Club der jungen Dichterinnen. Lesung und Gespräch mit Helene Bukowski und Ronya Othmann 

Rica Burow, Ronya Othmann, Helene BukowskiRica Burow, Ronya Othmann, Helene Bukowski

Donnerstag, 18.7. – 19:30 Uhr

Galerie 23
Seltersweg 55
35390 Gießen

 

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Eintritt: 5 € | 3 € erm. | LZG-Mitglieder frei

VVK: Tourist-Info Gießen
Für LZG-Mitglieder über das LZG-Büro

Moderation: Rica Burow (LZG)
 

Am Donnerstag, den 18.7.2019, präsentierten die beiden jungen Autorinnen Ronya Othmann und Helene Bukowski in der Gießener Galerie 23 ihre Texte. Als Teil der Reihe »Club der jungen Dichterinnen« wurden die Lesung und das anschließende Gespräch durch die Moderation von Rica Burow (LZG) begleitet.

Ronya Othmann las aus ihrem Text »Vierundsiebzig«, der sich der Aufarbeitung des 74. Genozids an den Jesiden widmet. Die Zuhörenden lernten die besondere Form ihres Schreibens kennen, mit dem sie ihre Familiengeschichte erzählt. Der Text ist für sie der Versuch, über Geschehenes zu berichten, für das die »Sprache kaum genügt«. Das Land, welches sie als Zuhause bezeichnet, »ist heute ein Schützengraben«. Die Zerrissenheit deutet die Schwierigkeit an, die Geschehnisse zu verarbeiten. Auf die Frage, wie sie über diese schreiben könne, hat sie eine Antwort gefunden. Sie erklärt, dass sie immer nur Bruchteile des Erlebten beschreibe und eine hybride Form schaffe, um miteinbeziehen zu können, wie auch von ihrer Umwelt über alles berichtet wurde.

Besonders mit der Rückmeldung im anschließenden Gespräch wurde deutlich, wie berührt die Zuhörer*innen von Ronya Othmanns Berichten und Erzählungen waren. Die Informationen, die sie zum Stand ihres nächsten Projektes, dem Roman Leyla, verriet, weckten beim Publikum die Neugierde. In diesem geht es um die fiktive Geschichte einer Frau, die ausgewandert ist und nach dem Genozid beschließt, gegen den IS zu kämpfen und zurück in das syrisch-irakische Gebiet zu reisen.

Helene Bukowski führte die Zuhörer*innen mit ihrem Debütroman Milchzähne in eine Welt, die von der Furcht vor dem Fremden und dem Wunsch nach Zugehörigkeit beherrscht wird. Obwohl die Menschen in der Welt der Ich-Erzählerin Skalde ihr Leben auf der Basis von Tauschgeschäften führen und mit mangelnder Infrastruktur konfrontiert sind, wurde für die Besucher*innen der Lesung deutlich, dass es sich um eine nicht klar verortete Zeit handelt. Zusammen mit ihrer Mutter Edith, welche selbst als Fremde in den von der restlichen Welt getrennten Bereich gekommen war, lebt Skalde in einer von Gewalt geprägten Welt. Diese wiegt die Autorin immer wieder mit »Szenen der Weichheit« auf und erzeugt damit eine mitreißende Atmosphäre aus Gegensätzen.

Die Abschottung der Menschen vor einer nicht klar definierten Bedrohung in der Geschichte und das Motiv des »Zäunebauens« schufen für das Publikum den Eindruck, dass der Roman doch einen dystopischen Gegenwartsbezug erkennen lässt. Dies verstärkte sich im anschließenden Gespräch, in dem Bukowski schilderte, wie sie für ihren Roman mit Überzeichnung und anderen »Stellschrauben« arbeitete.

So macht sie auch die Milchzähne zu einem Symbol. Sie zeigen das Festhalten der Menschen in Skaldes Umfeld an alten Bräuchen. Ob der Roman ein düsteres Bild unserer Zukunft zeigt, bleibt zum Ende des Abends für das Publikum genauso offen, wie die Frage, was es mit den namensgebenden Milchzähnen wirklich auf sich hat.

(Lea Kunz)


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