Leipziger Buchmesse 2025 

© Leipziger Messe I Tom Schulze
© Leipziger Messe I Tom Schulze

Am Donnerstag, den 26. März 2025 öffnet die Leipziger Buchmesse und lädt für vier Tage unter dem Motto „Worte bewegen Welten“ Literaturbegeisterte zum Entdecken und Diskutieren ein. Mit 2.040 Aussteller:innen aus 45 Ländern setzt die Messe auch in diesem Jahr wieder ein starkes Zeichen für die Bedeutung des Buches – und das Team des LZG ist für Sie vor Ort!

In den folgenden Berichten können Sie einen Einblick in die Eindrücke und Erfahrungen des Teams bekommen. Gleich am ersten Tag erwartet uns wie jedes Jahr ein umfangreiches und attraktives Programm mit vielen spannenden Veranstaltungen, inklusive der alljährlichen Verleihung des Leipziger Buchpreises. 




Preis der Leipziger Buchmesse 2025 – Eine Feier der Literatur 

 

Die gut besuchte Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse

 

 

 

 

 

 

 

Blick auf die Bühne bei der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von Analena Aberle (Praktikantin)

 

 

Die Leipziger Buchmesse ist ein Ort der Entdeckungen, Diskussionen und natürlich der Literatur. In diesem Jahr hatte ich das Glück, zum ersten Mal dabei zu sein – und was für ein Erlebnis das war! Besonders beeindruckend war die feierliche Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse, einer der renommiertesten Auszeichnungen für deutschsprachige Literatur.

 

Seit 2005 wird der Preis in drei Kategorien – Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung – vergeben und spiegelt damit die Vielfalt der literarischen Gegenwart wider. In diesem Jahr gab es 506 Einreichungen aus 166 Verlagshäusern, aus denen die siebenköpfige Jury 15 nominierte Werke auswählte. Die Gewinner*innen wurden am 27. März 2025 um 16 Uhr in der Glashalle der Leipziger Messe gekürt.

 

Die Jury beschrieb die Auswahl der diesjährigen Titel als »augenöffnend« und »gegenwartsöffnend« – eine treffende Beschreibung, denn viele der Werke setzen sich mit drängenden gesellschaftlichen Themen auseinander. Besonders auffällig war die Präsenz von Büchern über Krieg und Verfolgung – ein Zeichen dafür, dass der Literaturbetrieb sich um unser Menschsein kümmert.

 

Die Gewinner*innen in den drei Kategorien

 

In der Kategorie Belletristik wurde Kristine Bilkau für ihr Werk Halbinsel ausgezeichnet. Kristine Bilkau war sehr gerührt und bedankte sich vor allem bei den Menschen, durch die ihr Roman überhaupt erst möglich geworden ist. Erzählt wird in dem Buch von einer Mutter und ihrer Tochter und den Versuch einer Annäherung zwischen den beiden Generationen.

 

Im Bereich Sachbuch/Essayistik ging der Preis in diesem Jahr an Irina Rastorgueva für ihr Werk Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung. Irina Rastorgueva war sichtlich überrascht und tief bewegt. In ihrer Dankesrede erinnerte sie an diejenigen, die für ihre Freiheit kämpfen, und rief dazu auf: »Wir müssen alles tun, um der Ukraine zu helfen.«

 

Den Preis in der Kategorie Übersetzung erhielt schließlich Thomas Weiler für sein Werk Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten, in dem von den Verbrechen der Wehrmacht in Belarus berichtet wird. Thomas Weiler betonte in seiner Dankesrede, wie wichtig es sei, auch die anderen nominierten Werke in der Kategorie Übersetzung nicht zu vergessen – und erinnerte an die aktuelle politische Lage in Belarus.

 

Die Preisverleihung wurde von Astrid Bömisch moderiert und war geprägt von nachdenklichen Momenten und inspirierenden Zitaten. Besonders blieb mir der Satz von Umberto Eco in Erinnerung:

 

»Wer liest, liest sich in die Welt hinein.«

 

Und genau das zeigt dieser Preis: Lesen ist mehr als nur eine stille Tätigkeit. Es ist ein Schlüssel zur Demokratie, ein Akt der Empathie und des Verstehens. Oder, um es mit den Worten der Jury zu sagen: »Das Lesen eines Buches ist ein leises Ereignis, aber was danach kommt, ist ein lautes.«

Als Erstbesucherin der Leipziger Buchmesse habe ich an diesem Tag viel gelernt – über Literatur, über die Welt und darüber, wie wichtig es ist, zu lesen. Und nicht nur ein Buch – sondern viele.

 

 


Meine Reise zur Leipziger Buchmesse

Feridun Zaimoglu im Gespräch über sein Werk Sohn ohne Vater

 

 

Tahsim Durgun spricht über sein Buch Mama, bitte lern Deutsch

von Huimin Wang (Praktikantin und Promotionsstudentin aus China)

 

Das ist mein erstes Mal auf der Leipziger Buchmesse. Sie ist weltweit bekannt und reicht sogar bis ins 17. Jahrhundert zurück. Früher habe ich oft in Lehrbüchern oder Reiseführern über sie gelesen – und jetzt kann ich sie endlich persönlich erleben!

 

Zunächst war ich beeindruckt von den Menschenmassen, die so begeistert von Büchern sind. Dann von der unglaublichen Vielfalt der Bücher. Obwohl ich durch Veranstaltungen des LZG bereits die kulturelle Vielfalt erlebt hatte, war ich dennoch überwältigt von der schieren Bandbreite der Literatur: Romane, Kriminalromane, Bilderbücher, Kinder- und Jugendbücher, Comics, Lyrik … Die Buchmesse ist wie ein Kaleidoskop, in dem man nicht nur Bücher findet, die einen anziehen, sondern auch ein Stück von sich selbst.

 

Ich nahm an mehreren Lesungen teil, unter anderem an der romantischen Geschichte Moments So Blue Like Our Love von Gabriella Santos de Lima und an einer Lesung des norwegischen Kriminalautors Aslak Nore. Besonders interessierte mich jedoch die deutsch-türkische Literatur verschiedener Generationen, zum Beispiel Sohn ohne Vater von Feridun Zaimoglu, der 1965 als Sohn eines „Gastarbeiters“ mit seinen Eltern nach Deutschland kam, und Mama, bitte lern Deutsch von Tahsim Durgun, einem jungen Autor und Content Creator, der sich in seinen Büchern und auf Social Media mit migrantischen Lebenswelten und politischen Themen auseinandersetzt.

 

Lange Zeit habe ich mich aufgrund meines Studiums hauptsächlich mit der traditionellen deutschsprachigen Literatur beschäftigt und dabei fast übersehen, welche Themen die aktuelle Literatur prägen. Aus meiner Perspektive gehören Migration und Frauenliteratur derzeit zu den wichtigsten Themen. Leider hatte ich diesmal nur begrenzt Zeit, mich mit Frauenliteratur zu befassen. Da ich mich jedoch schon lange für die italienische Frauenliteratur interessiere, insbesondere für die Bücher von Elena Ferrante, würde ich mich gerne beim nächsten Mal ausführlicher damit beschäftigen.

 

 


»Eigentlich bin ich nur wegen Christoph Kramer hier«

 

Einblick in eine der Messehallen

 

 

Ein Eichhörnchen-Maskottchen im Messetreiben

 

 

Christoph Kramer im Gespräch über seinen Debütroman Das Leben fängt im Sommer an

von Fiona Pfeifer (Praktikantin)

 

Die Buchmesse beginnt – und endet – für mich im Auto. Auf der Hinfahrt am ersten Tag lade ich noch schnell die App runter, ich schmiede erste Pläne für potenzielle Lesungen und attraktive Stände und entdecke einige große Namen unter den Gästen der Messe. Eine unserer Volontärinnen hat ein Verlagsgespräch bei Kiepenheuer & Witsch, in ihren Notizen entdecke ich einen Namen, der bei mir sofort etwas auslöst: Christoph Kramer... hat ein Buch geschrieben?! Mein Germanistinnenherz und mein Fußballerinnenherz geraten in Aufruhr. Ich suche in der App und sehe: Ja, er wird da sein. Am Samstag. Unser letzter Tag. Mein neues Ziel: Ich muss ihn sehen.

 

In den Tagen bis dahin sammle ich Eindrücke: Stände, Jutebeutel, Sticker und Postkarten – ich nehme alles mit, was kostenlos ist. Beim Betreten der Messehalle spüre ich sofort die Reizüberflutung. Alle scheinen ein System zu haben, nur ich nicht. Ich lasse mich durch die Gänge treiben, zu viele Menschen, zu viele Eindrücke, zu viele Namen, die ich vermeintlich kennen sollte.

Claudia Roth soll an mir vorbeigelaufen sein, sagt zumindest eine Kollegin aus unserem Team. Ich schaue mich um. Ich erkenne sie nicht. Ich bin furchtbar schlecht im Promis-Erkennen. Zwischen Manga-Cosplayern, Kindheitshelden wie dem Sams und Pippi Langstrumpf und Eichhörnchen-Maskottchen wechselt mein Gefühl dann ständig zwischen Überforderung und Nostalgie. Zwischendurch schnappe ich beim »Schreibzeug«-Podcast einen Satz auf, der hängen bleibt: »Schreibt, was ihr wollt, nicht, was verlangt wird.« Ich nehme ihn mit. Für mich. Für irgendwann.

 

Und dann ist auch schon Samstag. Wir schaffen es trotz langer Schlange pünktlich zum Verlagsgespräch mit Kiepenheuer & Witsch, wo ich Christoph Kramer tatsächlich schon vorab sehe. Kurz darauf ergattere ich einen Platz in der ersten Reihe (okay, auf dem Boden, aber: erste Reihe!) vor der Lesebühne. Und dann sitzt er da: Christoph Kramer. Spricht über seinen Roman, über seine Liebe zur Literatur, die für ihn überraschend spät kam. Vom Playstation-Spieler zur »Romanmaus«, wie er selbst sagt. Die Widmung seines Buches gilt dem Jahr 2006. Dem WM-Sommer, der Magie der ersten Male, dem Gefühl von Einheit und Freiheit. Fußball und Lesen, gar nicht so weit auseinander, wie es scheint. Er wird gefragt, was er jetzt eigentlich den ganzen Tag macht, wo er kein Profifußballer mehr ist. Und er zählt völlig ernst auf: Er frühstückt zu Hause, duscht zu Hause, wäscht seine Wäsche selbst, hat zum ersten Mal einen eigenen Kalender, lebt jetzt selbstbestimmt. Dinge, die für alle anderen Alltag sind, scheinen für ihn fast schon kleine Abenteuer zu sein. Ich muss schmunzeln. Weiter spricht er offen über Zweifel, Ängste und übers Tagebuchschreiben, das ihm half, auch seine Romanfigur zu formen. Er erzählt, wie Schreiben ihn davor bewahrt hat, nach dem Karriereende ins Leere zu fallen. Und wie er abends, nach Training oder Spiel, zwei, drei Stunden schrieb – mit echter Leidenschaft und dem Gefühl der Entspannung. Jetzt schreibt er sogar schon am zweiten Buch, und das erste wird verfilmt.  Trotzdem fällt es ihm noch schwer, sich selbst als »Autor« zu bezeichnen.

 

Im Auto auf der Rückfahrt schneide ich dann ein Video mit den Highlights der Lesungen. Ich bin müde, aber glücklich. Christoph Kramer habe ich gesehen, mein Ziel also erreicht, das Messechaos hat sich gefügt. So scheint sich ein Kreis zu schließen.

 



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