Donnerstag, 3.4., 19 Uhr
Margarete-Bieber-Saal
Ludwigstr. 34
35390 Gießen
Eintritt frei, keine Anmeldung nötig
Moderation: Lothar Schneider
Ein liebeskranker Erzähler reist mit seiner Tochter ins winterliche Davos, zunächst auf der Suche nach Ruhe und Erholung. Doch der Familienurlaub wird zur tiefgehenden Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit. Ohler schildert in seinem neuesten Werk, einem erzählenden Sachbuch, die Entwicklung der Gemeinde Davos vom armen Bergdorf zu einer globalen Wohlstandsoase und reflektiert über Themen wie die Tuberkulosepandemie, den Klimawandel und die Ursprünge des Skisports. Und wie in Thomas Manns Zauberberg fragt auch er die wirklich schwierigen Fragen: Wie müssen wir unsere Lebensweise anpassen und welche Welt hinterlassen wir künftigen Generationen? Ein nachdenkliches und zugleich inspirierendes Buch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Norman Ohler (*1970 in Zweibrücken) ist erfolgreicher Romanautor sowie kritischer Beobachter unserer Gesellschaft, dessen Werke internationale Anerkennung gefunden haben. Mit seinem Buch Der totale Rausch über die Rolle von Drogen im Nationalsozialismus erreichte er weltweite Bekanntheit und stand auf den Bestsellerlisten der New York Times und des SPIEGEL.
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik und mit freundlicher Unterstützung durch das Präsidialbüro (Kultur- und Veranstaltungsmanagement) der Justus-Liebig-Universität Gießen
Anmerkungen des Moderators Lothar Schneider zur Veranstaltung:
2025 jährt sich der Geburtstag Thomas Manns zum 150. Mal; bereits 2024 feierte die Veröffentlichung des Zauberbergs 100-jähriges Jubiläum. In zahlreichen nationalen wie internationalen Beiträgen wurde dieser zum Zeitpunkt seines Erscheinens nicht unumstrittene Roman nicht nur als ›Jahrhundertroman‹ und ›Hauptwerk‹ Manns gepriesen, sondern auch als jenes Werk, das in der Gegenwart die größte Relevanz besitzt – nicht zuletzt weil es eine Wende in der Biographie des Lübecker Dichters markiert: Mann plante bereits vor dem Ersten Weltkrieg, als er noch stramm national-konservative Positionen vertrat, eine ›humoristische Erzählung‹ zu dem Sujet; als er den Roman 1924 beendet, ist er jener streitbare bürgerliche Humanist, als der er sich in der Folge engagieren wird.
Zwar war die Sanatoriumswelt des Zauberberg bei dessen Erscheinen bereits vergangen; ungeschmälert gültig bleibt jedoch das Gefühl einer abgeschotteten Welt sowie der Gehalt der eingelegten prototypischen Szenen und Diskussionen. Was darüber hinaus Bestand hat, ist der Nimbus des Ortes Davos. Hier schließt Norman Ohler mit seinen Buch Der Zauberberg, die ganze Geschichte an, doch erweitert seine Darstellung nicht einfach den Horizont des Originals und verlängert ihn in die Gegenwart, sondern Ohler grundiert die ›Welt von Davos‹ mit realgeschichtlichen Episoden und Erlebnissen.
In Lesung und Diskussion sollen so der Zauber des Zauberbergs und die (ambivalente) Magie des Ortes, an dem sich Begüterte und Wichtige der Welt auch heute noch versammeln, spürbar werden.