Land der Geister. Die kolumbianische Erfolgsautorin Laura Restrepo im Gespräch 

Dienstag, 21.1., 19:30 Uhr

KiZ (Kongresshalle)
Südanlage 3a
35390 Gießen

 

Gästebuch 

Eintritt: 6 € | 4 € erm. | LZG-Mitglieder frei

 

VVK: Tourist-Info Gießen
Für LZG-Mitglieder über das LZG-Büro

 

Moderation: Verena Dolle und Danae Gallo González (Institut für Romanistik)

 

Nach jahrelangem Vorhaben erschien Laura Restrepo am 21.1. im Rahmen eines Workshops zum Friedensprozess in Kolumbien als Gast in Gießen. Innerhalb der zweisprachigen Lesung erhielt das zahlreich erschienene Publikum teils exklusive Einblicke in bisher unveröffentlichtes Material.

Laura Restrepo nahm als politische Journalistin und Aktivistin an den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der linksgerichteten Guerilla in den 1980er Jahren teil. Die dort erhaltenen Erfahrungen schildert sie in ihrem ersten Buch Story of a Fascination. Infolge der Veröffentlichung ihres ersten Werkes musste die kolumbianische Autorin ihre Heimat verlassen und für sieben Jahre ins Exil nach Spanien und Mexiko gehen. Fortan lebte Restrepo in den verschiedensten Ländern und wurde bis heute nicht sesshaft, wie sie selbst erzählte.

Das Kolumbien der 90er Jahre um Pablo Escobar und bewaffnete Konflikte finden sich in einigen Werken Restrepos. Auch in ihrem Roman Land der Geister thematisiert sie die Auswirkungen der bewaffneten Konflikte auf die dort ansässigen Menschen. Der Roman handelt vor allem vom Wahnsinn, der sich nach und nach in die Menschen einschleicht und diese sich immer weiter in ihren privaten Raum zurückziehen lässt. Mithilfe ständig wechselnder Perspektiven ermöglichte die Autorin innerhalb der Lesung einen tiefgreifenden Einblick in die verstörende Gefühlswelt der Protagonisten. Dabei hinterließen insbesondere die Rückblenden der Schlüsselfigur Augustina einen bleibenden Eindruck, die von stetiger Panik begleitet wird: »Meine Angst ist wie ein Tier im Wachstum – es frisst alles.«

Der Kriminalroman Los Divinos, welcher im Juli 2020 erscheinen wird und innerhalb der Lesung, dank der eindrucksvollen Übersetzung einer Studentin, zum ersten Mal auf Deutsch gelesen wurde, thematisiert die gezielte Tötung von Frauen. Die Idee zu ihrem Werk kam Restrepo bei Reisen durch Krisenländer mit Ärzte ohne Grenzen. Dem Publikum erklärte sie, dass sie vor dem Hintergrund, Reportagen über konfliktbelastete Orte schreiben zu wollen, viele geflüchtete Frauen in Kenia interviewte. Diese berichteten neben ihren traumatischen Erlebnissen von ihrem Stolz darüber, von Königin Saba abzustammen, die ihnen Kraft schenken würde. Restrepo, deren Anliegen es war, diese erfahrenen unangenehmen Wahrheiten in die Welt zu tragen, beschäftigte die Frage, wie es ihr gelingen könnte, möglichst viele Menschen erreichen zu können. Aufgrund ihrer Auffassung, dass sich viele Menschen einen Panzer anlegen, um sich selbst vor diesen unangenehmen Tatsachen zu schützen, entschied sie sich bewusst für die Darstellung der Konflikte unter dem Einbezug des Mythos um Königin Saba.
Besonders interessant gestaltete sich die Lesung für spanische Muttersprachler*innen, die den Witz der Autorin vollends genießen konnten. Aber auch das deutschsprachige Publikum konnte sich durch die gelungenen Übersetzungen der Moderatorinnen Verena Dolle und Danae Gallo González an der Lesung erfreuen.
Abschließend zur Veranstaltung erhielt das anwesende Publikum unter schockiertem Gelächter Einsicht in das bisher unvollständige Werk Pelo de elefante. Dieses beschäftigt sich mit der ethischen Frage, woher das Böse kommt. Anhand vieler außergewöhnlicher Protagonisten, die als äußerst »böse« beschrieben werden können, verabschiedete Restrepo die entgeisterten Anwesenden mit den äußerst düsteren Gedanken eines Henkers.

(Tabea Knispel)


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