arsEdition 2021
40 Seiten
15 Euro
Ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-8458-4089-5
von Yvonne Castrup-Joeres | Download
Die Brüder Rüdiger und Walter leben zusammen und es gibt immer viel zu tun. Es muss gekocht, geputzt und eingekauft werden. Zudem ist Rüdiger Erfinder und hat jede Menge Ideen, die er umsetzen muss. „Du solltest ein Dingsda erfinden, das bei der Hausarbeit hilft!“ ruft Walter seinem Bruder eines Tages zu. Gesagt getan. Rüdiger erfindet ein Dingsda, das alles kann. Und es kann sogar täglich ein bisschen mehr: Es lernt die Gewohnheiten der Brüder, hilft überall, wo es etwas zu helfen gibt, oft noch bevor Walter und Rüdiger dies selbst erkennen. Doch es mischt sich damit auch in ihr Leben ein, möchte ihnen gesündere Essgewohnheiten aufzeigen und füllt eigenmächtig den Kühlschrank mit Obst und Gemüse. Das geht den Brüdern am Ende doch ein wenig zu weit. Außerdem gibt es bald kaum mehr etwas zu tun, weil ja das Dingsda schon alles erledigt. Wie langweilig.
Es ist ein sonderbares Buch, mit einer doch so naheliegenden Idee, die den Leser zunächst fesselt. Das kleine Dingsda wird durch Dziubak als äußerst sympathisches kleines Gerät dargestellt und es kann so verlockend viel. Auch die Fragen, die Widmark aufwerfen möchte, sind im Grunde wichtig und bereits für kleine Leser von Interesse: Wie viel Hilfe von künstlicher Intelligenz, von Maschinen, Robotern etc. wollen wir wirklich? Wann fängt es an, dass uns das eigene Leben aus den Händen genommen wird, ja außer Kontrolle gerät?
Doch die kindgerechte Darreichung dieser Botschaft ist nicht wirklich gelungen. Walter und Rüdiger sind hauptsächlich empört, weil das Dingsda ihnen Steak und Fleischklößchen streicht und stattdessen Rohkost serviert. Es möchte ihnen sogar Weihnachten verbieten: Der übermäßige Konsum missfällt ihm und den Weihnachtsmann gibt es sowieso nicht. Eine kuriose Auswahl an Beispielen, in denen künstliche Intelligenz den Menschen nerven kann. Sicherlich hat das Dingsda in vielen Punkten Recht. Dem erwachsenen Leser ist das klar. Aber wie findet der fünfjährige Leser/Zuhörer das? Gestrichene Schokolade würde ihn vermutlich tiefergehend berühren als ein fehlendes Steak. Karies statt erhöhtem Blutdruck würde eine realistischere Gefahr darstellen. Und das Thema ‚Wieviel Robotik braucht der Mensch‘ bietet eindeutig genug Diskussionsstoff für das sich an die Lektüre anschließende literarische Quartett im Kinderzimmer, da bedarf es nicht noch der Infragestellung des Weihnachtsmannes.
Insbesondere aber das Ende lässt Groß wie Klein ratlos zurück. Das Dingsda wird von den beiden Brüdern in einem Akt der Verzweiflung außer Gefecht gesetzt, indem sie ihm die Solarzelle abkleben. Zack, Energie weg. Doch es hatte sich zuvor per Kabel mit dem Staubsauger verbunden – und diesem so offenbar sein Programm übertragen: Der Staubsauger übernimmt grimmig schauend das Kommando. Ende der Geschichte. Ernsthaft.
Was soll ein fünfjähriges Kind damit anfangen? Ich weiß es für mich selbst nicht genau. Aber sicherheitshalber werde ich heute nicht staubsaugen.
Martin Widmark wurde 1961 in Schweden geboren, war ursprünglich als Lehrer tätig und ist mittlerweile in seinem Heimatland durch zahlreiche Kinderbücher bekannt geworden. Seine Werke wurden bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Children’s Own Award, den er bereits elf Mal in Folge erhielt.
Emilia Dziubak wurde 1982 in Polen geboren und hat in Posen die Academy of Fine Arts absolviert. Sie hat bereits an zahlreichen Kinderbüchern mitgearbeitet und lebt und arbeitet in Polen
Yvonne Castrup-Joeres