Aus der Mitte des Sees. Lesung und Gespräch mit Moritz Heger 

Freitag, 23.4., 19 Uhr (digital per Livestream)

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Der Livestream ist noch bis zum 02.05. auf dem YouTube Kanal des Literarischen Zentrum Gießens verfügbar.

Digitaler Zugang: kostenfrei

Moderation: Nicolaus Webler (LZG)

 

Am 23.4. durfte das LZG Moritz Heger für eine Lesung mit Gespräch ins KiZ einladen. Der Livestream zu Hegers Roman Aus der Mitte des Sees stellte zugleich den Auftakt für das Frühjahrprogramm 2021 dar. Hierzu fand sich ein kleines Team des LZGs vor Ort ein, um den Autor sowie seinen Moderator zu begrüßen, die Kulisse sowie das technische Equipment aufzubauen und den reibungslosen Ablauf für die Zuschauer*innen am heimischen Rechner zu ermöglichen. So war es durch den Livestream-Mitschnitt nicht nur den 31 Zuschauer*innen sowie den LZG-Mitarbeiter*innen vor Ort möglich, die Lesung in Echtzeit zu verfolgen, sich an der Diskussion in der Kommentarspalte zu beteiligen und Fragen an den Autor zu stellen, sondern das Video konnte auch nach der Lesung über den YouTube-Kanal des Literarischen Zentrums angesehen werden.             

Im Gespräch mit Nicolaus Webler liest Heger nicht nur einige Passagen aus seinem neuen Roman vor, sondern teilt zugleich persönliche Einblicke in seine Arbeit sowie die Abläufe in Klöstern des 21. Jahrhunderts. Denn während Moritz Heger neben dem Schreiben als Gymnasiallehrer für die Unterrichtsfächer Deutsch und Englisch tätig ist, nutzt er diese berufliche Nähe zur Theologie sowohl um mit Schüler*innen die Klosterwelt zu erkunden, als auch um persönliche Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. So beschreibt Heger das Kloster nicht bloß auf seiner Autoren-Webseite als einen »Sehnsuchtsort für eine Auszeit«, sondern beobachtet an sich selbst, aber auch den Mittelstufen-Klassen, mit denen er den Ausflug in das Kloster unternimmt, den Effekt, den dieser Ort auf die Menschen, die sich auf ihn einlassen, hat.

Eben jene Menschen, in Form von ihren Romanfiguren, werden von Webler im Rahmen einer kurzen Buchvorstellung, in welcher er auch die Benediktinerabtei »Maria Laach« als Inspiration für Hegers Roman identifiziert, präsentiert, bevor Heger die ersten Abschnitte aus seinem Roman vorliest. Und so nimmt der Autor die Zuschauer*innen mit auf die Reise in das Kloster und in den Konflikt zwischen die ehemaligen Ordensbrüder Lukas und Andreas, deren Freundschaft durch Andreas Austritt aus dem Orden und dessen Entscheidung für die Liebe und eine eigene Familie beeinträchtigt wurde und dazu führt, dass Lukas seinen Lebensweg hinterfragt. Im ersten Leseabschnitt teilt Heger erste Einblicke in den inneren Monolog, den Lukas nach Andreas‘ Ordensaustritt mit diesem führt. Auf der Suche nach den Antworten legt der junge Mönch seine Kutten ab und begibt sich in den See, um zu schwimmen. Denn das Schwimmen erlaubt es ihm nicht nur nachzudenken, sondern zugleich das Bedürfnis der körperlichen Nähe zu stillen, welches das Zölibat ihm verweigert. Und, trotz der Geborgenheit des Wassers und der damit einhergehenden Widersprüchlichkeit des Sports und des Klosterlebens, ist es zugleich die Rhythmik der Arm- und Beinschläge, die an die genau abgestimmten Tagesabläufe im Kloster erinnern. So ist das Schwimmen für den Benediktinermönch zugleich Auszeit vom Klosterleben, als auch inhärenter Bestandteil des selbigen.

Eine Besonderheit des Romans ist die Narration in Form von inneren Monologen, welche Lukas nicht bloß mit sich selbst, sondern vielmehr mit den Protagonisten in seinem Umfeld führt. Durch dieses Stilmittel wird das vermeintlich verschlossene für die Außenwelt, innerhalb und außerhalb des Klosters, zugänglich. Doch Lukas Gedanken sind nicht die einzige Kontaktstelle zwischen der Innen- und Außenwelt, offenbart Moritz Hegers Roman doch auch den Einzug der Digitalisierung und damit auch der Welt außerhalb der Klostermauern, in die Orte des Glaubens und der Stille. In einem zweiten Leseabschnitt nimmt Moritz Heger die Zuschauer*innen mit in den inneren Austausch mit Andreas Frau, Sarah, welcher ihn auf seiner Suche nach Nähe, Berührung und Akzeptanz weiterbringt.

In einem dritten Leseabschnitt wird zugleich ein dritter Ansprechpartner für Lukas vorgestellt: Lucian. Während Andreas den Ordensbruder darstellt, der dem Klosterleben den Rücken zugekehrt hat, steht Lucian für den jungen Interessenten am Klosterleben, der Lukas mit Fragen wie »kratzt die Kutte eigentlich?« zu dessen Erfahrungen in der Abtei befragt. Doch nachdem Lukas sich im Gespräch mit Lucian in seinem Mönchstum bestätigt fühlt, findet sich der 38-jährige Ordensbruder kurze Zeit später erneut im Konflikt mit dem Klosterleben auf der einen und der Außenwelt auf der anderen Seite. Der Brief einer Frau, der an ihn adressiert ist, offenbart, dass Lukas nun erfährt, was Andreas bereits vor ihm mit Sarah erlebt hat: Er ist verliebt.

Nach den drei Leseabschnitten und dem Gespräch mit Nicolaus Webler findet sich auch die Möglichkeit, einige der Zuschauer*innen-Fragen zu beantworten. Hierbei wird unter anderem auf Lukas‘ Position innerhalb des Klosters eingegangen, in der er in der Arbeit im Gästepflüge regelmäßig an der Berührungsstelle zwischen Kloster Innen- und Außenwelt wiederfindet. So fungiert Lukas Figur als Protagonist an der Schwelle des Klosters. Neben dieser Frage wird jedoch auch die Annäherung des Autors an die Materie des Werkes hinterfragt sowie ein nettes Kompliment der Zuschauer*innen weitergegeben.

Um viele neue Eindrücke zum Klosterleben und den Berührungspunkt zwischen Kloster und Außenwelt reicher, freut sich das LZG-Team sehr darüber, Moritz Heger als ersten Autoren des Frühjahrsprogramms vor Ort begrüßt haben zu dürfen!

 

(Annalina Benner)


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