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Juli Zeh | Socke und Sophie - Pferdesprache leicht gemacht  

dtv Junior 2021
240 Seiten
15 Euro

Ab 10 Jahren

ISBN: 978-3-423-76325-7

von Yvonne Castrup-Joeres | Download

Ein Pferdebuch. Puh. Man ist da ja ein wenig voreingenommen. Insbesondere bei einer gewissen Erfahrung mit dem Genre, man war ja schließlich selbst mal 12… Ein Pferdebuch also. Puh.

Aber dann liest man den Namen der Autorin: Juli Zeh. Man denkt an Neujahr. An Unterleuten. Und dann wieder an ein Pferdebuch. Häh? Und FLIX ist für die Illustrationen verantwortlich? Gut, ich les’ es!

Grundsätzlich ist Zehs Text aus den bekannten Pferdebuch-Zutaten zusammengemixt: ein pferdeliebendes Mädchen, das natürlich heimlich in den süßen, aber arroganten, hinterher dann doch wieder netten Sohn der Reitlehrerin verknallt ist, ein Problempony und dazu der übliche Plot. Wenn Pony Socke sich nicht bis Dezember reiten lässt, droht die Wurst, wenn aber doch, dann wird er an eine nette Familie verkauft. Was ja aber auch irgendwie doof ist, weil Pferdemädchen Sophie Socke über alles liebt und nicht verlieren möchte. Wenig überraschend.

Dennoch entwickelt man schnell große Sympathie für das Buch. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Augen des Mädchens und aus Sicht des Ponys erzählt. Und Zehs Sprache kommt so gar nicht traumatisierend pferdebuchmäßig daher, sondern extrem entspannt bis erheiternd. Sockes Stallnachbar etwa ist ein teures Sportpferd namens Satellit, das haufenweise Kraftfutter in sich reinstopft, im Winter lächerliche Decken tragen muss und Dinge sagt wie „Yo, Digger, wenn ich so drüber nachdenke, manchmal krieg ich schon Gefühle“. Auch Sophie als klassisches Pferdemädchen hat lesenswerte Weisheiten parat, wenn sie lernt: „Zu viel Ego heißt nicht nur, dass man sich selbst toll findet. Sondern auch das Gegenteil. Wenn man es allen beweisen will und dann Angst hat zu versagen. Wenn es in Wahrheit um einen selbst geht und nicht ums Pferd.“ Ein kluger Satz, vielfältig anwendbar, wenn man das Pferd mal streicht.

Die Geschichte selbst dient eher als Einbettung für Grundsätzliches zum Thema Pferdesprache und Umgang mit Pferden, was ja der Untertitel bereits ankündigt: ‚Pferdesprache leicht gemacht‘. Die Vermittlung gelingt Zeh ohne belehrenden Ton, ihre Botschaft verpackt sie teils in der Story und teils in gesonderten Begriffserklärungen im Anhang des Buches und am Ende läuft diese Botschaft auf eines hinaus: Zwischen Mensch und Pferd klappt es nur, aber auch wirklich nur und einzig und allein mit Vertrauen. Hätte man dem UIPM eventuell vor Tokio mal zu lesen geben sollen, hätte man sich zumindest ein Drama gespart.

Ob ein Kind in Sophies Alter tatsächlich das Training eines solchen Problemponys relativ auf sich allein gestellt durchführen sollte, darf sicherlich hinterfragt werden. Aber damit wären wir dann eben doch wieder beim Thema Klassisches Pferdebuch, denn in diesem Genre ist sowas üblich.

Der großartige FLIX passt die Illustrationen dem Buch an: pferdebuchmäßig nett, aber eben FLIX-mäßig klar und in der Kombination durchaus entzückend.

Lässt sich zum Abschluss sagen: Juli Zeh und FLIX zaubern ein klassisches, angenehm zu lesendes Pferdebuch für Kinder ab 10 Jahren, dass ein kleines bisschen gerne auch ein Sachbuch wäre.

Juli Zeh wurde 1974 in Bonn geboren, studierte Jura in Passau und Leipzig und wurde vielfach für ihre literarischen Texte ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hölderlin-Förderpreis (2003) und dem Bundesverdienstkreuz (2018). Ihr Werk ist vielschichtig und reicht von Romanen über Essays und Theaterstücke bis hin zu Kinderbüchern und Sachbüchern. Zeh, nach eigenen Angaben mit einem Pferdefimmel ausgestattet, lebt mit ihrer Familie und mehreren Haustieren in Berlin.

FLIX, eigentlich Felix Görmann, wurde 1976 in Münster geboren, studierte Kommunikationsdesign in Saarbrücken und arbeitet als Comiczeichner und -autor.

Für seine Arbeiten wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-und-Moritz-Preis (2004). Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Yvonne Castrup-Joeres


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