteten immer mehr Verlage mit sogenannten »Sensivity Readers« zusammen, die die Texte auf diskriminierungssensible Inhalte und Sprache überprüfen. Es war insgesamt eine anregende Diskussion, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Anschließend verfolgte das Team des LZG gemeinsam die Verleihung des Buchpreises der Leipziger Buchmesse in der lichtdurchfluteten Glashalle. Es war super schön, den bewegenden Dankesreden der drei Preisträger*innen in den Kategorien Übersetzung, Sachbuch und Essayistik sowie Belletristik zu lauschen. Auch hier sind mir unter den Nominierten mehrere Titel und Verlage begegnet, die mir bislang unbekannt waren, die ich nun aber weiter verfolgen werde. Insbesondere Unser Deutschlandmärchen von Dinçer Güçyeter, das mit dem ersten Preis in der Sparte Belletristik ausgezeichnet wurde, hat es mir angetan!

Die Preisverleihung war ein sehr gelungener Abschluss unseres ersten Messetages.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tanja Esch liest aus ihrem Comic Boris, Babette und lauter Skelette

 

Bunte Bilderbücher und knallige Comics – von Charleen Tamm

Mein erster Tag auf der Leipziger Buchmesse war bunt! Nach einer ersten Orientierung in den Messehallen weckte vor allem der vielseitige Bereich der Kinder- und Jugendliteratur mein Interesse und ich hielt nach Bilderbüchern für das diesjährige »Gießener Bilderbuchfestival« Ausschau. Da es in diesem Gebiet aktuell viele tolle Neuerscheinungen zu den unterschiedlichsten Themen gibt, fiel mir die Entscheidung, mich auf ein paar wenige Bücher zu beschränken, durchaus schwer; als ich am Stand des Coppenrath-Verlags jedoch auf das Buch Frank und Bert von Chris Naylor-Ballesteros aufmerksam wurde, schrieb ich es direkt ganz oben auf meine Liste. Mithilfe der Geschichte können Kinder ab drei Jahren auf lustige Art und Weise lernen, dass es in einer Freundschaft wichtig ist, aufeinander zu achten und auch mal Kompromisse einzugehen.

Ab 16 Uhr fand dann die Verleihung des Buchpreises statt. Diese konnte ich allerdings leider nicht bis zum Ende anschauen, weil die erste Lesung auf meinem Tagesplan anstand: Tanja Esch, Gewinnerin des »Leipziger Lesekompasses 2023«, las aus ihrem Comic-Buch Boris, Babette und lauter Skelette, das die Kinderjury am meisten überzeugt hat. Während sie die verschiedenen farbenfrohen Comic-Szenen der Reihe nach auf einem Monitor präsentierte, brachte die Illustratorin sowohl die Äußerungen ihrer Figuren als auch jegliche anderen Geräusche, wie etwa das Klingeln eines Telefons oder das Tippen auf einer Computertastatur, lebhaft zum Ausdruck. Da ich mir zuvor noch nie eine Comic-Lesung angeschaut hatte, fand ich diese Vortragsweise im ersten Moment sehr ungewohnt, wenn nicht sogar etwas merkwürdig; im Laufe der Lesung konzentrierte ich mich dann aber so sehr auf den Bildschirm, dass es mir irgendwann so vorkam, als hätte ich einen Film geschaut, in dem eine Stimme aus dem Off zu hören war. Die Geschichte von Boris und seinem neuen, nicht identifizierbaren Haustier Babette, das sprechen kann und sich ständig gruseln möchte, brachte das Publikum – auch die Erwachsenen – zum Schmunzeln und machte gute Laune. Kein Wunder also, dass Tanja Esch mit einem kräftigen Applaus verabschiedet wurde.


© Leipziger Messe / Jens Schlüter
© Leipziger Messe / Jens Schlüter

Tag 2: 28.4.2023

Zweiter Tag der Leipziger Buchmesse 2018 – was ein Trubel

Auch am zweiten Tag standen neben vielen Verlagsgesprächen, durch die wir vorab in die Herbstprogramme der Literaturwelt schnuppern durften, Lesungen und andere vielseitige Veranstaltungen auf dem Programm. Folgen Sie uns in den Truble des zweiten Tages und entdecken Sie Highlights des Teams...




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Root Leeb stellt ihre Erzählung Gespräche auf dem Meeresgrund vor 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lucy Astner präsentiert ihr Kinderbuch 1000 gute Gründe

 

Psychologin Ulrike Juchmann liest aus ihrem Buch Sei du selbst, alle anderen gibt es schon

Es geht um Leben und Tod – von Charleen Tamm

An meinem zweiten Messetag ging es im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod: Abgesehen davon, dass sich zwei Lesungen, die ich mir anhören wollte, mit diesen Themen beschäftigten, hatte ich auch einen sehr straffen Zeitplan. Zunächst hörte ich mir eine Lesung von Root Leeb an, die ihre Erzählung Gespräche auf dem Meeresgrund vorstellte und das Publikum – wie der Titel bereits erahnen lässt – mit in die Tiefen des Ozeans nahm. Dort treffen drei Menschen, deren Leben unterschiedlicher nicht gewesen sein könnten, nach dem Tod aufeinander und kommen ungeschönt ins Gespräch. Warum sich die Autorin dafür gerade den Meeresgrund ausgesucht hat? Weil man, geblendet von der Schönheit des Meeres, selten an das denke, was unter der Wasseroberfläche geschehe – dort unten befinde sich eine uns weitestgehend verborgene Welt, die außerhalb der uns zugänglichen Welt liege. Laut Leeb gibt es auf der Welt keinen Anfang und kein Ende, denn wir seien mittendrin; alles gehe weiter. Daher beginnt das erste Kapitel ihrer Geschichte auch mit dem Wort »Und«.

Im Anschluss an diese erste, mir Denkanstöße gebende Lesung holte ich mir beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten in der Buchbranche. Hierbei ist mir erneut aufgefallen, wie vielseitig und spannend diese Branche eigentlich ist, und ich lernte, dass man gerade zu Beginn der Ausbildung – etwa im Volontariat – offen sein und sich nicht auf einen spezifischen Bereich versteifen sollte. Früher oder später komme man dort an, wo man hingehöre.

Schließlich nahm ich aus reiner Neugier an einem Workshop »für alle, die gern schreiben möchten« teil, in dem die Autorin und Schreib-Coach Martina Rellin die Chancen und Herausforderungen beim Schreiben eines Buches thematisierte und auf individuelle Fragen der Teilnehmer*innen einging. Besonders spannend war am zweiten Tag auch das kurze, aber dennoch informative Verlagsgespräch beim Piper Verlag, an dem ich zusammen mit einer Volontärin des LZG und meiner Mitpraktikantin teilnehmen durfte. Dabei kamen wir in Bezug auf das diesjährige Gießener Krimifestival unter anderem auf Heinrich Steinfests bald erscheinenden Krimi Gemälde eines Mordes zu sprechen.

Um »Künstliche Intelligenz als Game Changer am Beispiel ChatGPT« drehte sich die nächste Veranstaltung, die ich mir unbedingt anschauen wollte. In einem Vortrag sprachen Jutta Schneider und Thomas Schmidt von »Helliwood media & education« Potenziale und Problematiken dieser KI an und bezogen sich dabei in erster Linie auf den Bildungsbereich.

Weiter ging es mit einer Kinderbuchlesung: Lucy Astner, Drehbuchautorin für Schauspieler*innen wie Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Veronica Ferres, präsentierte ihr neues Buch 1000 gute Gründe. Es thematisiert den Verlust eines geliebten Menschen, der gerade für Kinder in der Pubertät eine doppelte Belastung sein könne. Eigentlich, sagte Astner, schreibe sie eher humorvolle Titel, doch dieses Buch tanze aus der Reihe und erzähle eine sehr emotionale Geschichte über die besondere Beziehung zwischen einer Großmutter und ihrer tapferen Enkelin. Es könne Kindern ab 11 Jahren dabei helfen, mit ihrer Trauer umzugehen.

Zu guter Letzt lauschte ich noch einer Lesung, deren Titel Sei du selbst, alle anderen gibt es schon mich direkt ansprach. Die Psychologin Ulrike Juchmann richtete sich insbesondere an Frauen und gab wertvolle Impulse, wie man die Erwartungen anderer Menschen abstreift und so glücklicher leben kann.

 

 

 

 

 

Marlen Hobrack liest aus ihrem Roman Schrödingers Grrrl, das im Verbrecher Verlag erschienen ist

 

 

 

 

 

 

Liv Strömquist im Gespräch über ihren Comic Astrologie

 

Mein zweiter Buchmessetag – von Pauline Donschen

Für den Freitag hatte ich mir in der Vorbereitung gleich mehrere Veranstaltungen rausgesucht, die ich besuchen wollte. Mein Highlight war definitiv die Lesung mit Marlen Hobrack, die vormittags auf der MDR Bühne ihren kürzlich im Verbrecherverlag erschienenen Roman Schrödingers Grrrl vorstellte. Der Roman erzählt die Geschichte von Mara Wolf, einer Schulabbrecherin, die ziemlich erfolglos versucht, als Influencerin durchzustarten, bis sie in einer Bar von einem PR-Agenten angesprochen wird. Dieser will sie fälschlicherweise als eine Romanautorin ausgeben, denn der eigentliche Autor – ein alter, weißer Mann – würde nicht für die nötigen Buchverkäufe sorgen. Es entwickelt sich auf der Bühne ein sehr spannendes Gespräch über den Zwiespalt, in dem man als Autor*in oftmals steckt: Einerseits im Sinne der Kunst sein eigenes kreatives Werk zu erschaffen. Andererseits aber auch den kommerziellen Regeln des Literaturbetriebs zu unterliegen – denn am Ende des Tages sollte sich das Buch im Interesse des Verlags und des*der Autor*in auch verkaufen. Mit genau diesem Dilemma spielt der Roman und nimmt damit so manche Regel der Buchbranche auf die Schippe.

Wie gut Social-Media bei der Vermarktung des eigenen Buches funktioniert, zeigte mir die nächste Lesung, die ich besuchen wollte. Aber der Andrang war so groß an der kleinen abgeschirmten Lesebühne, dass ich leider nicht nah genug heran kam, obwohl ich zehn Minuten vor Beginn da war. Sebastian Hotz, auf Twitter und Instagram besser bekannt als »El Hotzo«, stellte dort sein literarisches Debüt Mindest (KiWi) vor.
Stattdessen stattete ich dem nordischen Forum einen Besuch ab. Dort stellte die schwedische Comicautorin und Illustratorin Liv Strömquist ihr neuestes Werk
Astrologie vor. Strömquist räumt in ihren Büchern auf: mit Vorurteilen, Tabus und Mythen, begleitet von witzigen und wunderschönen Zeichnungen aus eigener Feder. Astrologie wirft nun einen kritischen Blick auf die Welt der Horoskope, Sternbilder und Aberglaube: Etwas, was mitunter, so Strömquist, auch dogmatisch werden kann. Ich habe dem Gespräch super gerne gelauscht, besonders weil simultan aus dem Schwedischen übersetzt wurde.

Es gab aber nicht nur viele fesselnde Lesungen am zweiten Messetag, sondern auch Verlagsgespräche, an denen ich teilnehmen durfte. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin Hannah Brahm erhielt ich einen Eindruck von den kommenden Bilderbüchern aus dem Herbstprogramm des Tulipan Verlags. Bei dem halbstündigen Gespräch wurden uns gleich mehrere Bücher vorgestellt, die eine große Vielfalt abbilden, ohne Diskriminierungen zu reproduzieren. Deutlich wurde, dass es inzwischen wirklich viele Geschichten mit divers aufgestellten Charakteren außerhalb klischeebehafteter Narrative gibt. Dieser Eindruck verstärkte sich, nachdem ich im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur durch die Verlagsangebote stöberte.

Nach einem gemeinsamen Abendessen ließen wir den Messetag bei einer Lesung im Ariowitschhaus Leipzig von Max Czollek und seinem neuesten Essay Versöhnungstheater ausklingen. Dadurch, dass die Veranstaltung eben nicht auf dem trubeligen und lauten Messegelände, sondern in dem etwas abseits gelegenen Kulturzentrum stattfand, konnte ich mich noch einmal ganz anders auf das Gespräch einlassen. Es war ein intensives und eindringliches Gespräch über deutsche Erinnerungskultur und den Umgang mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in der Geschichtsschreibung. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Literaturkritikerin Maryam Aras.


© Leipziger Messe / Jens Schlüter
© Leipziger Messe / Jens Schlüter

Tag 3: 29.3.2023

Dritter Tag der Leipziger Buchmesse 2023 – Endspurt für das LZG

Viel zu schnell ging das Messewochenende schon wieder vorbei. Bevor wir uns aber wieder auf den Rückweg nach Gießen machten, haben wir uns noch ein leztes Mal mit vielen Tausenden Besuchern in jede Menge Bücher, Lesungen und andere spannende Veranstaltungen vertieft. Folgen Sie Ihrem LZG-Team durch den letzten aufregenden Messetag 2023...




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Signierstunde mit Sebastian Fitzek und Jana Crämer

 

Fabienne Schovenberg stimmt das Publikum mit ihrem Ratgeber Die Welt ist noch zu retten optimistisch

 

»Ist die Welt noch zu retten?« – von Charleen Tamm

Mein dritter und zugleich letzter Tag auf der Buchmesse begann mit einem persönlichen Highlight, denn am Stand der Verlagsgruppe Droemer Knaur fand eine Signierstunde mit dem Bestsellerautor Sebastian Fitzek statt! Nachdem am 26. April sein neuer »Nicht-Thriller« mit dem Titel Elternabend erschienen war, hatte ich mir fest vorgenommen, auf der Buchmesse ein Exemplar zu kaufen und mir im selben Zug ein Autogramm zu ergattern… Leider war ich jedoch nicht die Einzige mit dieser brillanten Idee, und bereits zehn Minuten nach dem Einlass war die Schlange so lang, dass es sich nicht mehr lohnte, sich überhaupt anzustellen. Da ich vor meiner nächsten favorisierten Lesung noch etwas Zeit hatte und ich nach dieser kleinen Enttäuschung etwas Aufmunterung gebrauchen konnte, entschloss ich mich kurzerhand dazu, beim Schweizer Gemeinschaftsstand vorbeizuschauen und mir mein »Kompliment des Tages« abzuholen. »Du hast die Gabe, Gutes noch besser zu zaubern« – Ein schönes Kompliment, das ich dankbar entgegennahm und das ich auch gern der Autorin Fabienne Schovenberg gemacht hätte, deren Lesung aus Die Welt ist noch zu retten mir anschließend ein gutes Gefühl gab. In ihrem Ratgeber gibt sie hilfreiche Tipps, wie man beim Versuch, die Welt durch Anpassung der eigenen Handlungsweisen zu verbessern, nicht die Motivation verliert. Wir Menschen hätten einen Hang zur Negativität und fokussierten uns, selbst wenn das Positive überwiege, meist dennoch auf jene Dinge, die nicht gut liefen. Für diese Negativitätsdominanz gebe es eine evolutionäre Erklärung; es sei jedoch möglich, die eigene pessimistische Sicht auf die Welt zu verändern. Besonders ihr Zitat »Wir dürfen nicht nur sehen, was nicht gelingt, sondern auch, was schon gelungen ist, was dabei ist zu gelingen, und was noch gelingen kann« blieb mir im Gedächtnis und stimmte mich optimistisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elnaz Farabakhsh liest aus ihrem Lyrikband nah weh

 

Podiumsdiskussion »Gegengewicht – Gemeinsam Gesellschaft verändern«

 

 

Mein dritter Buchmessetag – von Pauline Donschen

Der Samstag war der dritte und zugleich letzte Tag für uns auf der Buchmesse. Er begann schon sehr vielversprechend mit einem Gespräch beim Verbrecherverlag. Schrödingers Grrrl von Marlen Hobrack, von dessen Lesung ich am Vortag begeistert war, ist im Verbrecherverlag erschienen. Im Gespräch haben wir einen Einblick in das kommende Verlagsprogramm erhalten. Einige der Titel klingen so spannend, dass sie nicht nur in der Programmkommission des LZG vorgestellt werden, sondern ich ihrer Veröffentlichung auch privat entgegenfiebere.

Nach dem Gespräch ließ ich mich durch die Hallen treiben und schaute mir an verschiedenen Ständen die Auslagen an. Ich blieb bei den Ausstellungen des »Institut francais« hängen, die ein ganzes Regal mit französischsprachigen Kinderbüchern hatten, die alle super schön illustriert waren und dessen Geschichten und Charaktere, zumindest soweit ich das überblicken konnte, häufig recht divers aufgestellt waren. Eine Veranstaltung hatte ich aber doch noch auf dem Plan: die Lyriklesung aus nah_weh mit Elnaz Farabakhsh. Das Buch ist eine Sammlung mit lyrischen Texten über die Themen Migration, Familie, Rassismus und Sehnsucht nach einem Heimatgefühl. Lyrik ist ein mir nicht ganz geläufiges Genre. Daher war sich auf die Lesung sehr gespannt. Die Autorin erzählte zunächst, was Gedichte schreiben für sie bedeutet und wie sie beim Schreiben vorgeht. Dann nahm sie die Zuhörenden mit in ihr eigenes »Elnaz-Universum«, wie sie selbst sagt, und las drei Gedichte aus ihrem Buch. Es war eine wirklich schöne und ruhige Veranstaltung, bei der ich gerne zugehört habe!

Anschließend bin ich noch auf eine Podiumsdiskussion mit dem Titel »Gegengewicht – Gemeinsam Gesellschaft verändern« aufmerksam geworden. Moderiert von Autor und Journalist Mohamed Amjahid diskutierten die Autorinnen Şeyda Kurt, Nora Kellner und Lisa Mangold von der Initiative verlagegenrechtsüber die Relevanz (feministischer) Bündnisse im Kampf für einen gesellschaftlichen Wandel. Ich habe die Bücher von Kurt und Amjahid gerne gelesen und von beiden auch viel mitgenommen. Erneut war ich beeindruckt davon, wie alle Anwesenden auf der Bühne es geschafft haben, komplexe Zusammenhänge so dezidiert und treffend zu formulieren, dass auch ein niedrigschwelliger Zugang zu der Diskussion generiert war. Auch hier war abermals die politische Wirkmacht von Büchern als Einstieg in diskriminierungskritisches Denken Teil des Gesprächs – ein Thema, welches sich durch mein gesamtes Messeprogramm zog, wie ich im Nachhinein feststelle.

Nachdem die anderen aus dem Team ihre Verlagsgespräche beendet hatten, machten wir uns am Nachmittag schließlich wieder auf den Rückweg nach Gießen.

Das waren drei volle, aber auch sehr schöne Tage auf der Buchmesse! Ich bin durch selbstständige Streifzüge, aber vor allem auch durch die Verlagsgespräch, an denen ich teilnehmen durfte, auf viele Unternehmen und Buchtitel gestoßen, die mein Interesse geweckt haben. Die Eindrücke müssen sich sicherlich erst noch setzen, aber ich kann schon jetzt sagen, dass ich die Erfahrung auf der Messe als sehr lehrreich empfunden habe!



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