Montag, 8.7., 19:30 Uhr
Botanischer Garten
Eingang Sonnenstr.
35390 Gießen
Eintritt: 5 € I erm. 3 € I LZG-Mitglieder frei
»Aller Welt Macht und Herrlichkeit / ist nur ein Traum und Eitelkeit«. In dieser Einsicht gipfelt die tiefsinnige Komödie Somnium vitae humanae von Ludwig Hollonius aus dem Jahre 1605. Das Drama basiert auf einer in frühneuzeitlichen Chroniken überlieferten Anekdote um Philipp von Burgund, wonach der Herzog einen Betrunkenen auf der Straße aufgelesen und einen Tag lang an seiner Statt als Herrscher eingesetzt haben soll, um aus dem Fehlverhalten des Rüpels mehr über seine eigene Verantwortung als Herrscher zu erfahren. Das rüpelhafte Verhalten des Säufers in der Rolle des Herzogs wird nicht auf die Bühne gestellt, vielmehr erfahren wir von vielen Figuren, die durch den Rollentausch irritiert sind, was passiert ist. Zugleich führen uns die Figuren die Missstände in ihren eigenen Lebenswelten vor. Am Ende verpufft nicht nur für den Säufer Jan die Illusion, er sei Herrscher des Landes, sondern auch für alle anderen Figuren und für die Rezipienten die Hoffnung, es gebe Normen und Werte, die irgendwo ernstgenommen würden.
Die Aufführung geht aus einem ebenso forschungsnahen wie praxisbezogenen Seminar der Gießener Germanistik unter der Leitung von Prof. Dr. Cora Dietl hervor, das die Studierenden einerseits in die Methoden der szenischen Interpretation und in die Theaterpraxis einführt, andererseits an einem Forschungsprojekt zum Stettiner Schultheater im 17. Jahrhundert teilhaben lässt.
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen