Graphic Novels im Deutschunterricht. Lesung und Gespräch mit Comicautor Arne Jysch 

Donnerstag, 30.1., 20 Uhr

Raum 203
Alter Steinbacher Weg 44
35390 Gießen

 

Gästebuch 

 

 

Eintritt frei

Moderation: Thomas Möbius und Nina Hainmüller (Institut für Germanistik)

 

Mit sichtlich großer Freude und Begeisterung für seine Arbeit stellte Comicautor Arne Jysch am Donnerstag, den 30.01., seine Graphic Novel Der nasse Fisch im Alten Steinbacher Weg 44 vor einem gefüllten Saal vor.

Ohne die Besucher lange warten zu lassen, begann er direkt mit einem  Auszug aus seinem Werk.

In Der nasse Fisch, der um 1929 zur Zeit des sogenannten Blutmais spielt, geht es um Kriminalkommissar Gereon Rath, der in Berlin ermittelt. Die Geschichte ist historisch geprägt und wurde erstmals von Volker Kutscher im gleichnamigen Roman bearbeitet, der 2008 erschienen ist.

Spannungserzeugende Musik begleitete bei den Lesepassagen Jyschs markante Erzählstimme, mit der er die auf Leinwand erschienenen Sprechblasen der Comicbilder vorlas. Zu sehen waren einzelne Seiten der Graphic Novel, die mit Schwarz-weiß-Zeichnungen das Berlin der 20er Jahre eindrucksvoll darstellten. Zeichnungen, in die Jysch viel Recherche investiert hatte, um die erzählte Zeit detailgetreu abbilden zu können. Das Feeling der 20er Jahre zu kreieren ist ihm dabei das höchste Anliegen gewesen. So konzentrierte er sich im Schaffensprozess besonders auf die Feinheiten, die dieses auslösten. Wie genau diese Recherche ausgesehen hatte, erklärte er ausführlich und mit viel Fotomaterial im an die Lesung anschließenden Werkstattgespräch. Dabei ging er besonders darauf ein, wie er sich dem Projekt genähert hatte, wie seine Figuren ein Gesicht bekamen und wie sein Arbeitsprozess allgemein ausgesehen hatte. Vorwiegend habe er Fotobände über die 1920er Jahre genauestens studiert, Museen besucht und sich sogar in alte Autos gesetzt, um jede Perspektive für seine Graphic Novel vor Augen zu haben.

Mit der für seine Kunstwerke bescheidenen Aussage »Ich kann wirklich Menschen aus der Zeit darstellen – wenn‘s mir gelingt« erklärte Arne Jysch den Grund für seine Motivation, die Details der Zeit so genau zu studieren und setzte damit das Zeichnen vom Film ab, der nur mit Menschen der Gegenwart arbeiten könne. Ein Drehbuch zu erstellen war dennoch einer der ersten Arbeitsschritte, die Jysch vornahm, um das deutlich umfangreichere Originalwerk für eine Graphic Novel zusammenzufassen. Anschließend konnte er, wie er mit Faszination berichtete, »in Bildern denken, in Bildern erzählen« und sich darin einspielen »wie Bilder mit Text interagieren«.

Der nasse Fisch ist die zweite Graphic Novel, die Arne Jysch, der eigentlich hauptberuflich Storyboards schreibt, in Buchformat veröffentlichte. An dem Werk, für das er in regem Kontakt mit Volker Kutscher gestanden hatte, zeichnete er drei Jahre lang.

Unter dem Namen Babylon Berlin sind die Ermittlungen Raths aus Kutschers Kultbänden, von denen die vorgestellte Geschichte der erste Teil ist, auch im Fernsehen zu verfolgen.

Arne Jyschs lockeres und souveränes Erzählen über die Arbeit und Comics an sich stieß bei den überwiegend studentischen Besuchern auf sehr viel Interesse. Es wurden viele Rückfragen gestellt. Im Zentrum stand  dabei die Frage nach dem sinnvollen Einsatz von Graphic Novels im Deutschunterricht, deren Beantwortung sich in diskussionsartigen Beiträgen zusammen mit dem Autor genähert wurde. Jysch betonte besonders den Nutzen für die Kinder, das verlangsamte Bilderlesen, eine Sensibilität für Zeichenstile und die Bildsprache an sich zu erlernen. Themen, denen heutzutage wenig Gewicht zufalle.

Der allgemeine Konsens darüber, sich gerade als Lehrkraft in der Bildsprache fortbilden zu lassen, um adäquat den Stoff vermitteln zu können, schloss die rege Fragerunde zu einer durchaus sehr gelungenen Veranstaltung ab.

 

(Melanie Stolz)


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