LZG-Newsletter, Ausgabe 01/2018 - Beginn Winterprogramm |
Liebe Freunde und Mitglieder des Literarischen Zentrums,
wir melden uns zurück aus der Winterpause und starten fulminant in das neue Jahr. Auch 2018 erwarten Sie wieder zahlreiche spannende Lesungen in unserem abwechslungsreichen Winterprogramm. |
Max Goldt liest
Daniel Kehlmann nennt ihn »den witzigsten Schriftsteller deutscher Sprache«: Max Goldt.
Mit Foyer des Arts zunächst musikalisch aktiv, veröffentlichte Max Goldt bereits 1984 sein literarisches Debüt Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz. Ironie und Wortspiele, ohne herablassend zu sein, sind sein Markenzeichen – sei es bei seinen Kolumnen, die er unter anderem für die Satirezeitschrift Titanic schrieb, oder seinen bereits zahlreichen Buch- und Hörbuchveröffentlichungen. Seit 1996 arbeitet er unter dem Namen Katz & Goldt mit dem Comiczeichner Stephan Katz zusammen. »Ein großer Stilist mit einer sehr spezifischen Albernheit« titelt Torsten Krämer von Deutschlandfunk. Max Goldt (*1958 in Göttingen) ist Schriftsteller und Musiker. Er wurde unter anderem mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (1997), dem Kleist-Preis (2008) und dem Göttinger Elch (2016) ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Freitag, 19.1. – 20 Uhr
Hermann-Levi-Saal (Konzertsaal im Rathaus Gießen) In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Gießen. |
Das Genie. Klaus Cäsar Zehrer liest aus seinem Debütroman über das Wunderkind William James Sidis Boston, 1910. Der elfjährige William James Sidis wird von der amerikanischen Presse als »Wunderjunge von Harvard« gefeiert. Sein Vater Boris, ein bekannter Psychologe mit dem brennenden Ehrgeiz, die Welt durch Bildung zu verbessern, triumphiert. Er hat William von Geburt an mit einem speziellen Lernprogramm trainiert. Durch Anwendung der »Sidis-Methode« könnten alle Kinder die gleichen Fähigkeiten entwickeln wie sein Sohn, behauptet er. Doch Williams Begabung hat auch deutliche Schattenseiten. Als das Wunderkind erwachsen wird, bricht es mit seinen Eltern und seiner Vergangenheit. William weigert sich, seine Intelligenz einer Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, die von Ausbeutung, Profitsucht und Militärgewalt beherrscht wird. Stattdessen versucht er, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten – mit aller Konsequenz. Klaus Cäsar Zehrer (*1969) ist promovierter Kulturwissenschaftler und lebt als freier Autor, Herausgeber und Übersetzer in Berlin. Er veröffentlichte u. a. zusammen mit Robert Gernhardt die Anthologie Hell und Schnell, die heute als Standardwerk der deutschsprachigen komischen Lyrik gilt. Das Genie ist sein erster Roman. Montag, 22.1. – 19:30 Uhr
Haus A, Hörsaal A1
Moderation: Anna Charlotte Groos (Fachschaft Germanistik) In Kooperation mit der Fachschaft Germanistik der JLU Gießen. |
Club der jungen Dichter: Lana Lux liest aus ihrem Debütroman Kukolka Ukraine, 90er Jahre. Große Party der Freiheit. Während teure Autos die Straßen schmücken, lebt die siebenjährige Samira mit ein paar anderen Kids in einem Haus, wo es keinen Strom, kein warmes Wasser und kein Klo gibt. Aber es geht ihr bestens. Sie hat ein eigenes Sofa zum Schlafen und eine fast erwachsene Freundin, die ihr alles beibringt. Außerdem hat sie einen Job, und den macht sie gut: betteln. Niemand kann diesem schönen Kind widerstehen, auch Rocky nicht. Er nennt sie »Kukolka«, Püppchen. Wenn Kukolka ihn lange genug massiert, gibt er ihr sogar Schokolade. Alles scheint perfekt zu sein. Doch Samira hält an ihrem Traum von Deutschland fest. Lana Lux hat einen gnadenlos realistischen Roman über Ausbeutung, Gewalt und Schikane geschrieben, über ein Leben am Rande der Gesellschaft, geführt von einer Heldin, die trotz allem schillernder nicht sein könnte. Lana Lux (*1986, in Dnipropetrowsk, Ukraine) wanderte im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern als sogenannter Kontingentflüchtling nach Deutschland aus. Sie machte Abitur und studierte zunächst Ernährungswissenschaften in Mönchengladbach, später absolvierte sie eine Schauspielausbildung am Michael Tschechow Studio in Berlin. Die Autorin und Schauspielerin lebt und arbeitet in Berlin. Dienstag, 30.1. – 20 Uhr
Ulenspiegel Moderation: Anna-Lena Heid (LZG) In Kooperation mit dem Ulenspiegel. |
Vorlesewettbewerb: Der Kreisentscheid
Der traditionsreiche Vorlesewettbewerb wird seit 1959 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels durchgeführt und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Öffentliche Aufmerksamkeit für das Kulturgut Buch zu erregen, Leselust zu wecken und die Lesekompetenz von Kindern zu stärken, sind dem Verband zentrale Anliegen. Die erfolgreiche Leseförderungsaktion will Kinder ermuntern, sich mit erzählender Literatur zu beschäftigen und aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen. Die eigenständige Buchauswahl und das Vorbereiten einer Textstelle sollen zur aktiven Auseinandersetzung mit der Lektüre motivieren, Einblicke in die Vielfalt der aktuellen und klassischen Kinder- und Jugendliteratur vermitteln und für gegenseitiges Zuhören sensibilisieren. Beim Vorlesewettbewerb machen Kinder die Erfahrung, dass Bücher zwischen Spannung, Unterhaltung und Information viele Facetten bieten und neue Horizonte eröffnen. Eine fachkundige Jury wird in dieser entscheidenden Runde die beste Vorleserin bzw. den besten Vorleser aus dem Kreis Gießen küren. Mittwoch, 7.2. – 15Uhr
Mensa der Liebigschule Eintritt frei In Kooperation mit der Lernkiste GmbH und der Liebigschule Gießen. |
LZGespräch: Andreas Matlé mit einem Wekstattbericht über Bock!
Der Roman beruht auf der abenteuerlichen, aber wahren Lebensgeschichte des Roland Bock. Dieser wurde 1944 in einem Arbeiterviertel von Stuttgart geboren, durchlebte nach einer brutalen Kindheit eine erfolgreiche sportliche Laufbahn als Ringer, die ihn bis zu den Olympischen Spielen führte. Er hat einen großen Teil der Welt bereist, ein Jahrzehnt in Thailand gelebt, und als Unternehmer Millionen von Euro verdient und dann wieder verloren. Angetrieben von einem nie nachlassenden Hunger nach Anerkennung und Bestätigung investierte er in neue, teilweise abenteuerliche Projekte. Dem Erfolg ordnete er sein ganzes Leben unter. Mit 72 Jahren lebt Roland Bock heute wieder allein in jenem ehemaligen Arbeiterviertel und ist aufgrund seiner Laufbahn als Catcher körperlich stark angeschlagen. Er importiert als Alleinunternehmer Schuhlöffel aus China, und ist trotz aller Rückschläge optimistisch, dass sein Leben noch einmal eine erfolgreiche Wende nehmen wird.
Andreas Matlé (*1960) wohnt in der Nähe von Frankfurt am Main. Er veröffentlichte bereits mehrere Bücher, unter anderem Sonay A. – Hier will ich leben.
KiZ (Kongresshalle) |
Ausgezeichnet! Lesung und Gespräch mit Ricarda Junge und Maike Wetzel, Gewinnerinnen des Jungen Literaturforums Hessen Thüringen und des Robert-Gernhardt-Preises
Ausgezeichnet wurden Ricarda Junge und Maike Wetzel schon mehrfach, denn sie sind nicht nur Gewinnerinnen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen, sondern auch des renommierten Robert-Gernhardt-Preises. In Junges Roman Besser als Berlin muss sich eine alleinerziehende Mutter wegen der unerklärlichen Schmerzen ihrer Tochter mit Institutionen auseinandersetzen, für die Menschen nur noch Nummern sind. Einfühlsam beschreibt Junge, wie die Sorge beinahe alles im Leben der Protagonistin überschattet, während sie gleichzeitig die politische Situation Deutschlands reflektiert. Maike Wetzels Romanprojekt Elly erzählt spannend und glaubhaft vom Einbruch des Unerhörten ins Leben einer ziemlich normalen Familie: Die elfjährige Tochter verschwindet spurlos am helllichten Tage und lässt ihre Eltern sowie die zwei Jahre ältere Schwester mit einem kaum zu bewältigenden Rätsel zurück. Ricarda Junge (*1979 in Wiesbaden) ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig und studierte Evangelische Theologie. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und Frankfurt. Maike Wetzel (*1974 in Groß-Gerau) studierte an der Münchner Filmhochschule. Sie schreibt neben Romanen auch Drehbücher und realisierte als Regisseurin mehrere Kurzfilme.
Donnerstag, 22.2. – 19:30 Uhr
Eintritt frei In Kooperation mit dem Atelier23 und mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Literaturforums im Mousonturm e.V. |
Meine Augen hören: Corinne Parrat über ihr Leben als gehörlose Person
In Meine Augen hören erzählt Corinne Parrat aus ihrem Leben als Gehörlose. Mit zwei Jahren erkrankte sie an einer Hirnhautentzündung, deren Folge ein vollständiger Gehörverlust war. Eindrucksvoll schildert Parrat Schlüsselerlebnisse ihrer Biographie: wie sie mit vier Jahren in ein Internat kam, in dem die Gebärdensprache verboten war und fast ausschließlich die Lautsprache gelehrt wurde, wie schwierig das alleinige Lippenlesen war und wie das Verbot der »angenehmen« Gebärdensprache die Kommunikation mit ihren Mitmenschen erschwerte. Sehr eindrücklich schildert die Autorin auch erhebliche Barrieren bei der Arbeitsplatzsuche und Schwierigkeiten bei der Berufswahl. 2009 rückte Parrat durch die Wahl zur ersten »Miss Handicap« der Schweiz in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie nutzte die Aufmerksamkeit, um sich für die Belange der Behinderten einzusetzen, auf Missstände hinzuweisen und Diskriminierung im Alltag zu überwinden. Corinne Parrat (*1980 in St. Gallen, Schweiz) absolvierte eine Ausbildung in Mediendesign und eine kaufmännische Lehre. Als »Miss Handicap« agierte sie bei zahlreichen öffentlichen Auftritten als Botschafterin für Menschen mit Behinderung. 2011 erhielt sie die Hauptrolle im Theaterstück Gottes vergessene Kinder. Donnerstag, 1.3. – 19 Uhr
KiZ (Kongresshalle) In Kooperation mit der dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Instituts für Germanistik. |
Keinland. Jana Hensel liest aus ihrem Debütroman.
Nadja, ein »lebenslanges Zonenkind«, arbeitet als Journalistin im als Ausland empfundenen Berlin. Martin, ein Kind von Holocaustüberlebenden, ist nach Israel ausgewandert und ist dort als internationaler Berater tätig. Aufgrund der Recherche für eine Reportage über »Länder mit Mauern« lernen sich die beiden in Tel Aviv kennen. Ein Interview zwischen Martin und Nadja löst eine leidenschaftliche wie traurige Liebesgeschichte aus. Zwischen ihnen steht nämlich nicht nur die geographische Entfernung, sondern auch die Vergangenheit. Literarisch dicht und einfühlsam gestaltet die Autorin eine Liebesgeschichte jenseits von Klischees – dafür mit Blick auf deutsche Traumata, Herkunft, Grenzen und das Erinnern. Jana Hensel (*1976 in Borna) wuchs in der DDR auf und studierte Romanistik und Neuere Deutsche Literatur. Der 2002 veröffentlichte Erinnerungsband Zonenkinder war ein großer Publikumserfolg. Sie arbeitet in Berlin als Journalistin für verschiedene Zeitungen und Magazine. Mit Keinland legt sie ihren ersten Roman vor. Mittwoch, 7.3. – 19 Uhr
Netanya-Saal Moderation: Peter Reuter (LZG | Universitätsbibliothek) In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Gießen. |
Jahre später. Lesung und Gespräch mit Angelika Klüssendorf zum dritten Teil ihrer Erfolgsreihe.
Mit Das Mädchen und April schrieb Angelika Klüssendorf die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg unter widrigen Umständen geht. Jahre später erzählt nun von der intensivsten, aber auch zerstörerischsten Beziehung des erwachsenen Mädchens April – ihrer Ehe. Auf einer Lesung lernt April einen Mann kennen. Es ist nicht Sympathie, die sie zusammenführt. Es ist eine andere Form der Anziehung: Intensität. Eine schicksalhafte Begegnung. Denn Ludwig, der Chirurg aus Hamburg, wird für April zum Lebensmenschen – und April für ihn. Im Guten wie im Schlechten. Ohne jemals Partei zu ergreifen oder seine Figuren zu denunzieren, entwickelt Jahre später die Anatomie einer toxischen Partnerschaft. Als Leser wünscht man bis zuletzt, dass es gelingen möge, und zugleich, dass es endlich ein Ende hat mit den beiden. Messerscharfe Prosa, die keinen Moment lang unberührt lässt.
Angelika Klüssendorf (*1958 in Ahrensburg) lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 Montag, 26.3. – 19:30 Uhr
KiZ (Kongresshalle)
Eintritt: 5€ | erm. 3€ | LZG-Mitglieder frei Moderation: Lothar Schneider (Institut für Germanistik) In Kooperation mit der dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Instituts für Germanistik. |
Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen auch 2018 wieder auf viele literarische Neuheiten und Highlights!
Herzlich grüßt |
Literarisches Zentrum Gießen e. V. |