LZG-Newsletter, Ausgabe 10/2017

Liebe Freunde und Mitglieder des Literarischen Zentrums,

der Juni – und damit auch unser diesjähriges Frühjahrsprogramm – endet mit zwei kulturellen Einblicken in die Vergangenheit, die unterschiedlicher nicht sein könnten: im Rahmen des diesjährigen GELESO begrüßt das LZG am Dienstag, den 20. Juni, um 10:00 Uhr im Hörsaal A2 im Philosophikum I der Justus-Liebig-Universität Gießen die Autorin und Illustratorin Birgit Weyhe, die ihre preisgekrönte Graphic Novel Madgermanes über mosambikanische Vertragsarbeiter in der DDR vorstellen wird. Die Zuhörer können gespannt sein auf einen Comic, der durch seine Bild- und Erzählsprache die Grenzen zwischen afrikanischer und europäischer Kultur überschreitet und so ein Stück Geschichte aufarbeitet, die hierzulande kaum bekannt ist. 

Ein außerordentliches Zeugnis der Streitkultur der Reformationszeit ist dagegen die Komödie Monachopornomachia, die die Germanistik-Theatergruppe am Freitag, den 23. Juni, um 19:30 Uhr im Botanischen Garten aufführen wird. Sie wurde von Simon Lemnius im Zuge eines vorangegangenen Streits aus Rache an Martin Luther veröffentlicht. Die Zuschauer erwartet eine polemische Komödie auf die zentrale Persönlichkeit der Reformation. 

Auch im nächsten Quartal können Sie sich mit unserem Sommerprogramm wieder auf zahlreiche interessante Veranstaltungen mit uns freuen, die wir Ihnen im nächsten Newsletter vorstellen werden.

GELESO: Madgermanes

Birgit Weyhes Graphic Novel über mosambikanische Vertragsarbeiter in der DDR

Rund 20.000 Vertragsarbeiter aus Mosambik waren zwischen 1979 und 1991 in der DDR beschäftigt. Ihr Aufenthalt, der bis auf vier Jahre befristet war, sollte ihnen vor allem eine Berufsausbildung ermöglichen, um nach ihrer Rückkehr zum Aufbau eines unabhängigen sozialistischen Mosambiks beitragen zu können. Die Realität sah jedoch gänzlich anders aus: Für ihre Ausbildung gab es keinerlei Verwendung: Die "Madgermanes", wie sie in Mosambik genannt werden, ein Wortspiel aus "verrückte Deutsche" und "Made in Germany", kehrten in eine vom Bürgerkrieg völlig zerstörte Heimat zurück und der von der Regierung treuhänderisch einbehaltene Lohn wurde nie ausgezahlt.

Birgit Weyhe wird ihre preisgekrönte Graphic Novel vorstellen, die die Geschichte dieser Menschen erzählt und somit ein Stück deutsch-afrikanische Geschichte aufarbeitet, die hierzulande kaum bekannt ist.

Birgit Weyhe (*1969) ist eine freie deutsche Illustratorin und Comic-Zeichnerin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Ostafrika. Sie studierte Literatur, Geschichte und Illustration. Madgermanes wurde mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung 2015 und dem Max & Moritz Preis 2016 für das "beste deutschsprachige Comic" ausgezeichnet.

Dienstag, 20.06. – 10:00 Uhr

Hörsaal A2 (Phil I)
Otto-Behagel-Str. 10
35394 Gießen

Eintritt frei 

Moderation: Monika Rox-Helmer (Historisches Institut)
und Anna-Lena Heid (LZG)

 

In Kooperation mit der Professur für Didaktik der Geschichte der JLU. 

Monachopornomachia

Sommerinszenierung der Germanistik-Theatergruppe

Ein außerordentliches Zeugnis der Streitkultur und der gelehrten Polemik des 16. Jahrhunderts, in der Luther mitspielte und deren Ziel er selbst auch oft war, stellt die lateinische Komödie Monachopornomachia ("Mönchshurenkrieg") des Simon Lemnius dar, die ohne Datum (wohl 1539) und ohne Orts- oder Druckerangabe veröffentlicht wurde. Der aus Chur stammende Lemnius hatte in Ingolstadt und Wittenberg studiert und 1538 eine Gedichtsammlung publiziert, die er Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, einem von Humanisten wertgeschätzten Mäzen, aber Kritiker der Reformation, widmete. Luther sah in den Gedichten verschiedene Persönlichkeiten seines Umkreises diffamiert und klagte Lemnius gegenüber der Universität an. Der Streit spitzte sich so weit zu, dass Lemnius schließlich der Universität verwiesen wurde, nach Chur floh und als Rache die Monachopornomachia veröffentlichte.

Diese Komödie, die das Genre der Moralität mit dem des Fastnachtspiels kombiniert, wird von der Theatergruppe des Instituts für Germanistik aufgeführt. Die Diffamierung politischer und religionspolitischer Gegner auf dem Feld der Moralität war im 16. Jahrhundert – ähnlich wie heute – eine ebenso wirkmächtige wie verzweifelte Waffe im publizistischen Streit. 

Freitag, 23.06. – 19:30 Uhr

Botanischer Garten
Senckenbergstraße 6
35390 Gießen

Eintritt: 5 € | erm. 3 € | LZG-Mitglieder frei

VVK: Tourist-Info Gießen

 

In Kooperation mit dem Institut für Germanistik.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Herzlich grüßt
Ihr LZG-Team

Literarisches Zentrum Gießen e. V.
Südanlage 3a (Kongresshalle) | 35390 Gießen
Bürozeiten: Mo 10-14 Uhr, Di 15-19 Uhr und Do 10-14 Uhr
Tel.: 0641/97 28 25 17
info@lz-giessen.de | www.lz-giessen.de
w
ww.facebook.com/lzgiessen | www.twitter.com/lzgiessen
Kartenvorverkauf: Tourist-Information Gießen