Allein gegen Hitler. Lesung und Gespräch mit Wolfgang Benz am 85. Jahrestag des Hitler-Attentats im Bürgerbräukeller 

© Hannah Brahm© Hannah Brahm

Freitag, 8.11. - 19 Uhr 

Hermann-Levi-Saal (Konzertsaal im Rathaus)
Berliner Platz 1
35390 Gießen

GAZ | GA | Landbote

Veranstaltungsbericht:

 

Am 8. November lud das Literarische Zentrum Gießen zu einer Lesung mit dem Historiker und Autor Wolfgang Benz ein, der über sein neues Buch Allein gegen Hitler. Leben und Tat von Johann Georg Elser sprach und daraus las. In einer eher nachdenklichen Atmosphäre begrüßte die Moderatorin Angelina Isak das Publikum und erinnerte an die Bedeutung und die verschiedenen Formen des Widerstands gegen das NS-Regime.

In ihrer Einleitung betonte Isak, wie vielfältig Widerstand sein konnte – von offenem Handeln gegen das Regime über soziale und friedliche Handlungen bis hin zur letzten Konsequenz, das eigene Leben für die Überzeugung zu riskieren. Benz nahm diesen Faden auf und erzählte, wie Elser, angetrieben von einem tiefen Gerechtigkeitssinn und er Überzeugung, den Krieg verhindern zu müssen, im Alleingang ein Attentat auf Hitler plante und durchführte.

Benz berichtet von Elsers mutigem Versuch, am 8. November 1939 eine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller zu zünden, um Hitler zu töten. Dabei illustrierte er das historische und persönliche Umfeld Elsers und die Entwicklung seiner Tat. Die Zuschauer*innen erfuhren, dass Elser, obwohl oft als Einzelgänger betrachtet, in Wahrheit ein geselliger und musikalisch begabter Mann war, der soziale Bindungen pflegte und dennoch entschlossen genug war, sein Attentat ohne Einweihung anderer zu planen.

Wolfgang Benz schilderte detailliert sein Vorgehen bei der Recherche für das Buch und beleuchtete die Herausforderungen, mit denen er  bei der Dokumentation von Elsers Leben konfrontiert war  – insbesondere, da von Elser nur ein einziges schriftliches Zeugnis erhalten ist. Trotz der begrenzten Quellen gelang es ihm, ein umfassendes Bild von Elser zu zeichnen.

Besonders fesselnd wurde es, als Benz die Passage zur Tat selbst vorlas. Die Schilderungen über Elsers Vorbereitungen und die Endzeitstimmung im Angesicht seines geplanten Attentats gaben Einblick in die immense psychische Belastung, unter der er gestanden haben muss. Nach der Tat versuchte Elser, die Grenze zu überqueren, wurde jedoch verhaftet und gestand am 16. November 1939 nach tagelangem Verhör. Trotz seines Eingeständnisses verbreitete Hitler die Propaganda, Elser sei kein Einzeltäter, sondern Teil einer Verschwörung der Engländer.

Wolfang Benz erläuterte die dramatischen Folgen für Elser, der schließlich als persönlicher Gefangener Hitlers in Isolationshaft in einem Konzentrationslager lebte. Er wurde von anderen Häftlingen abgeschottet und  letztendlich zu einem Propaganda-Werkzeug des Regimes gemacht. Benz ging auch auf die aktuelle Rezeption Elsers in Film und Literatur ein und verdeutlichte, dass sein Anliegen darin besteht, das Bild des widerständigen, mutigen Menschen Johann Georg Elser zu bewahren.

Mit einer abschließenden Frage der Moderatorin wurde die Brücke zur Gegenwart geschlagen. Sie fragte, ob die deutsche Geschichte anders verlaufen wäre, hätte das Attentat Erfolg gehabt. Benz lehnte es in seiner Rolle als Historiker ab, spekulativ zu antworten, erwog jedoch, dass wesentliche Kriegsentscheidungen vielleicht anders ausgefallen wären.

Die bewegende Lesung und das reflektierte Gespräch mit Moderatorin Angelina Isak und den Zuschauer*innen ließen tief in das Leben und die Motive von Johann Georg Elsers eintauchen. Wolfang Benz gab nicht nur eine historische Perspektive auf Elsers Tat, sondern regte auch zu einer tiefgehenden Reflexion über den Widerstand gegen totalitäre Regime an. Isaks Schlussworten, dass man auch in den aktuellen Zeiten zuversichtlich und engagiert bleiben soll, gaben der sehr gelungenen Veranstaltung eine schöne Abrundung.

 

In Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen

 

von Pluto Sobolewski

 


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