Mit Illustrationen von David Roberts
Carlsen Verlag GmbH 2011
144 Seiten
11,90 Euro
ISBN 978-3-551-55582-3
von Christiane Menzel | Download
Fennymore Pause ist ein seltsamer Junge. Er hat braune Strubbelhaare, ist nicht groß, aber auch nicht klein und nicht dick, aber auch nicht dünn. Sein linkes Ohr steht sehr weit vom Kopf ab und er hat ein himmelblaues Fahrrad zum Freund, das Monbijou heißt, sich für ein Pferd hält und deshalb immer Heu frisst. Er ist elf Jahre alt. Zumindest glaubt er das, denn genau kann er es nicht sagen. Zu Hause in Bronks, einem großen, alten und etwas windschiefen Haus, wird sein Geburtstag nämlich nicht gefeiert. Das ist so, seit er acht Jahre alt wurde. An diesem Tag verschwanden seine Eltern, Fenibald und Regina Pause, die Erfinder waren, spurlos. Nun hat Fennymore nur noch Tante Else, die über einem Eiscafé namens Tristesse wohnt und ihn jeden Sonntag um Punkt drei nach drei in Bronks besucht. Dann essen sie zusammen Dackel im Salzmantel und trinken Holunderblütentee. Fennymores Wochen sehen immer gleich aus, seitdem seine Eltern verschwunden sind. Am Sonntag kommt Tante Else, am Montag und Dienstag hat Fennymore dann Bauchweh, mittwochs werden mit Tante Else Dackel gejagt und donnerstags bereiten sie gemeinsam Dackel im Salzmantel zu, was eine schwierige Prozedur ist. Freitags muss er einkaufen, deshalb ist Samstag der einzige Tag, an dem er in die Schule gehen könnte, die dann leider geschlossen ist. Am Samstag denkt Fennymore dann immer an seine Eltern.
Fennymores Leben ändert sich abrupt, als Tante Else, die eigentlich Elisabeth Großkornschroth heißt, an einem Tag im August an einer Dackelvergiftung stirbt. Daraufhin verschwindet außerdem noch Monbijou spurlos. Fennymore ist völlig verzweifelt. Zusammen mit Fizzy Kobaldini, einem Mädchen, das zusammen mit seiner Familie in das Haus von Tante Else einziehen soll, geht er los, um Monbijou zu suchen. Als das gelingt, führt Monbijou sie zu einem silbriggrauen Herrn, bei dem sie erfahren, dass er etwas mit dem Verschwinden von Fennymores Eltern zu tun hat. Und sie sehen dort tatsächlich Fennymores Vater wieder, der offenbar doch noch lebt. Als der silbriggraue Herr den Kindern erklärt, weshalb Fennymore Pauses Eltern so plötzlich verschwanden und wer die Verantwortung dafür trägt, machen sie sich zusammen auf den Weg, um den Übeltäter zu überführen. Als Fizzy dann auch noch entführt wird, ist Fennymores ganzer Mut gefragt. Mit großer Tatkraft gelingt es den Freunden schließlich, Doktor Uhrengut, den Bösewicht, zu schnappen.
Kirsten Reinhardts Buch über den kleinen Jungen Fennymore Pause sprüht nur so vor Fantasie und Ideen. Es lebt vor allem durch die urkomischen Beschreibungen durch die Autorin. Sie sieht die Umgebung mit Kinderaugen und beschreibt sie dementsprechend. Eine Menge widersprüchlicher Begebenheiten, die für Kinder sicherlich leichter nachzuvollziehen sind als für Erwachsene, machen das Buch einzigartig. Mit Humor und in liebevoller Art und Weise zeigt Kirsten Reinhardt das ungewöhnliche Leben eines ungewöhnlichen Jungen, der zwar nicht gebildet, aber dennoch klug und erfinderisch ist und mit kindlichem Eifer an seine Probleme herangeht. Auch wenn die Illustrationen recht schlicht gehalten sind und etwas mehr Farbe hätten vertragen können, sind die Strichzeichnungen lustig anzuschauen und spiegeln den frechen Charakter des Buchs wider.
Es ist ein Mut-Mach-Buch, das einerseits zeigt, dass nicht alles im Leben schön sein kann und nach Plan verläuft, man andererseits aber nicht die Hoffnung verlieren darf und es oft einen Ausweg gibt, auch wenn man ihn nicht sofort erkennt. Es führt vor – bis auf die etwas makabren, aber trotzdem lustigen Stellen über den Dackel im Salzmantel –, was Recht und Unrecht ist und auch das Thema Freundschaft spielt in diesem Kinderbuch eine wichtige Rolle. Fennymores Freunde, zu denen wie selbstverständlich auch sein geliebtes Fahrrad zählt, sind es, die wesentlich zur Überführung der Bösewichte und dem Wiedersehen mit seinem Vater beitragen. Ohne sie hätte Fennymore weniger Mut gehabt. Ein wunderbares Buch für Kinder ab 9 Jahren.
Über die Autorin
Die Autorin Kirsten Reinhardt wurde 1977 in einem ziemlich kleinen Ort in der Lüneburger Heide geboren. Inzwischen lebt sie in Berlin. Ihr erstes Buch Fennymores Reise oder Wie man Dackel in Salzmantel macht wurde 2009 als noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. 2012 wurde Fennymores Reise... Preisbuch beim Bundesweiten Vorlesewettbewerb. Kirsten Reinhardt liest gern Comics und hat noch nie einen Hund gegessen.
Weitere Informationen zur Autorin unter: www.kirstenreinhardt.de
Christiane Menzel