Die jüngsten Tage. Debütautor Tom Müller liest aus seinem Roman 

Dienstag, 4.2., 19 Uhr

KiZ (Kongresshalle)
Südanlage 3a
35390 Gießen

 

Gästebuch 

Eintritt: 8 € | erm. 6 € | 4 € für LZG-Mitglieder

 

VVK: Tourist-Info Gießen
Für LZG-Mitglieder über das LZG-Büro

 

Moderation: Nicolaus Webler (LZG)

 

Scharfsinnig und sehr eindrücklich waren die Lesepassagen und die Äußerungen Tom Müllers über seinen Debütroman Die jüngsten Tage, den er am Dienstagabend, den 4. Februar, im KiZ vorstellte. 

In dem Werk, das in der Gegenwartsebene der heutigen Zeit und rückblickend in den Jahren um den Mauerfall herum spielt, zeichnet Müller das Bild einer übermütigen Nachwendejugend und zeigt in seinem Protagonisten Jonathan, welche Auswirkungen dieses freiheitsgeprägte Aufwachsen auf den nun mittlerweile Erwachsenen hat, der erfährt, dass sein draufgängerischer Jugendfreund Strippe gestorben ist. 

Wie Tom Müller selbst erwähnte, war seine Art des Vorlesens auf das Publikum abgestimmt. »Freestyle«-mäßig veränderte er stellenweise den Text und las grundsätzlich sehr langsam, ruhig und gleichmäßig, immer wieder innehaltend, antizipierend, wie es weiter ging.

Bei den Szenen, die recht filmerisch und lebensnah geschrieben sind, war das Zuhören eine Leichtigkeit. Gedankenberichte und Beschreibungen dominierten dabei und waren tiefgehend wie bei der Beschreibung Strippes. So sagt dieser »Wir rauchen nicht. Es ist Inspiration« und weiter im Roman heißt es »Wenn ein Mädchen mutig war und fragte wie er das meinte, dann hatte er sie.« An anderen Stellen entlockte Tom Müller dem Publikum amüsiertes Lachen, wenn er zum Beispiel eine Atmosphäre mit den Worten »Es roch nach Redbull und Dünnschiss« beschrieb.

Bemerkenswert sensibel für die Situation seines Protagonisten zeichnete er weiterhin dessen Zustand authentisch nach, als jener, kurz nachdem er von Strippes Tod erfährt, zur Mutter seines Jugendfreundes reist und im Zug auf die vergangene Zeit zurückblickt: Der Wendepunkt, an dem Vergangenheit und Gegenwart kollidieren, lässt Jonathan hochsensibel, gedankenreich und diffus zurück.  

Sein jetziges Leben teilt Jonathan mit seiner Freundin Elena, die versucht, ihn auf bürgerliche Bahnen zu bringen. Von ihr lernte er auch das italienische Wort »meriggio« (Mittag), das er auf dem Weg zur Mutter seines alten Freundes immerzu vor sich aufsagt. Dabei ist dieses selbstgewählte Mantra doppeldeutig, wenn man die Szenen vergleicht, in denen Jonathan die Aussprache übt. Mit Elena zusammen in der Wohnung, mit Blick auf die aus Hamburg ausfahrenden Containerschiffe steht »meriggio« für Jonathans Sehnsucht, im überfüllten Zug hingegen, an einer Stelle im Roman, wo die Erinnerungen und Emotionen auf Jonathan einprasseln, dient die Vokabel viel mehr als meditativer Halt.

Im Gespräch mit dem Moderator Nicolaus Webler gab Tom Müller viel Einblick in die Intention seines Erstlingswerk und teilte seine Gedankengänge zu einzelnen Szenen des Romans. So erklärte er zum Besipiel die bedeutende Rolle Gabriele D‘Annunzios im Leben der Teenager. Denn der italienische Schriftsteller, der quasi den Populismus erfand, faszinierte im Autoritätsvakuum nach der Wende die beiden Jugendlichen mit der in Worten inneliegenden Verführungskraft dauerhaft. 

Schon zu Anfang fragte Nicolaus Webler nach der entscheidenden Stelle im Erstlingsbuch des Autors: Woran war Strippe eigentlich gestorben? Eine Antwort erhielt das Publikum zwar nicht, da Tom Müller charmant und geschickt auszuweichen wusste, um nicht zu viel zu verraten. Wie öfters am Abend bereicherte dies, zusammen mit ein paar anderen kurzen Schlagaustauschen mit dem Publikum, die ohnehin angenehme Atmosphäre jedoch nur.

 Nachdem Die jüngsten Tage während einer beruflichen Auszeit entstanden war, wies Müller auf einen möglichen weiteren Roman hin, der jedoch aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht in allzu naher Zukunft realisiert werden könne. Immerhin: Eine komplette Schreibpause wird es nicht geben, denn wie Tom Müller verriet, ist er im Augenblick dabei, ein Theaterstück zu schreiben.  

 

(Melanie Stolz)


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