Malinois. Der Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss liest aus seinem neuen Erzählband 

Donnerstag, 28.11.19 20 Uhr

taT-Studiobühne
Berliner Platz
(gegenüber Rathaus)
35390 Gießen

 

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Eintritt: 10 € | erm. 8 € | 6 € für LZG-Mitglieder

VVK: Tourist-Info Gießen
und Haus der Karten
Für LZG-Mitglieder über das LZG-Büro

Moderation: Thedel von Wallmoden (Wallstein Verlag)

In Kooperation mit dem Stadttheater Gießen und mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
 

Welch großer Beliebtheit sich Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss bei den Gießenern erfreut, wurde schon vor Beginn der Lesung am 28.11. in der ausverkauften taT-Studiobühne deutlich, als ein Großteil des Büchertisches bereits aufgekauft wurde. Der gebürtige Berner suchte auch vor der Lesung schon das Gespräch mit einigen der Besucher*innen. In seinem neuen Erzählband Malinois geht Bärfuss der Liebe und dem Begehren in insgesamt 13 Erzählungen nach. Außerdem konnte an diesem Abend erstmals Bärfuss‘ Dankesrede der Verleihung des Georg-Büchner-Preises vom 2.11.2019 in gedruckter Form erstanden werden, die es offiziell erst am Montag nach der Lesung zu kaufen gab. Moderiert und eingeleitet wurde der Abend von Lukas Bärfuss‘ Verleger Thedel von Wallmoden des Wallstein Verlags, der gleich zu Beginn die »natürliche Osmose« zwischen dem Verlag in Göttingen und dem Literarischen Zentrum Gießen erwähnte. Gleich darauf stellte er Bärfuss offiziell als einen der meist gespielten Dramatiker und bekannten Autor vor, der dieses Jahr den »angesehensten, prestigereichsten und wichtigsten Preis« der deutschsprachigen Literatur – den Georg-Büchner-Preis – gewonnen hatte. Es folgte der Einstieg in die Lesung mit den Erzählungen »Was ist Liebe?«, in der ein Mann Gefallen am eigenen Schwager findet und »Bürgerort« aus Malinois, in der die Beziehung zum Heimatort thematisiert wird. Bärfuss las außerdem eine Passage aus seinem Roman Hundert Tage, der während des Bürgerkriegs und der Völkermorde in Ruanda spielt. In der gelesenen Passage macht ein Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe sich auf den Weg nach Ruanda. Am Brüsseler Flughafen macht er die Begegnung mit einer Afrikanerin, der er an der Passkontrolle helfen möchte und durch deren abschätzige Reaktion des jungen Mannes Ideale ins Wanken geraten.

Zur Beantwortung der unausgesprochenen Frage nach der Bedeutung des Titels des Erzählbandes deckte Bärfuss auf, dass es sich bei einem Malinois um eine belgische Schäferhundrasse handelt, deren schönen Namen er »für diese Biester« als unverdient empfinde. Passend dazu las er daraufhin »Was ist ein Hund?« aus Malinois, in der die Abwesenheit von ehrlicher Kommunikation in einer Beziehung den Familienhund schließlich seinen Namen kostet.

Auf die Frage seines Verlegers, ob er sich eher als privat-persönlicher oder als politischer Schriftsteller sehe, antwortete Bärfuss, dass sich dieses nicht einfach so voneinander trennen ließe. Er beschrieb sich selbst als »Mensch der Dämmerungszone«, der sich auch im Privaten viel mit der Öffentlichkeit beschäftige. Nach einem liebevollen Kräftemessen mit seinem Verleger bezeichnete er die Schweiz außerdem als »maßloses Land«, mit dem er »Begegnungen von Streicheleinheiten bis hin zu Arschtritten« erlebt habe. Das läge wahrscheinlich an seiner von ihm zugegebenermaßen strengen Kritik an der Schweizer Politik, die er 2015 in einer »Wutrede« als Mahnung gegen den Rechtsdruck in der Gesellschaft  in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekundete. Bärfuss machte außerdem deutlich, dass er den Nichteintritt der Schweiz in die Europäische Union als falsche Entscheidung betrachte, wie wichtig es für ihn sei, die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges in Gedenken zu halten, und bezeichnete daraufhin Literatur als »künstlerische Form der Erinnerung«. Auf Fragen aus dem Publikum hin bekundete er seine enge Beziehung zur Lyrik und sagte, er verstehe sich selbst als »deutschsprachiger Schriftsteller mit Schweizer Identität«.

Die von der humorvollen, ehrlichen und trotzdem ernsten und politischen Art des Schweizer Autors begeisterten Besucher*innen konnten sich im Anschluss an die Lesung einige der Werke von Bärfuss signieren lassen, bevor dieser sie in den Abend verabschiedete.

 

(Johanna Becker)


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