LZG-Newsletter, Ausgabe 16/2017 - Beginn Herbstprogramm |
Liebe Freunde und Mitglieder des Literarischen Zentrums,
wie in jedem Jahr läutet die Frankfurter Buchmesse auch 2017 den literarischen Herbst ein: zahlreiche Neuerscheinungen unterschiedlichster Genres und Themen sowie Autoren aus aller Welt kommen in der Mainmetropole zusammen – genau so, wie in unserem aktuellen Herbstprogramm. Außerdem möchten wir Sie gerne auf eine weitere Lesung aufmerksam machen, die zwar erst im nächsten Jahr stattfinden wird, für die aber der Vorverkauf bereits heute gestartet wurde: Max Goldt wird am Freitag, den 19.01.2018, um 20 Uhr im Hermann-Levi-Saal lesen. Karten gibt es ab sofort bei der Tourist-Info Gießen (für 10€ bzw. 7€ erm.) und für LZG-Mitglieder über das LZG-Büro (für 5 €)! |
Jacob, Jacob
Buchmessengastland Frankreich: Valérie Zenatti liest aus ihrem Erfolgsroman. Die Frankfurter Buchmesse steht in diesem Jahr unter dem Motto »Francfort en français, Frankfurt auf Französisch« und heißt damit das Nachbarland Frankreich als Ehrengast willkommen. Frei nach dem Motto »Gießen en français« begrüßen wir die französische Erfolgsautorin Valérie Zenatti, die aus ihrem preisgekrönten Roman Jacob, Jacob lesen wird. Der 19-jährige Jacob, Sohn einer jüdischen Schusterfamilie aus dem algerischen Constantine, wird 1944 von der französischen Kolonialmacht einberufen, um in den Krieg gegen die Deutschen zu ziehen. Jacob, der nicht als französisch genug galt, um das Lycée zu besuchen, ist plötzlich französisch genug, um für die Kolonialmacht in den Krieg zu ziehen. Wie soll er sich zwischen den verschiedenen Kulturen entscheiden, die sein Leben bestimmen? Atmosphärisch, poetisch und mit großer Empathie erzählt Zenatti von den Ängsten und Hoffnungen des jungen Mannes, der eigentlich lieber Gedichte lesen als Menschen erschießen will. Valérie Zenatti (*1970 in Nizza), deren Familie aus Algerien stammt, hat ihre Jugend in Israel verbracht, wo sie auch den Militärdienst absolvierte. Heute lebt sie als Schriftstellerin und Übersetzerin in Paris. Jacob, Jacob wurde mit dem Prix du Livre Inter und dem Prix Méditerranée ausgezeichnet. Mittwoch, 11.10.17 – 19 Uhr
KiZ (Kongresshalle) Eintritt frei
Moderation: Prof. Dr. Kirsten von Hagen (Institut für Romanistik) In Kooperation mit dem Institut für Romanistik. |
Hotline für besorgte Bürger Ali Can stellt sein politisches Projekt und gleichnamiges Buch vor. Der Gießener Student Ali Can hat eine Hotline für besorgte Bürger ins Leben gerufen und ist dort der »Asylbewerber Ihres Vertrauens«, mit dem die Anrufer ihre Sorgen und Ängste besprechen können. Dabei toleriert er die Meinung jedes Anrufers, gibt Tipps und Ratschläge und bemüht sich um mehr interkulturellen Austausch. In seinem gleichnamigen Buch, in dem er seine Erfahrungen aus dem Projekt verarbeitet, zeigt er, wie Integration gelingen kann, und stellt klare Forderungen an Politik und Gesellschaft. Ein ehrliches Buch über Vorurteile, die jeder hat, und Wertschätzung, die wir auch Andersdenkenden entgegenbringen müssen. Wir freuen uns mit diesem politisch und gesellschaftlich so wichtigen Thema unsere 300. Lesung zu begehen! Ali Can (*1993) kam als Kleinkind nach Deutschland, war selbst Asylsuchender und studiert heute an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Er engagiert sich für diverse Hilfsorganisationen und gibt seit mehr als einem Jahr Workshops für den Umgang mit kultureller Vielfalt. Durch seine »Friedensreise« in Deutschland und seine »Hotline für besorgte Bürger« bekam er europaweit mediale Aufmerksamkeit und setzte wichtige Akzente im deutschen Integrationsdiskurs. Dienstag, 17.10. – 19 Uhr
Aula des Unihauptgebäudes Eintritt frei Moderation: Sascha Feuchert (LZG | Institut für Germanistik) In Kooperation mit dem Präsidenten der JLU Gießen. |
Tausend Meilen über das Meer Jugendbuchautorin Annabel Wahba liest zur Ausstellung »Frieden geht anders«. Im Rahmen der Ausstellung »Frieden geht anders – Beispiele ziviler Konfliktlösung« wird Annabel Wahba aus ihrem Jugendroman Tausend Meilen über das Meer lesen. Darin erzählt sie die Geschichte von Karim, dem die Flucht aus der umkämpften syrischen Stadt Homs gelungen ist. Mit seiner Familie schafft er es zunächst nach Ägypten und versucht von dort, mit seinem Onkel über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen. Dabei verliert er ihn im Gedränge, verfehlt das Schlepperboot und landet im Gefängnis. Beim nächsten Fluchtversuch mit dem Boot kommt er im Sturm fast um. Es grenzt an ein Wunder, dass er später in Konstanz zur Schule gehen darf. Obwohl Karim seine Eltern vermisst und es ihm schwerfällt, Freunde zu finden, beginnt er Fuß zu fassen. Annabel Wahba (*1972) hat Politikwissenschaften studiert und ist seit 2007 Mitarbeiterin der Zeit. In ihren Reportagen beschäftigt sie sich mit der Politik im Mittleren Osten und den Themen Flucht und Integration. Die Ausstellung »Frieden geht anders«, die gewaltfreie Methoden zur Verhinderung von Kriegen und Auseinandersetzungen zeigt, ist vom 15.09. bis zum 25.10.2017 in der Volkshochschule in Lich zu sehen. Mittwoch, 25.10. – 18:30 Uhr
Volkshochschule Landkreis Gießen Eintritt frei Moderation:Kirsten Prinz (LZG | Institut für Germanistik) Shuttle Service über das LZG In Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. |
Luther und die Folgen
Podiumsdiskussion mit Prof. Athina Lexutt, Prof. Jörg Riecke und Friedrich Dieckmann Vor genau 500 Jahren schlug Martin Luther seine Thesen in Wittenberg an – der Beginn der Reformation. Vier Jahre später übersetzte er die Bibel ins Deutsche und schuf damit eine neue deutsche Sprache. Beide Aussagen sind falsch! Natürlich nicht völlig, aber stehen lassen kann man sie so nicht. Über diese Aspekte von Luthers Wirken werden drei Experten und Expertinnen diskutieren, die sich aus unterschiedlicher Perspektive damit beschäftigen. Die Gießener Kirchenhistorikerin Athina Lexutt forscht schon lange zu Luther. Daraus hervorgegangen sind u.a. die Bücher Luther und Die Reformation. Wie sich Luthers Bibelübersetzung auf die Entwicklung der deutschen Sprache ausgewirkt hat, wird der Heidelberger Sprachforscher Jörg Riecke erläutern. Er veröffentlichte u.a. das Buch Geschichte der deutschen Sprache, worin er Luthers Bedeutung klar herausarbeitet. Von einer anderen Seite nähert sich der Autor Friedrich Dieckmann: In Luther im Spiegel erfährt man unter anderem, warum wir ein Werk Friedrich Schillers über Luther nie zu Gesicht bekommen haben. Donnerstag, 26.10. – 18:30 Uhr
Netanya-Saal (Altes Schloss) Eintritt frei Moderation: Michael Weise (LZG | Lutherhaus Eisenach) In Kooperation mit dem Oberhessischen Museum. |
Der nasse Fisch Lesung und Werkstattbericht mit Arne Jysch im Rahmen des Krimifestivals 2007 startete Erfolgsautor Volker Kutscher die Krimiserie um den Ermittler Gereon Rath, deren ersten Band, Der nasse Fisch, Arne Jysch nun in einer 200-seitigen Graphic Novel adaptiert hat. Gereon Rath wird nach Berlin zur Sittenpolizei versetzt. Als er in einen Mordfall verwickelt wird, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln, da er hofft, in die Mordkommission aufzusteigen. Dies bringt ihn jedoch selbst in Gefahr und in den Fokus der Ermittlungen. Arne Jysch gelingt es gekonnt, die Atmosphäre im Berlin der 1920er Jahre zu erfassen. Er greift viele Themen und Entwicklungen der damaligen Zeit auf: seien es die »modernen Frauen« oder die aufkeimenden politischen Spannungen der Weimarer Republik. Im Rahmen des diesjährigen Krimifestivals wird der Autor aus seiner Graphic Novel lesen und Einblick in deren Entstehungsprozess geben. Arne Jysch (*1973) hat in Hamburg und Potsdam Kommunikationsdesign und Animation studiert. Sein vielversprechendes Debüt Wave and Smile war eine der bestverkauften Graphic Novels des Jahres 2012. Freitag, 03.11. – 20 Uhr
Kinocenter Eintritt 12€ | 8€ erm. | LZG-Mitglieder frei VVK: Tourist Info, GAZ, MAZ, Rickersche, Kinocenter
Das Freikartenkontingent für LZG-Mitglieder ist bereits erschöpft. Bitte wenden Sie sich an die anderen Vorverkaufsstellen oder schreiben Sie eine E-Mail an info@lz-giessen.de, um sich in die Warteliste eintragen zu lassen. Moderation: Anna-Lena Heid (LZG) In Kooperation mit dem Kinocenter Gießen und ulishPR. |
Der Vampir
Lesung und Gespräch zu einem europäischen Mythos mit Prof. Thomas Bohn und Helge Heynold In nahezu allen Epochen und Kulturen hat es Geschichten von Wiedergängern gegeben, die nach dem Tod ihr Unwesen treiben, oder von unheimlichen Blutsaugern, die nachts aus ihren Gräbern steigen und sich ihre Opfer unter den Lebenden suchen. Wie alle Mythen verändern sich auch Vampirgeschichten stetig und passen sich dem Zeitgeist an. So gilt seit dem Erscheinen von Bram Stokers Dracula beispielsweise Transsilvanien irrtümlich als Heimat der Vampire.
Thomas Bohn hat sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Vampirismus gemacht. Seine Reise in die Vergangenheit zeigt, dass das Bild des Blutsaugers im lateinischen Abendland lange vor der »Entdeckung« der Vampire im Donau-Balkan-Raum geprägt wurde. Thomas Bohn (*1963 in Hannover) ist Historiker und seit 2009 Professor für osteuropäische Geschichte an der JLU Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Geschichte Weißrusslands, Stadtgeschichte und Urbanisierung sowie Aberglaube und Vampirismus. Donnerstag, 16.11. – 19 Uhr
KiZ (Kongresshalle) Eintritt frei Moderation: Heidrun Helwig (Gießener Anzeiger) Lesung: Helge Heynold |
Beben auf der Bühne
Dramatikerinnen aus Berlin und Edinburgh zu Gast in Giessen
Die Dramatikerinnen Maria Milisavljevic und Catherine Grosvenor stellen ihre aktuellen Stücke vor. Maria Milisavljevic (*1982 in Arnsberg) arbeitete an verschiedenen Theatern in Deutschland. Mit dem Stück Brandung gewann sie 2013 den Kleistförderpreis für junge Dramatik. Catherine Grosvenor (*1978 in Edinburgh) ist Dramatikerin und Übersetzerin. Sie gibt wöchentliche Kurse zum Kreativen Schreiben und ist Mitbegründerin des »Village Pub Theatre«.
Mittwoch, 29.11. – 19:30 Uhr (Maria Milisavljevic)
KiZ (Kongresshalle) Eintritt frei Moderation: Prof. Joanna Rostek (Institut für Anglistik) In Kooperation mit derm Institut für Anglistik. |
Ein bisschen wie Gott
Michael G. Fritz liest aus seinem Roman An dem Tag, als Johanna an die Bildschirme der Überwachungskameras eines Berliner Bahnhofs versetzt wird, beobachtet sie auf einem Bahnsteig ihren Mann André, der eine fremde Frau küsst. Johanna glaubt, durch den Anblick endgültig verrückt zu werden – wie ihre Großmutter. Sie befürchtete es schon immer, ihre Mutter Erika hatte es ihr vorausgesagt. Nun scheint es einzutreten. Michael G. Fritz, der »Geheimtipp unter den deutschen Erzählern« (FAZ), antwortet auf seine Wahrnehmungen in Zeiten der Überwachung mit seinem Roman Ein bisschen wie Gott, in dem er nicht nur ein bitteres Familiengeheimnis beschreibt, sondern gleichzeitig auch gekonnt und unterhaltsam mit der Wirklichkeit auf den Monitoren zu spielen weiß. Michael G. Fritz (*1953 in Ostberlin) studierte zunächst Tiefbohrtechnik, ehe er aus politischen Gründen exmatrikuliert wurde. 1993 wurde er rehabilitiert, sein Diplom wurde ihm nachträglich zuerkannt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt als Schriftsteller und Kritiker in Dresden und Berlin. Donnerstag, 30.11. – 19 Uhr
KiZ (Kongresshalle) Eintritt frei In Kooperation mit dem Institut für Germanistik. |
Tetzelocramia
Weihnachtsinszenierung der Germanistik-Theatergruppe Zum Reformationsjubiläum 1617 wurde in Stettin und Stargard diese Komödie des Heinrich Kielmann aufgeführt, eines geborenen Wieners, der in Leipzig studiert hatte und seit 1612 Konrektor des Gymnasiums von Stettin war. Wie Daniel Cramer in der Pommerischen Chronik berichtet, stieß die Aufführung auf heftige Kritik der dort lebenden katholischen Polen, denn das Stück stellt die Verführung der römischen Kirche und speziell Tetzels durch den Teufel ins Zentrum des Geschehens. Angeregt durch Andreas Hartmanns Curriculum vitae Lutheri (1600) verbindet Hartmann Allegorie, Geschichtsdrama und bissige Polemik. Hauptfigur ist die personifizierte Religion, die reichlich Kummer mit ihren Töchtern hat; so muss sie zusehen, wie ihre Tochter Wahrheit als Ketzerin angeklagt und der Inquisition überantwortet wird, während ihr Gegner Tetzel große Erfolge feiert und vom Papst die Erlaubnis zur Ablasspredigt erhält. Freilich stellt der einfache Mann auf der Straße bald fest, dass ihn die Ablasszettel nicht vor dem Teufel schützen, und so suchen viele Verzweifelte Zuflucht bei der Religion, bis endlich der Erzengel Michael die gefangene Wahrheit befreit und Tetzel den Teufeln ausliefert. Luther und Bugenhagen treten nun als gottgesandte Erlöser auf – ein dick aufgetragenes Lob der beiden »Helden« der Reformation, witzig kommentiert vom Narren Mißka, der dem Ganzen etwas Stettiner Lokalkolorit verleiht. Montag, 11.12. – 18 Uhr
Pankratiuskapelle Eintritt frei In Kooperation mit dem Institut für Germanistik. |
Der Wind
LZG-Weihnachtslesung: Johano Strasser liest sein Langgedicht zu musikalischer Umrahmung In seinem Langgedicht Der Wind blickt Johano Strasser auf seine Kindheit und sein Werden zurück: Reflexionen und sinnliche Momentimpressionen führen auch den Leser hinein in facettenreiche Fragen von Kultur und Tradition, Politik und Verantwortung, Identität, Religion und Musik, die das ereignisreiche Leben des Autors bis heute prägen. Für die passende musikalische Untermalung der Lesung an diesem Abend sorgen die beiden Musiker Lilo Kraus und Chris Schmitt an Harfe und Mundharmonika. Mit dem eingespielten Trio lassen wir das LZG-Jahr bei weihnachtlicher Atmosphäre ausklingen. Johano Strasser (*1939 in Leeuwarden, Niederlande) ist Politologe, Publizist und Schriftsteller. Von 2002 bis 2013 war er Vorsitzender des PEN-Zentrums Deutschlands. Lilo Kraus ist erste Soloharfenistin der Staatsphilharmonie und Professorin an der Musikhochschule Nürnberg. Chris Schmitt ist seit den 1970er Jahren eine feste Größe in der deutschen Blues-Szene. Donnerstag, 14.12. – 19 Uhr
Lukaskirche Eintritt frei Moderation: Sascha Feuchert (LZG | Institut für Germanistik) In Kooperation mit dem Institut für Germanistik. |
Max Goldt liest
Daniel Kehlmann nennt ihn »den witzigsten Schriftsteller deutscher Sprache«: Max Goldt. Max Goldt (*1958 in Göttingen) ist Schriftsteller und Musiker. Er wurde unter anderem mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (1997), dem Kleist-Preis (2008) und dem Göttinger Elch (2016) ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Freitag, 19.01.2018 – 20 Uhr
Hermann-Levi-Saal (Rathaus Gießen) Eintritt 10€ | 7€ erm. | 5€ für LZG-Mitglieder
VVK (ab 02.10.17): Tourist-Info Gießen In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Gießen. |
Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen auf ein spannendes Herbstprogramm und jede Menge Zeit zum Lesen!
Herzlich grüßt |
Literarisches Zentrum Gießen e. V. |