Radio Sarajevo. Lesung und Gespräch mit Tijan Sila 

 © Hannah Brahm © Hannah Brahm

Montag, 6.5., 19 Uhr

prototyp
Georg-Philipp-Gail Str. 5
35394 Gießen

Gästebuch I GAZ I GA

Veranstaltungsbericht:

Am 6.5.2024 begrüßte das Literarische Zentrum Gießen zum Auftakt des Sommerprogramms  Tijan Sila zu einer Lesung aus Radio Sarajevo mit anschließendem Gespräch, das von Marco Rasch (Zellkultur) moderiert wurde. Etwa 40 gespannte Zuhörer*innen lauschten dem Gespräch in der gemütlichen Atmosphäre des Prototyp Gießen und fühlten sich in die  Geschichte Silas ein.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte sich Tijan Sila im Gespräch mit Marco Rasch vor. Tijan Sila, der 1981 in Sarajevo geboren ist, emigrierte 1994 mit seiner Familie nach Deutschland, wo er später Germanistik und Anglistik in Heidelberg studierte . Heute arbeitet er als Lehrer an einer Berufsschule und verfasst Literatur, vor allem über seine Heimat Sarajevo, die 1425 Tage einem Krieg ausgesetzt war. Sila gewann im Jahr 2024 mit seinem Text  »Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde«  den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Sila las drei Abschnitte aus seinem Buch und weckte mit interessanten und emotionalen Gesprächen die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen. Dabei kamen sowohl lustige als auch traurige Momente seiner Lebensgeschichte auf, die das Publikum gemeinsam mit Sila erleben konnte. Emotional berührte Sila die Zuhörer*innen vor allem durch  private  Einblicke, so thematisierte er seine familiären Beziehung während und nach dem Krieg. Auf die Frage des Moderators, ob Sila sich vorstellen könne, dass seine Tochter in einer gewaltvollen Welt aufwachsen werde, antwortete Sila, dass er glaube, es könne keine gewaltfreie Welt geben und, dass seine Tochter womöglich in einer Welt aus Flammen aufwachsen würde.

Diese Welt erlebte Tijan Sila selbst während seiner Kindheit in Sarajevo. Er erzählt und liest, wie er mit seinen Freunden und einem kleinen roten Radio durch ausgebrannte Ruinen streifte oder Gegenstände, die Verstorbene oder bereits Geflohene hinterließen, sammelte, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Nahrung einzutauschen. Außerdem berichtete er, wie er gelernt hat, in einer zertrümmerten Stadt zu überleben. Als Kriegsflüchtling in Deutschland fiel es ihm zunächst schwer, die durch den Krieg gelernten Angewohnheiten, wie das enge Gehen an der Wand, abzulegen. Sila selbst beschreibt seine Biographie als Geschichte seiner Kindheit und eines Krieges, der ihn bis heute prägt und zu Teilen sein heutiges Denken und Fühlen beeinflusst.

Tijan Sila ermöglichte an diesem Abend, ihn als Autor sowie Familienvater kennenzulernen und sich in seine Kindheit und Jugend in Sarajevo hineinzufühlen. Felix Münger (SRF 1) bringt die Eindrücke des Abends und des Buches auf den Punkt: »Packend und erschütternd... dieses Buch ist universell«.

 

In Kooperation mit ZellKultur – Büro für angewandte Kultur und Bildung, mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Gießen und den Hessischen Literaturrat e.V.

 

von Hanna Huttel


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