Ich komme nicht zurück. Lesung und Gespräch mit Rasha Khayat 

© Hannah Brahm© Hannah Brahm

Donnerstag, 14.11. - 19 Uhr 

Ulenspiegel
Seltersweg 55
35390 Gießen

Gästebuch | GAZ | GA

Veranstaltungsbericht:

 

Am Donnerstagabend fanden wir uns zusammen mit anderen Literaturbegeisterten im Ulenspiegel im Herzen von Gießen ein, um Rasha Khayat und ihren neuesten Roman Ich komme nicht zurück kennenzulernen. Die Lesung und das Gespräch, moderiert von Sandra Binnert, boten eine eindrucksvolle Mischung aus literarischen, persönlichen und gesellschaftlichen Einblicken.

Rasha Khayat, die zudem als Übersetzerin und Podcasterin tätig ist, berichtete ein wenig über ihren eigenen literarischen Werdegang und ihre Inspirationen, die auch mit in den Roman einflossen. Beispielsweise das Buchcover, das von der libanesischen Schriftstellerin und Künstlerin Etel Adnan stammt, die in Khayats Leben schon länger eine besondere Rolle spielt, da Adnans Leben starke Parallelen zu ihrem eigenen aufweist. Zudem wurde auch die Widmung ihres Romans »für mich« thematisiert. Khayat erklärte, dass sie eine doppelte Bedeutung trägt: Zum einen ist sie ein Geschenk an ihr jüngeres Ich, als auch ein Tribut an die Frau, die sie heute ist und die persönliche Krisen, Schreibblockaden und Zweifel überwunden hat.

Ich komme nicht zurück ist aus der Perspektive der Figur Hanna erzählt, die in einer Wohnsiedlung im Ruhrgebiet aufgewachsen ist. In den 1980er Jahren entwickelt sich dort eine Freundschaft zwischen drei Kindern und ihren Familien, die alle ein Leben lang begleiten wird. Im Roman werden Kindheitserinnerungen und Corona-Gegenwart collagiert und die Leser*innen werden eingeladen sich auf Hanna und ihre Geschichte einzulassen.

In ausgewählten Romanpassagen durften wir Hanna, Cem und Zeyna kennenlernen und beim Entstehen ihrer Freundschaft begleiten. Im Verlauf des Romans entwickelt sich die Freundschaft und vor allem Hannas Sehnsucht nach Zugehörigkeit und nach dem lange vergangenen »Capri-Sonnen-Sommer« ihrer Kindheit an der Seite ihrer zwei Freund*Innen wird deutlich. Diese Sehnsucht, die vor allem durch die Figur Zeyna ausgedrückt wird, erreicht die Lesenden auf eine sehr persönliche Art, wie sich im Gespräch zwischen Khayat und Binnert herauskristallisierte, da Zeyna in dem Roman ausschließlich mit »du/-dich« angesprochen wird, wodurch sich der Roman auch als langer Brief lesen lässt. Schließlich nimmt uns Khayat mit in Hannas Gegenwart, in der sie sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt und der Bruch der Freundschaft verständlicher wird. Als Zuhörende erfahren wir an diesem Abend, dass die Freundschaft des Dreigespanns komplizierter ist, als es Hannas »vergoldeter« Blick zu Beginn vermuten lässt.

Rasha Khayat bot nicht nur Einblicke in ihren Roman, sondern schaffte es auch, das Publikum mit ihrer offenen und authentischen Art und vielen persönlichen Erfahrungen, zu berühren. Nachdem die letzte Lesestelle mit ihrer Uneindeutigkeit zum Selbstlesen ermutigt, nahm sie mit großer Offenheit Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum zu ihrem Werk und ihrer Person entgegen.

Zusammenfassend war der Abend eine gelungene Mischung aus literarischer Tiefe und persönlichem Austausch, vor allem durch das sehr harmonische Aufeinandertreffen von Rasha Khayat und Sandra Binnert, das einen bleibenden Eindruck bei uns Zuhörer*innen hinterließ. Auch der langanhaltende Applaus bestätigte die Wertschätzung aller Anwesenden für eine wirklich außergewöhnliche Autorin und ihren berührenden Roman.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Kulturkeller Ulenspiegel statt und wurde gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

von Hannah Bachl


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