Die Unschärfe der Welt. Lesung und Gespräch mit Iris Wolff 

Iris Wolff (rechts)Iris Wolff (rechts)

 

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet.

Hier gelangen Sie zum Videomitschnitt der Veranstaltung mit Iris Wolff auf Youtube.

Gästebuch| GAZ 

Zugang: kostenfrei

Moderation: Kirsten Prinz (LZG | Institut für Germanistik)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Kampagne #zweiterfrühling des Netzwerks der Literaturhäuser e.V., gefördert im Rahmen von NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V.

In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Gießen.

 

Am Donnerstag, den 11.2., stellte Literaturpreisträgerin Iris Wolff ihren neuen Roman Die Unschärfe der Welt im Rahmen von Lesung und Gespräch per Aufzeichnung im Hermann-Levi-Saal vor. Moderatorin Dr. Kirsten Prinz führte durch den Abend und schaffte gemeinsam mit der Autorin eine sehr angenehme Atmosphäre. Die Besprechung tiefgründiger Fragen ermöglichte es den Zuhörer*innen für einen kurzen Moment ins ferne Osteuropa einzutauchen und Einblicke in die Lebens- und Schreibwelt der talentierten Iris Wolff zu erhaschen.

»Liebesel, Mondviolen, Windwanderer – wer solchen und ähnlichen Wörtern lange nicht begegnet ist, oder vielleicht auch noch nie begegnet ist, der sollte Iris Wolff’s Roman Die Unschärfe der Welt lesen« – Mit diesen Worten eröffnete Dr. Kirsten Prinz die Lesung und spielte dabei auf die besondere Sprache in Iris Wolff’s Roman an, die sich unter anderem durch neue Wortkreationen auszeichnet. Ein besonderes Merkmal ihrer Texte. Die Autorin berichtet in ihrem neusten Roman über die einprägsamen Ereignisse einer Familie über vier Generationen hinweg, über das Leben im Banat, über den Zusammenbruch des Ostblocks, über Flucht und Freundschaft. Ihre Stimme klingt ruhig und sanft – ihre Sprache ist sehr bildhaft, die Eindrücke, die sie beschreibt, sind ausdrucksstark. Durch episodisches Erzählen, das sie, wie sie sagt, für sich entdeckt hat, springt die Autorin gerne in der Zeit, sodass die Geschichte von sieben Personen bis zum Ende hin miteinander verschmelzen.

Iris Wolff studierte in Marburg Germanistik und Religionswissenschaft in Kombination mit Grafik und Malerei. Auf die Frage der Moderatorin hin, ob in der Autorin deshalb zwei Seiten schlummern – einerseits die Liebe zur Literatur und andererseits die Liebe zum (malerischen) Handwerk, antwortete Iris Wolff: »Beim Schreiben kann man einzelne Wörter weglassen. Beim Malen ist das schwieriger, dabei gibt es oft ein zu Viel – das Bild ist dann kaputt. Beim Schreiben kann ich so lange über die Sätze gehen, bis ich zufrieden bin.«

Insgesamt las sie drei Textpassagen aus ihrem Roman vor, wählte dabei immer andere Protagonist*innen aus, in deren Lebenswelt man als Zuhörer*in eintauchte. Zuerst stellte sie Florentine vor, die Mutter Samuels. Sie gab Einblicke in die Zeit vor seiner Geburt, in der das Pfarrhaus noch Reisende empfang; später fragt sich die Protagonistin, was ihr Sohn wohl von all dem später noch in Erinnerung behalten würde. In der nächsten Textpassage stellte Iris Wolff die alte Dame Kaline vor, die noch an die Monarchie glaubt und sich gern an König Michael zurückerinnert. Zuletzt lernten die Zuhörer Florentines Sohn Samuel kennen, der mit seinem Freund Oz die Flucht aus Rumänien plant und schlussendlich auch realisiert.

Geboren in Hermannstadt, aufgewachsen im Banat, einer Region, die heute zu Ungarn, Serbien und Rumänien gehört, erinnert sich Wolff, trotz der damals herrschenden Diktatur, gerne an ihre Kindheit zurück, sagt sie. Als Pfarrerstochter lebte sie mit ihrer Familie ländlich in einem Pfarrhaus, in welchem Besucher*innen aus aller Welt jederzeit willkommen waren. Es war ein Ort, an dem nachts nicht abgeschlossen wurde, ein Ort der ihr Sicherheit gab. Ihre Texte sind oftmals von Kindheitserinnerungen geprägt – ob in Form von Orten, Bildern, Gefühlen, Gerüchen oder fremden Sprachen. Auf die Frage der Moderatorin hin, warum all ihre Werke in der alten Heimat verortet sind, oder die Gegend zumindest streifen, sagte sie: »Da gibt es noch viele Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Aber ich versuche auch immer, mich davon zu lösen, den Raum geografisch weiter zu machen.« Doch ob sie sich gänzlich davon lösen könne, das wisse sie bis dato nicht. Die inspirierende Lesung endete nach einer Stunde und dreizehn Minuten und zählte insgesamt über 200 Aufrufe auf dem Youtube-Kanal des Literarischen Zentrums Gießen. Ein vollends gelungener Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden. Im April wird Iris Wolff für Die Unschärfe der Welt und für ihre weiteren eindrucksvollen Werke den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis erhalten.

 

(Caroline Apalaghiei)

 

 


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