LZG-Newsletter, Ausgabe 07/2018 - Beginn Frühjahrsprogramm |
Liebe Freunde und Mitglieder des Literarischen Zentrums,
der Frühling lässt wettertechnisch zwar noch etwas zu wünschen übrig, doch wir lassen uns die Frühlingslaune nicht verderben und starten schon einmal in unser Frühjahrsprogramm 2018. |
Max Goldt liest
Daniel Kehlmann nennt ihn »den witzigsten Schriftsteller deutscher Sprache«: Max Goldt.
Mit Foyer des Arts zunächst musikalisch aktiv, veröffentlichte Max Goldt bereits 1984 sein literarisches Debüt Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz. Ironie und Wortspiele, ohne herablassend zu sein, sind sein Markenzeichen – sei es bei seinen Kolumnen, die er unter anderem für die Satirezeitschrift Titanic schrieb, oder seinen bereits zahlreichen Buch- und Hörbuchveröffentlichungen. Seit 1996 arbeitet er unter dem Namen Katz & Goldt mit dem Comiczeichner Stephan Katz zusammen. »Ein großer Stilist mit einer sehr spezifischen Albernheit« titelt Torsten Krämer von Deutschlandfunk. Max Goldt (*1958 in Göttingen) ist Schriftsteller und Musiker. Er wurde unter anderem mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (1997), dem Kleist-Preis (2008) und dem Göttinger Elch (2016) ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Donnerstag, 5.4. – 20 Uhr – FAST AUSVERKAUFT
Hermann-Levi-Saal (Konzertsaal im Rathaus) In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Gießen. |
Vorlesewettbewerb. Der Bezirksentscheid.
Der traditionsreiche Vorlesewettbewerb wird seit 1959 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels durchgeführt und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Öffentliche Aufmerksamkeit für das Kulturgut Buch zu erregen, Leselust zu wecken und die Lesekompetenz von Kindern zu stärken, sind dem Verband zentrale Anliegen. Eintritt frei In Kooperation mit der Stadtbibliothek Gießen und der Rickerschen Universitätsbuchhandlung. |
Hermann Beil liest Thomas Bernhard. Wittgensteins Neffe. Eine Freundschaft
Wittgensteins Neffe ist die (auto)biographische Geschichte der Freundschaft zwischen zwei Außenseitern: dem lungenkranken Erzähler und dem ›verrückten‹ Paul Wittgenstein, einem Neffen des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Das Doppelportrait beschreibt den Schriftsteller und den Musikkenner als Patienten der Wiener Lungen- und Nervenheilanstalt »Am Steinhof« und schließlich am Ende des Lebens. Laut Marcel Reich-Ranicki hat der Grantler und ›Übertreibungskünstler‹ Thomas Bernhard nie menschenfreundlicher, nie zärtlicher geschrieben.
Eintritt: 10 € | 5 € erm. und LZG-/HHG-Mitglieder Einführung: Peter Reuter (LZG | Hein-Heckroth-Gesellschaft | UB) In Kooperation mit der Hein-Heckroth-Gesellschaft und der Universitätsbibliothek Gießen. |
Das siebte Kreuz von Anna Seghers. Frankfurt liest ein Buch – Gießen liest mit.
Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe »Frankfurt liest ein Buch«, die vom 16. bis 29. April stattfindet, steht in diesem Jahr Das siebte Kreuz von Anna Seghers, ein Best- und Longseller der Weltliteratur. Der Roman handelt von sieben Gefangenen, die aus dem KZ Westhofen fliehen – ein Schlag ins Gesicht ihrer Unterdrücker, die sich unerbittlich an ihre Fersen heften und ein Exempel statuieren wollen. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte greifen die Flüchtigen nach der Freiheit.
Mittwoch, 18.4. – 19 Uhr Moderation: Charlotte Kitzinger (AHL) Lesung: Anne-Elise Minetti (Stadttheater Gießen) Im Rahmen von »Frankfurt liest ein Buch« und in Kooperation mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur. |
Can Dündar. Hinter den Worten: Meinungs- und Pressefreiheit im Gespräch. Eine Reihe des Hessischen Literaturrats
Can Dündar (*1961) wurde in Ankara geboren und lebt derzeit als Fellow des deutschen PEN in Deutschland. Er war langjähriger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet. Im November 2015 wurde Dündar wegen Spionagevorwürfen in Untersuchungshaft genommen. Nach seiner Freilassung floh er nach Deutschland, wo er heute wieder als Journalist tätig ist und seinen Fall öffentlich machte. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet. Allein 2016 und 2017 erhielt er u.a. den Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien, den Hermann-Kesten-Preis sowie den internationalen Whistleblower-Preis. Im Oktober 2017 erschien sein Buch Verräter: Von Istanbul nach Berlin. Aufzeichnungen im deutschen Exil, aus dem Roman Kurtz an diesem Abend lesen wird. Darin – sowie im anschließenden Gespräch mit Sascha Feuchert – berichtet Dündar über sein Exil, über Wertschätzung und Feindseligkeit und über Bemühungen um eine demokratische Türkei. Die Veranstaltung wird von einem Dolmetscher begleitet.
Eintritt: 5€ | erm. 3€ | LZG- und Gefangenes Wort-Mitglieder frei |
85 Jahre Bücherverbrennung. Vortrag und Lesung zum 85. Jahrestag der Bücherverbrennung in Gießen
Am 3. Mai 1933 riefen Rektor, Kanzler und Studentenschaftsführer der Gießener Universität zur »öffentlichen Verbrennung zersetzenden Schrifttums« auf. Am 8. Mai 1933 fand in Gießen eine der ersten Bücherverbrennungen der NS-Diktatur statt. Zum 85. Jahrestag lesen namhafte Persönlichkeiten der Stadt Passagen aus Ernst Glaesers Jahrgang 1902. Der Roman war ein Sensationserfolg in der späten Weimarer Republik, erschien in mehr als 20 Sprachen. Ernest Hemingway nannte das Werk, das ein radikales Porträt der ›verlorenen Generation‹ im Ersten Weltkrieg und im Kaiserreich zeichnet, ein »verdammt gutes Buch«. Ernst Glaeser (*1902 in Butzbach, † 1963 in Mainz) entschied sich bereits im Dezember 1933 zur Emigration. Später distanzierte er sich angesichts der hoffnungslosen Lage im Widerstand gegen die NS-Diktatur und der Kritik an seinen Exilwerken jedoch zunehmend von der antifaschistischen deutschen Emigration. Er kehrte 1939 zurück, publizierte – eingeschränkt und unter Zensurvorbehalt – wieder, konnte aber nicht mehr an die Erfolge vor 1933 anknüpfen.
Dienstag, 8.5. – 18:30 Uhr
Eintritt frei In Kooperation mit der Universitätsbibliothek Gießen. |
Jan Wagner. Lesung und Gespräch mit dem Georg-Büchner-Preisträger 2017 Seine Gedichte »vereinen spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung«, so die Begründung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu seiner Auszeichnung mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis. Der Lyriker versteht sein Metier neu zu definieren und verbindet anderthalb Jahrzehnte poetischer Arbeit in einem Sammelband. Kritiker bezeichnen ihn als eleganten, virtuosen und präzisen Autor, der sich schon mit seinem lyrischen Debüt in Szene setzte. Doch auch Wagners Prosa ist bemerkenswert: Seine Essays sind mitreißend und klug verfasst und nehmen den Lesenden auf eine literarische Entdeckungsreise mit. In Gießen wird der Schriftsteller aus seinem prosaischen Werk Der verschlossene Raum und seinem Gedichtband Selbstportrait mit Bienenschwarm lesen. Jan Wagner (*1971 in Hamburg) studierte Anglistik an der Universität Hamburg. Von 1995 bis 2003 gab er zusammen mit Thomas Girst die Loseblattsammlung Die Außenseite des Elementes heraus. Sein erster Gedichtband Probebohrung im Himmel kam 2001 heraus. Es folgten fünf weitere, der letzte, Selbstportrait mit Bienenschwarm, erschien 2016. Regentonnenvariationen wurde 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. 2017 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
Eintritt: 5€ | erm. 3€ | LZG-Mitglieder frei |
Eröffnungsveranstaltung der 9. Bilderbuchtage. Auftakt zu »Wenn Worte Bilder malen« mit Miriam Koch Bereits zum neunten Mal finden in diesem Jahr die Gießener Bilderbuchtage statt. Zum Auftakt wird die Autorin und Illustratorin Miriam Koch die Ausstellung ihrer Originalzeichnungen, Skizzen und Entwürfe ihrer Bilderbuchreihe Fiete Anders eröffnen. Bei einer Führung mit anschließendem Gespräch wird sie ihre Arbeiten genauer erläutern. Die Ausstellung ist vom 25. Mai bis zum 9. Juni in der Stadtbibliothek zu sehen. Am Samstag, den 26. Mai, wird es dort auch eine interaktive Mitmachlesung für Kinder mit Miriam Koch geben. Fiete Anders erzählt die Geschichte des kleinen, rot-weiß gestreiften Schafs Fiete. Er ist anders als andere Schafe – und macht sich auf die Suche nach einem Ort, an dem er normal ist. Doch nie fühlt er sich heimisch. Erschöpft und mutlos klettert er schließlich in einen Zug und schläft ein. Als er aufwacht, traut er seinen Ohren und Augen kaum: Es rauscht wunderbar und da steht etwas Großes, das genauso anders ist wie er – hat Fiete endlich seinen Platz gefunden? Miriam Koch (*1980) studierte Kommunikationsdesign in Trier. Fiete Anders, ursprünglich ihre Diplomarbeit, erschien 2007. Es folgten Keentied oder die Kunst, ins Glück zu fliegen und Fiete Anders – Eine Reise mit dem Wind sowie zahlreiche weitere Illustrationsarbeiten.
In Kooperation mit ulishPR und der Stadtbibliothek Gießen. |
The Naturalist. Thom Conroy stellt seinen Roman über den Gießener Naturforscher Ernst Dieffenbach vor Der Gießener Naturforscher Ernst Dieffenbach wurde als einer der ersten europäischen Forscher von der Londoner New Zealand Company angeheuert, um das bis dahin weitgehend unbekannte Land zu erkunden. Māori, neuseeländische Ureinwohner, kannten ihn als Entdecker, der zuerst kulturelle Verantwortung aufbrachte und der sich ihre Sprache Te Reo Māori fließend aneignete. Dieffenbachs zukunftsgerichtete Ansichten über Rassengleichheit und Māori-Rechte wurden jedoch zu einer Herausforderung für die Company, die in erster Linie versuchte, Siedler anzuziehen. Wegen der über seinen Auftrag hinausgehenden Kontakte zu Māori wird er im historischen Gedächtnis des Inselstaats bis in die heutige Zeit hoch geschätzt. Thom Conroy, Autor und Dozent für kreatives Schreiben an der Massey University Palmerston North in Neuseeland, forschte sechs Jahre über das Leben Ernst Dieffenbachs und veröffentlichte seine Ergebnisse 2014 in Form des historischen Romans The Naturalist, in dem er seine Version der Lebensgeschichte »eines der besten Söhne Gießens« erzählt. Seine Kurzgeschichten, die er auch unter dem Pseudonym Thomas Gough veröffentlichte, wurden international mehrfach ausgezeichnet. Die Lesung wird in englischer Sprache stattfinden.
Eintritt frei Moderation: Andrea Rummel (LZG | Institut für Anglistik) In Kooperation mit dem Institut für Anglistik. |
Spil von fünfferlay betrachtnussen zur Buss. Sommerinszenierung der Germanistik-Theatergruppe »Wach städts vnd bätt, das ich nit find / Entschlaffen dich inn dyner sünd!«, ermahnt der Tod einen jungen Mann, nachdem er diesen zunächst während eines sündhaften Tanzes niedergestreckt, ihm aber auf sein Betteln hin noch eine Gnadenfrist gewährt hat, um sich vor dem Tode zu bekehren: »Memento mori« ist damit die Grundaussage des Spiels, welches der reformierte Schullehrer Johannes Kolross 1532 mit seinen Schülern in Basel aufführte. Die besten Vorsätze hat nun der junge Mann – aber kann er sie auch umsetzen? Die »Gesellen der Welt« und Teufel versuchen, den Jüngling von seinem Weg abzubringen – vergeblich. Bei anderen aber sind der Teufel und seine Todsünden erfolgreich, und so bleibt dem Epilogsprecher nichts anderes übrig, als noch einmal eindringlich alle an den unausweichlich nahenden Tod zu erinnern. Die Aufführung steht im Kontext des internationalen Forschungsprojekts »Theatres of Persuasion«, das den europäischen Moralitäten des 16. Jahrhunderts gewidmet ist. Durch experimentelle Aufführungen will es untersuchen, welche Bühnenwirksamkeit diese scheinbar rein rhetorische Textsorte entwickeln kann – durch visuelle und akustische Effekte, die nicht im Text selbst stehen.
Montag, 25.6. – 19:30 Uhr
Eintritt: 5€ | erm. 3€ | LZG-Mitglieder frei In Kooperation mit dem Institut für Germanistik. |
Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen auf ein spannungs- und abwechslungsreiches Frühjahrsprogramm!
Herzlich grüßt |
Literarisches Zentrum Gießen e. V. |