Otto. Lesung und Gespräch mit der Debütautorin Dana von Suffrin 

Donnerstag, 13.2., 19 Uhr

Jüdisches Gemeindezentrum
Burggraben 4
35390 Gießen

 

Gästebuch | GAZ

Eintritt frei

 

Moderation: Andreas Engelschalk (Evangelische Studierendengemeinde Gießen)

 

Am 13.2. durfte das LZG die Debütautorin Dana von Suffrin im Jüdischen Gemeindezentrum in Gießen begrüßen. Das zahlreich erschienene Publikum erhielt dabei einen humorvollen Einblick in Suffrins Erstlingswerk Otto.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung erntete Suffrins Werk Otto in der äußerst schwungvollen Begrüßung durch den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Dow Aviv, viel Lob. In ihrem Roman erzählt die Autorin von Otto, einem starrköpfigen jüdischen Familienvater. Otto ist schwer krank und zählt auf die vollkommene Aufmerksamkeit seiner erwachsenen Töchter Timna und Babi.

Eine gekonnte Verbindung zwischen der Pflegesituation des Vaters, dem Verhältnis zwischen Vater und Tochter sowie dem Jüdischen Schicksal war es, die im Publikum für Begeisterung sorgte. Verwunderlich ist dies nicht, da Suffrin in ihrem Werk neben fiktionalen Gegebenheiten auch die eigene Geschichte und insbesondere die des eigenen Vaters verarbeitet. »Pflegesituationen seien immer schwer, da Eltern ihren Kindern nur ungern Bürden auferlegen«, so die Autorin. Trotzdem sei Humor ein adäquates Mittel für alle Lebenslangen, betonte Suffrin. Eben dieser findet sich im gesamten Roman wieder und sorgte an diesem Abend für einige Lacher. Auch die von Otto deutlich formulierte »schöne Bitte« gilt als dominierendes Thema im Roman. Diese beinhaltet Ottos Wunsch nach der Aufarbeitung der eignen Familiengeschichte und richtet sich an seine Töchter. Die Verschriftlichung seiner Erinnerungen sei dabei unabdingbar. Nach der zunächst ablehnenden Haltung seiner Töchter, wird Ottos Bitte immer dringlicher, sodass seine »schöne Bitte« und das einhergehende schlechte Gewissen seiner Tochter Timna schließlich zur Erfüllung seines Wunsches führen.
Besonderes Interesse seitens des Publikums galt der Zusammenstellung der einzelnen kleinen Geschichten innerhalb des Werkes. Diese hätten sich letztlich durch die Arbeit des Lektorates zu einer Einheit zusammengefügt. Suffrin erwähnte weiterhin, dass das verwendete dramaturgische Konzept an die eigenen Erinnerungen angelehnt sei, die sich auf natürliche Weise immer im Kreis drehen würden. »Manchmal vergesse man Dinge, an anderen Stellen füge man Gegebenheiten hinzu«, bemerkte die Autorin.  


Auch Suffrins persönliches Verhältnis zum Judentum war bei den Anwesenden von großem Interesse, da auch ihr akademischer Lebenslauf neben dem Studium der Wissenschaftsgeschicht, mit dem Abschluss in Jüdischer Geschichte auf eine enge Verbindung mit dem Judentum verweist. Es sei vor allem ein Zusammenspiel aus Christentum und Judentum, das Suffrins Leben präge. Feste werden als Hybridveranstaltungen gefeiert, sodass das Chanukka-Fest in ihrer Familie mit einem Weihnachtsbaum versehen wird. Letztlich fühle sie sich nirgendwo so richtig zugehörig.
Ein weiterer biographischer Einfluss innerhalb des Romans ist insbesondere in der Sprache Ottos wiederzufinden. Das dort verwendete Siebenbürgisch, mit dem Dana von Suffrin aufgewachsen ist, erntete einige Lacher im Publikum. Bereits in ihrer Kindheit sei sie oft von Freunden gefragt worden, warum ihr Vater so "komisch" spreche. Grinsend erläuterte die Autorin, dass »Siebenbürger einen an die Wand quatschen und ständig neue Wörter erfinden« würden.

Im Anschluss an die Lesung erhielt das interessierte Publikum durch den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde innerhalb einer aufklärenden Führung durch die Synagoge einen Einblick in die jüdische Kultur.

 

(Tabea Knispel)


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